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„Die Freude an Gott, halleluja, ist unsere Kraft, halleluja!“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Eröffnungsgottesdienst zum Kongress „Freude am Glauben“ am 11. September 2009 in der Stiftsbasilika Sankt Peter und Alexander in Aschaffenburg

Liebe Kongressteilnehmer, liebe Schwestern und Brüder,

„Die Freude an Gott, halleluja, ist unsere Kraft, halleluja!“ singen wir in einem Kehrvers (GL 627,2) aus dem Gotteslob!

In der Tat: Die Freude an Gott ist unsere Kraft!

Wir erleben heute oft genug das Gegenteil: Glaubensarmut oder gar Glaubenslosigkeit und damit verbunden eine Schwäche, die lähmt.

Uns allen ist hinlänglich der heutige gesellschaftliche Umbruch bekannt. Die Folge: Schlimmste Gewalt im Fernsehen, Computerkriegsspiele, wachsende Korruption und Kriminalität, Finanz- und Weltwirtschaftskrise mit einer spürbar zunehmenden Armut – sowohl in den Entwicklungsländern als auch in unserem Land – und der maßlosen Profitgier Einzelner. Die steigende Zahl der Ehescheidungen mit den katastrophalen Folgen für die Kinder, die vielen Abtreibungen, die große Zahl der Selbstmorde sind weitere Indizien.

Unseren Kindern und Jugendlichen wird vorgegaukelt, dass der Glaube an Gott überholt, Kirche out sei und der christliche Wertekanon überholt sei. Dass die reale gesellschaftliche Misere das Gegenteil offenbart, wird verschwiegen.

Ereignisse wie die Bluttaten der Amokläufe von Winnenden und Erfurt schrecken zwar für eine kurze Zeit die Nation auf, führen aber letztlich nicht zu einer reflektierten Sicht der christlichen Werte.

Zum Glück stelle ich bei vielen jungen Menschen eine verstärkte Suche nach den Werten fest.

Sie fragen nach zuverlässigen Grundlagen, auf denen sie das eigene Leben und das der Gesellschaft aufbauen können. Was hat verbindlichen Bestand angesichts der Infragestellung vieler alter Werte? Wie kann ein Friede gefunden werden angesichts der soeben geschilderten Situation?

Der heilige Apostel Paulus bekannte in dem eben gehörten Ersten Timotheusbrief: „…ich wusste in meinem Unglauben nicht, was ich tat“ (1,12). Als er aber die Begegnung mit dem auferstandenen Christus vor Damaskus hatte, da wurde er vom Christenverfolger zum glühenden Christusnachfolger.

Der Kern und Angelpunkt unseres Glaubens ist Jesus Christus. Wer ihn erkennt als den Sohn Gottes und Erlöser der Menschheit, der tritt in den Glauben ein, wird von seiner Liebe wie von einem schützenden und wärmenden Mantel umschlossen und empfindet eine tiefe Freude. Deshalb ist es so wichtig, dass wir Christus persönlich begegnen und uns durch seine Gnade auch die Freude des Glaubenden erfahren.

Zunächst gilt es, den Glauben schätzen zu lernen. Dazu gehört ein Kennenlernen der Heiligen Schrift und ein Aneignen von Wissen um Glaube und Kirche. Wie kann ich mich entscheiden, wenn ich nicht um den Inhalt weiß.

Es gibt genügend Gründe, dies zu tun, da die dabei geschenkte Freude ungemein groß und vielfältig ist. Papst Benedikt XVI. sagte: „Wer glaubt ist nie allein!“ Die Kommunikation mit Gott im Gebet ist ein lebendiger Austausch. Es wächst eine Gemeinschaft mit Gott, aber auch mit denen, die ebenfalls diesen Weg gehen. Gott ist nicht nur der Adressat unseres Gebetes, sondern er ist der aktive Gesprächspartner. Er spricht ebenfalls zu uns. Und das nicht nur in der Heiligen Schrift und in der liturgischen Verkündigung sondern auch unmittelbar im Vorgang unseres Betens.

Große Frauen und Männer, wie zum Beispiel die heilige Teresa von Avila, haben uns glühende Zeugnisse ihres direkten Umgangs mit Christus hinterlassen.

Der heilige Franz von Assisi hörte Christi Stimme vom Kruzifix in San Damiano.

Die heilige Edith Stein verbrachte Nächte vor dem eucharistischen Herrn im Tabernakel und hielt Zwiesprache mit ihm.

Vor nicht allzu langer Zeit hat eine begnadete Frau namens Barbara Weigand, jahrelang nach strapaziösen nächtlichen Fußmärschen von Schippach hier nach Aschaffenburg in der nahegelegenen Kapuzinerkirche die Frühmesse besucht und den Herrn in der Eucharistie verehrt. Die eucharistische Anbetung ist eine der wichtigsten Möglichkeiten mit Christus Zwiesprache zu halten. Diese persönliche Begegnung räumt die Hindernisse des Zweifels beiseite und schenkt eine tiefe innere Freude.

Der Empfang des Bußsakramentes, das – wie Papst Benedikt des Öfteren sagt – ein fast ‚verlorenes Sakrament’ ist, ist entscheidend für die erneuerte und vertiefte Gottesbeziehung. Warum nutzen wir so wenig dieses Sakrament der Versöhnung, das mit der Lebenshingabe Jesu Christi verbunden ist und uns als kostbarer Schatz übergeben ist? In Talkshows wird oft hemmungslos auf peinliche Weise die eigene Schuld in die Welt hinein posaunt, aber der Gang in ein – möglicherweise anonymes – persönliches Bekenntnis wird abgelehnt. Dieses sich vor Gott schuldig Bekennen, ist eine wesentliche Voraussetzung für eine Bereitschaft sich ständig im Sinne Gottes zu verändern. Die uns von Gott zugesprochene Vergebung ist ein Geschenk für den Neuanfang. Wo gibt es sonst so etwas auf der Erde?

Der Empfang der heiligen Eucharistie ist die tiefste innere Gemeinschaft mit Gott. Er verschenkt sich an uns, wird zur Speise für uns, kommt nicht nur in unseren Leib, sondern auch in unser Herz. Wer es fassen kann, der fasse es!

Im Nächsten begegnen wir Christus selbst: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40) wird Gott uns im Jüngsten Gericht sagen.

Die Kommunikation mit Christus geschieht auch im Nächsten. Christi Antlitz begegnet uns gerade in dem geschundenen Antlitz unsers Mitmenschen.

Von daher gilt, was ich in einem Buch las: „Keine Mystik ohne Diakonie, kein Bibelteilen ohne Sendung.“ (Hennecke, Christian Hg.: Kleine Christliche Gemeinschaften verstehen. Echter: 2009. S.9) Die Freude am Glauben gewinnen wir in der lebendigen Glaubenspraxis. Wer nur von außen auf uns Glaubende schaut, wird das große Geheimnis der Liebe Gottes zu uns so nicht erfassen, da wir nur gebrochen und viel zu blass den wunderbaren Vorgang widerspiegeln. Man muss selbst den Weg der Aufnahme des Wortes Gottes, des Gebetes und der Anbetung, der Buße und des Kommunionempfanges gehen, um durch dieses Hineinwachsen in die Gemeinschaft mit Gott, auch die Liebe und die Kraft zu haben, im Nächsten Christus zu begegnen. Dann aber verändern wir die Welt.

Nur wenn wir als Kirche immer mehr den Weg Jesu Christi gehen und gemeinsam unsere Berufung als Volk Gottes wahrnehmen, werden wir als eine starke Kirche die Gesellschaft erneuern!

Amen.