Liebe Schwestern und Brüder,
in den nächsten Tagen findet im krisengeschüttelten Irland der 50. Internationale Eucharistische Weltkongress statt. Es ist heuer genau das 50. Jahr nach der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Der Eucharistische Kongress in Dublin greift den Grundgedanken dieses Konzils im Leitwort „Die Eucharistie – Communio mit Christus und untereinander“ auf.
Mit großer Freude dürfen wir sagen, dass das Zweite Vatikanische Konzil ein geradezu pfingstliches Ereignis war. Der selige Papst Johannes XXIII. wollte die Fenster der Kirche weit aufstoßen und den heutigen Menschen neu mit der Botschaft Jesu Christi in Berührung bringen. Dabei spielte der Communio-Gedanke, d.h. der Hinweis auf die Gemeinschaft mit Christus und untereinander, eine große Rolle. Ja, geradezu wurde eine Communio-Ekklesiologie entwickelt, die das Volk Gottes als Pilger in gemeinsamer Verantwortung auf dem Weg zum großen Ziel herausstellt.
Wir alle wissen um die Probleme, denen wir uns in der Kirche seitdem ausgesetzt sehen. Ich brauche sie hier nicht eigens aufzuzählen. Die uns alle am heutigen Fronleichnams-Festtag bewegende Wahrheit, dass Christus nicht nur mitten unter uns ist, sondern in uns eingeht, darf und soll uns mit Freude erfüllen.
In den Lesungen wurden uns Gottes Heilswege entschlüsselt: Mose besprengte mit Tier-Blut den Altar und das Volk und schloss nach Verlesung der Urkunde so den Bund mit Gott.
In der zweiten Lesung aus dem Hebräerbrief wird uns berichtet, dass Christus „nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut“ (Hebr 9,12) unsere Erlösung bewirkt hat.
Das Ungeheure dieses Vorganges ist uns – wohl durch Gewohnheit – zumeist nicht mehr wirklich bewusst. Gott schaut nicht auf seine Schöpfung herab, er tritt durch Christus in sie ein, wird einer von uns, um uns, die wir uns in eigener und fremder Schuld verfangen hatten, herauszuholen.
Christus öffnete uns den Weg zum ewigen Leben.
Aber auf diesem Weg dorthin schauen wir nicht nur auf sein Heilswirken zurück, sondern stellen uns mitten in seine Gegenwart. Denn Christus ist mit seiner Himmelfahrt nicht aus dieser Welt entschwunden, sondern er bleibt unter uns gegenwärtig in seinem Wort und dem Sakrament der Eucharistie.
Christus macht und gibt sich uns zur Speise.
Wenn wir gleich durch die Straßen unserer Stadt Würzburg ziehen, dann laufen wir nicht hinter einem Stücken Brot her, sondern folgen Christus und bekennen so seine reale Gegenwart in der eucharistischen Brotsgestalt. Wir tun dies aus Dankbarkeit für dieses Geschenk, aber auch, um unseren Mitmenschen die Bedeutung und Größe dieses Geheimnisses vor Augen zu führen.
Müssen wir nicht tatsächlich in die Knie gehen, wenn uns bewusst wird, dass Gott sich in diesem Lebensbrot so klein macht und sich uns zur Speise gibt? Kaum einer hat es treffender und innerlicher ausgedrückt als Thomas von Aquin: „Dieses Brot sollst du erheben, welches lebt und gibt das Leben, das man heut’ den Christen weist…Neuer König, neue Zeiten, neue Ostern, neue Freuden, neues Opfer allzumal!...Vor der Wahrheit muss das Zeichen, vor dem Licht der Schatten weichen, hell erglänzt des Tages Strahl...Was das Auge nicht kann sehen, der Verstand nicht kann verstehen, sieht der feste Glaube ein.“ (Sequenz von Fronleichnam)
Liebe Schwestern und Brüder, ich weiß um die Skepsis vieler Mitmenschen, die meinen, dass es nicht sein könne, dass sich in der Wandlung von Brot und Wein innerhalb der heiligen Messe tatsächlich Christi Fleisch und Blut ergebe. Sie wollen mit ihrem Verstand diesem unfassbaren Geschehen nachkommen. Aber – Hand aufs Herz – wer versteht schon, dass sich aus einer kleinen Zwiebel eine wunderbare Blume in aller Pracht entwickelt? Und erleben wir dies nicht täglich?
Wer versteht schon, dass Glaube, Hoffnung und Liebe die Welt verändern? Erfahren wir dies aber nicht auch an uns selbst?
Wir bleiben immer nur staunend vor den Geheimnissen unserer Welt und unseres Lebens stehen. Warum sollten wir nicht auch die Demut aufbringen, Christi Wort zu glauben und uns diesem Geheimnis der Liebe hinzugeben?
Eindrucksvoll hat uns eben Markus in seinem Evangelium die Einsetzung des Altarssakramentes geschildert (Mk 14,12-26).
Der heilige Niklas von Flüe hat viele Jahre seines Lebens nachweislich nur von der heiligen Kommunion gelebt. Und dies wird auch glaubwürdig von der Therese Neumann aus Konnersreuth berichtet. Das Brot für das Ewige Leben wurde für sie zum Brot des täglichen Lebens, das sie ernährte.
Wer in die Kommunion-Gemeinschaft mit Christus eintritt, kann nicht anders als auch in Gemeinschaft mit dem Nächsten einzutreten. Die enge Verbindung mit Christus, die weit über jede menschliche Gemeinschaft hinausgeht, drängt zur Gemeinschaft mit dem Nächsten. Ist diese Konsequenz nicht gerade für diese unsere Tage wichtig, da sich in der fortschreitenden Individualisierung unserer Gesellschaft die Defizite des fehlenden Glaubens handfest bemerkbar machen?
Mit großer Freude und Dankbarkeit dürfen wir dem eucharistischen Herrn huldigen und unser Glaubensbekenntnis öffentlich bezeugen – zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen.
Amen.