Würzburg (POW) Einen schöneren Namen hätte die Gemeinschaft Sant’Egidio nicht finden können für Menschen mit geistiger Behinderung: Sie heißen „die Freunde“. Mit ihnen hat sich Sant’Egidio auf dem Weg des Evangeliums gemacht. Das Ergebnis liegt jetzt als Buch vor und wurde am Freitagnachmittag, 23. September, im Sankt Burkardus-Haus in Würzburg vorgestellt: „Jesus als Freund“.
Erfolgreich hat die Gemeinschaft in den vergangenen Jahren versucht, die Frohe Botschaft Jesu den „Freunden“ nahe zu bringen. „Wir bieten das Evangelium den Menschen an, denen manchmal nicht das Recht zugesprochen wird, die Frohe Botschaft kennen zu lernen und zu verstehen“, betonte Angelika Wagner von Sant’Egidio bei der Buchpräsentation vor rund 100 Gästen. Das Buch sei im Rahmen des geistigen und pastoralen Weges von Sant’Egidio mit geistig behinderten Menschen entstanden. Die größte Herausforderung sei gewesen, direkt zu den Menschen mit geistiger Behinderung zu sprechen. Das Bild „Jesus als Freund“ sei sofort verständlich gewesen. „Jesus wird in den Katechesen, die sich in dem Buch finden, immer als Vorbild gesehen, dem es nachzufolgen gilt“, sagte Wagner.
Ein beeindruckendes Glaubenszeugnis gab Lieselotte Brückl von der Bewegung „Die Freunde“ bei der Buchvorstellung. Den „Freunden“ gehören über 2000 Menschen mit Behinderung, ihre Familienangehörigen und Freunde an. In bewegenden Worten erzählte Brückl von der Kraft des Evangeliums und vom Selbstbewusstsein, das die Frohe Botschaft schenke. „Die Begegnung mit Jesus und seinen Worten hat mein Leben verändert. Ich habe viele Freunde kennen gelernt. Jesus rettet unser Leben und befreit alle Menschen vom Bösen“, sagte Brückl. Im Laufe der Jahre habe sie verstanden, dass für sie die größte Krankheit die Einsamkeit gewesen sei. „Jesus hat mich von der Einsamkeit geheilt. Ich habe viele Freunde und keine Angst mehr vor der Zukunft.“ Heute sage sie selbst das Evangelium weiter, denn viele Menschen warteten darauf. „Die Katechesen sind ein großes Geschenk. Das Evangelium ist ein Schatz für unser Leben und für die Welt.“
Begeistert zeigten sich Domkapitular Dietrich Seidel, Vorsitzender des Caritasverbands für die Diözese Würzburg, und der stellvertretende evangelische Dekan Winfried Schlüter. „Das Buch macht Lust auf das Evangelium“, sagte Schlüter. Die Sammlung von Katechesen sei eine glanzvolle Angelegenheit. Eine sehr große Glaubenserfahrung sei zu spüren. Seidel zitierte Papst Johannes Paul II., dass Menschen mit Behinderung besondere Zeugen der Nähe Gottes seien. Jeder Mensch habe sein Handicap. Die Begegnung mit den „Freunden“ werde zur Bereicherung. Seidel dankte Sant’Egidio für das Engagement für die „Freunde“ und für das Buch. „Jesus als Freund“ lade ein, sich selbst mit dem Glauben auseinander zu setzen.
Das im Würzburger Echter-Verlag erschienene Buch „Jesus als Freund“ will helfen, Jesus kennen zu lernen. Nach Vorworten von Professor Dr. Jürgen Moltmann und Bischof Vincenzo Paglia beleuchten 25 Katechesen den Weg Jesu von der Verkündigung und Geburt bis hin zu Tod und Auferstehung. Die Glaubensgespräche richten sich an Menschen mit geistiger Behinderung und verschiedener Beeinträchtigung der Sinne. Am Ende jedes Themas kommen „Freunde“ zur Sprache. Ihre Aussagen zeigen, welche große Kraft und Fähigkeiten sie besitzen, die Botschaft Jesu zu verstehen und anzunehmen. So wie beispielsweise Susannes Bekenntnis bei der Erzählung vom Guten Hirten: „Die Liebe Jesu ist die Freundschaft. Ich habe die Freundschaft durch die Liebe zu Jesus gefunden; er hat gemacht, dass ich euch alle kennen lernte und dass ihr jetzt meine Freunde seid und mich gern habt.“
Gemeinschaft Sant’Egidio: Jesus als Freund. Mit geistig behinderten Menschen auf dem Weg des Evangeliums. 240 Seiten. 20 Euro. Echter Verlag, Würzburg 2004. ISBN 3-429-02642-3.
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