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Die Freude an Gott ist seine Stärke

Ehemaliger Bolivienmissionar und früherer Pfarrer von Stockheim, Thomas Hermes, ab 1. September 2007 Spiritual am Priesterseminar in Würzburg – Ehrenbürger der Stadt Potosí – Begleitung der Domchöre als Zusatzaufgabe

Würzburg/Stockheim (POW) Außer dem Dienstort ändert sich für Thomas Hermes ab 1. September 2007 nicht allzu viel: Als Spiritual im Priesterseminar Würzburg betreut er in Zukunft die Priesteramtskandidaten der Diözese Würzburg und des Erzbistums Bamberg. Das hat der 48-Jährige bereits im bolivianischen Potosí gemacht – im Nebenberuf. Seit 2002 war er dort für die geistliche Ausbildung der Priesteramtskandidaten der gleichnamigen Diözese verantwortlich, zusätzlich zu seiner Pfarrei: Der Würzburger Diözesanpriester war zuletzt seit 1998 als freigestellter Missionar für eine der zwölf Pfarreien in der 180.000-Einwohner-Stadt Potosí zuständig. „Bis ich dorthin kam, war die Pfarrei seit über 100 Jahren ohne Pfarrer“, erzählt Hermes, der schon von 1990 bis 1994 in Bolivien wirkte und von 1994 bis 1998 Pfarrer von Stockheim, Eußenhausen und Hendungen war.

Sein Vertrag für Bolivien war ursprünglich auf fünf Jahre beschränkt. „Als ich dann vor zwei Jahren dem neuen Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann besuchte, interessierte ihn, wie lange ich noch in Südamerika bleibe.“ Ihm selbst sei schon zu diesem Zeitpunkt klar gewesen, dass er wieder nach Deutschland zurückgehen wolle, bevor zehn Jahre um sind. „Wer länger bleibt, schafft meistens die Rückkehr nicht mehr.“ Welche Aufgabe ihn in Würzburg erwarte, wusste Hermes nach eigenen Angaben zunächst nicht. Mit Erstaunen habe er aber 2006 bei seinem jährlichen Heimatbesuch – seine Eltern leben in Zell am Main und die drei Geschwister in Margetshöchheim, Rimpar und Ingolstadt – festgestellt, dass ihn zahlreiche Priester fragten, ob ihn denn der Bischof schon wegen der Stelle des Spirituals im Würzburger Priesterseminar angerufen hätten.

„Spiritual in Deutschland zu sein, ist etwas ganz anderes als in Bolivien.“ Viele junge Männer meldeten sich dort im Priesterseminar an, weil sie sich für das Volk und die Armen berufen fühlten. „Sie erleben auf den Dörfern, dass es nicht die Politiker sind, die sich um ihre Nöte kümmern, sondern die Vertreter der Kirche.“ Deswegen habe er im Priesterseminar Potosí mitunter Schützlinge gehabt, die von kirchlichen Dingen eher wenig Ahnung hatten. „Es fehlt oft das Grundgerüst in Sachen Glauben.“ Aber nicht nur in Sachen Glaubenslehre und -praxis betreute Hermes in Bolivien angehende Priester: Seit 1999 war er im Priesterseminar von Potosí Dozent für Latein und Liturgie. „Und weil in meiner Pfarrei noch ein Gefängnis mit rund 200 männlichen und etwa 20 weiblichen Insassen war, hat mich der dortige Bischof auch noch zum Gefängnisseelsorger ernannt. Sie können sich vorstellen, dass die Seelsorge dort ganz anders aussieht als in einer gewöhnlichen Pfarrei.“ Ganz nebenbei schaffte Hermes es, die bedeutende, aber beinahe baufällige Pfarrkirche aus dem Jahr 1586 mit ihren insgesamt neun Kuppeln zu renovieren; unter anderem, indem er in Deutschland insgesamt rund 80.000 Euro an Spendengeldern sammelte, zum Beispiel in der Diözese Würzburg. „Meine ehemalige Pfarrkirche ist dem heiligen Benedikt geweiht und allein deswegen in ganz Bolivien einzigartig, weil es dort keine Benediktiner-Niederlassung gibt.“ Die spanischen Könige hätten keine monastischen Orden in ihren Ländern gewünscht.

