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Im Gespräch

„Die Folgen sind gravierend“

Fortbildung des Bistums Würzburg setzt sich kritisch mit der Rede vom Menschen als „Krone der Schöpfung“ auseinander – Moraltheologe Professor Dr. Michael Rosenberger erklärt Gedanken hinter der Tagung

Aschaffenburg (POW) Am Montag, 3. Februar, sind die in der Pastoral tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diözese Würzburg zu einer Fortbildung mit Professor Dr. Michael Rosenberger ins Aschaffenburger Martinushaus eingeladen. Rosenberger stammt aus Kitzingen, ist Priester des Bistums Würzburg und Moraltheologe an der Katholischen Privat-Universität in Linz. Seine Schwerpunkte sind Schöpfungstheologie und Schöpfungsspiritualität. Thema der Fortbildung ist „Krone der Schöpfung? Ursprünge des christlichen Anthropozentrismus und Möglichkeiten seiner Überwindung“. Dem Pressedienst des Ordinariats Würzburg hat er vorab drei Fragen dazu beantwortet.

POW: Vom Menschen als „Krone der Schöpfung“ zu sprechen, ist eine weit verbreitete Redensart. Doch die Veranstaltung setzt ein Fragezeichen hinter diese Aussage. Warum?

Professor Dr. Michael Rosenberger: Zunächst einmal können wir feststellen, dass die Rede vom Menschen als „Krone der Schöpfung“ erst 250 Jahre alt ist. Als Erster hat sie Johann Gottfried Herder verwendet. Sie stammt also aus einer Zeit, in der die Rolle des Menschen beinahe ins Unermessliche gesteigert wurde. In der Bibel findet sich diese Bezeichnung nicht. Und daher soll der Frage nachgegangen werden, ob denn diese Bezeichnung tatsächlich gerechtfertigt ist und einer zeitgemäßen Theologie entspricht. Deswegen das Fragezeichen hinter dem Satz.

POW: Wie ist es dazu gekommen, dass der Mensch sich selbst als Mittelpunkt der Welt bezeichnet, und welche Folgen hat dieses Denken?

Rosenberger: Die Ursprünge dieses Denkens gehen ins sechste Jahrhundert vor Christus ins alte Griechenland zurück. Die Griechen haben den Menschen schon zu dieser Zeit so definiert, dass sie vor allem nach Fähigkeiten gesucht haben, die der Mensch exklusiv besitzt, die also die Tiere nicht haben. Ihre Antwort lautete: Allein der Mensch kann denken, allein der Mensch kann sprechen. Daraus leiteten sie ab, dass alle Lebewesen auf dem Planeten Erde allein für das Wohl und den Nutzen der Menschen geschaffen sind. Die Menschen können sie nutzen, wie es ihnen für ihr eigenes Wohlergehen förderlich scheint. Dieses Denken ist im frühen Christentum übernommen worden und prägt bis heute die europäische Kultur, Wirtschaft und Technik bis in die Poren hinein. Dass Wirtschaft und Technik in unserer Gesellschaft so dominant geworden sind, ist ohne die antike griechische Vorstellung, dass der Mensch der Mittelpunkt der Schöpfung ist, gar nicht denkbar. Doch die Folgen sind gravierend. Letztlich geht ein großer Teil der Umweltzerstörung, des Verlusts an Lebensvielfalt und der Klimaerwärmung auf dieses Konto.

POW: Welches Denken braucht die Welt heute, gerade mit Blick auf Umweltzerstörung und Klimawandel?

Rosenberger: In erster Linie müssten wir Menschen uns als winzig kleinen Teil dieses wundervollen Ökosystems der Erde verstehen. Wir sind auf vielfältige Weise abhängig von diesem Ökosystem. Tiere und Pflanzen sind unsere Mitgeschöpfe, unsere Geschwister, wie Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si'“ sagt. Das sollte uns zur Dankbarkeit, zum Staunen, zum Respekt und zur Demut führen. Wir müssten mehr bereit werden, die Ressourcen dieser Erde mit den anderen Lebewesen zu teilen. So jedenfalls ist es die Vision der Bibel. Ein gutes Leben auf diesem Planeten können wir nicht auf Kosten der anderen Lebewesen erreichen, sondern nur in einer geschwisterlichen Gemeinschaft mit ihnen.

Interview: Burkard Vogt (POW)

(0425/0093; E-Mail voraus)

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