Im Mai dieses Jahres, als Hermes’ Abschied in Richtung Deutschland feststand, würdigte die Stadt den Einsatz des Würzburger Priesters mit einer besonderen Auszeichnung: sie ernannte Hermes zum Ehrenbürger. Die auf Leder kalligraphierte Urkunde begründet diesen Schritt unter anderem so: „Er hat mit knappen finanziellen Mitteln – auch gegen manche Widerstände und Schwierigkeiten – viel geleistet und die vollständige Restaurierung der Sankt-Benedikt-Kirche durchgeführt, die eine der architektonischen Kostbarkeiten Potosís darstellt. Ebenso zu erwähnen ist der Bau eines Pfarrzentrums mit Pfarrhaus und Versammlungsräumen; außerdem andere, über die Renovierung der Kirche hinausreichende, denkmalpflegerische Projekte zur Erhaltung und Verschönerung der Außenanlagen der Benediktskirche in ihrem historischen Umfeld, in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung von Potosí, die diese in Koordinierung mit dem Seelsorger mitfinanziert hat.“ Einer der größten Zeitungen des Landes war Hermes’ Bauleistung gar eine mehrseitige Berichterstattung in der farbigen Wochenendbeilage wert.

In Deutschland plant Hermes, seine Energie auf die innere Erbauung seiner Schützlinge zu fokussieren. „Die Arbeit eines Spirituals ist ein sehr persönlicher Bereich. Als Priester möchte ich von meinem Glauben weitergeben.“ Das heißt für Hermes, bei den Theologiestudenten im Würzburger Seminar, unter denen im kommenden Semester auch erstmals Bamberger Priesteramtskandidaten sein werden, Sensibilität für Gottes Wirken im täglichen Leben zu wecken. „Die Bibeltexte sind hierfür die Grundlage.“ Schon während seines Studiums hätten ihn die Einfachheit im Glauben und die Leichtfüßigkeit des heiligen Franziskus fasziniert. „Meine Gemeinde in Potosí hat mir einmal gesagt: Immer wenn wir die Bibelstelle ‚Die Freude an Gott ist unsere Stärke’ lesen, denken wir an Sie.“

Hermes gehört der Priestergemeinschaft Jesus Caritas an, die sich am Leben des Charles de Foucauld orientiert. „Es geht darum, das Evangelium mit dem ganzen Leben zu verkünden und einfache Menschen verstehen zu lernen“, pointiert er die Grundlagen der Gemeinschaft. Er selbst habe in Bolivien wie Foucauld gerne den Rückzug in die äußere Wüste gesucht. „Der große Salzsee Salar de Uyuni ist eine großartige Landschaft von einmaliger Stille.“ Für ihn ein Ort, der zugleich zur Anbetung Gottes einlädt. Getreu der benediktinischen Regel „Ora et labora“ sei auch ihm der Ausgleich zwischen Aktivität und Kontemplation wichtig.

Seit seinem 10. Lebensjahr spielt Hermes Geige – „für den Privatgebrauch“, wie er betont. Für seine Zusatzaufgabe im Bistum Würzburg – die geistliche Begleitung der Domchöre – qualifiziert ihn aber auch ein weiterer Umstand: „Während des Studiums habe ich im Domchor mitgesungen und musste dafür eigens eine Sondergenehmigung des Regens’ erbitten.“ Die vielen Kinder und Jugendlichen, die in den Nachwuchschören singen, seien hochmotiviert und für kirchliche Themen ansprechbar, „auch wenn sie vielleicht kritische Fragen haben“. Rund sieben Jahre plant Hermes als Mindestdauer seines Engagements als Spiritual ein. „Einen Kurs möchte ich komplett von Studienbeginn bis zur Priesterweihe begleiten.“ Was dann komme, sei für ihn offen, sagt er mit einem Lächeln. „Von 22 Jahren als Priester habe ich 13 in Bolivien verbracht. Und ich kann gut mit beiden Welten.“

(3407/1167; E-Mail voraus)

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