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„Die graue Eminenz der Bischöfe“

Buchvorstellung „Lorenz Fries und sein Werk. Bilanz und Einordnung“ – Sammlung vereint Vorträge über den 1550 gestorbenen fränkischen Geschichtsschreiber – „Fries beeinflusst bis heute die Wahrnehmung seiner Zeit“

Würzburg (POW) Ein neues Buch über Lorenz Fries, Sekretär dreier Bischöfe, Chronist des Hochstifts Würzburg und bedeutendster fränkischer Geschichtsschreiber des 16. Jahrhunderts, ist am Donnerstag, 20. Februar, in den Barockhäusern in Würzburg vorgestellt worden. „Lorenz Fries und sein Werk. Bilanz und Einordnung“ lautet der Titel des 480 Seiten starken Bands. Die Beiträge gehen zurück auf eine gleichnamige Tagung, die vom Institut für Geschichte der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und dem Stadtarchiv Würzburg im Februar 2012 in Würzburg veranstaltet wurde.

Lorenz Fries sei der „bedeutendste fränkische Geschichtsschreiber des 16. Jahrhunderts“ gewesen, führte Bürgermeister Dr. Adolf Bauer in den Abend ein. Drei Würzburger Fürstbischöfen habe Fries als loyaler und fleißiger Sekretär, Archivar und Rat zur Seite gestanden. „Er war sich dabei seines Wertes und seiner Position durchaus bewusst und vermochte es, zeitweise auch auf die Politik des Hochstifts einzuwirken.“ Der nun vorliegende Sammelband sei ein „wichtiger Mosaikstein der fränkischen Landesgeschichte“.

„Lorenz Fries war geradezu die graue Eminenz der Bischöfe von Würzburg“, sagte Privatdozent Dr. Stefan Petersen, Oberassistent am Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte der Universität Würzburg und Mitherausgeber des Buchs. „Und er ist immer noch die graue Eminenz der Forschung.“ Auch heute noch komme man an ihm und seinem Werk nicht vorbei. Mit der Tagung im Jahr 2012 habe man eine Standortbestimmung der Fries-Forschung unternehmen wollen. So stehe etwa eine intensive Analyse der Bischofschronik noch aus. Die Erschließung der „Hohen Registratur“ mittels einer Internetdatenbank sei derzeit noch im vollen Gange. „Man soll im Internet viel einfacher und schneller zum Ziel kommen, als Fries es sich hätte träumen lassen“, sagte Petersen.

Einen Überblick über den Inhalt des Buchs gab Dr. Ulrich Wagner, Leitender Archivdirektor des Stadtarchivs Würzburg und Mitherausgeber. Schwerpunkte der vier Sektionen sind die Bischofschronik, die von Fries verfasste Geschichte des fränkischen Bauernkriegs, die „Hohe Registratur“ sowie die süddeutsche Geschichtsschreibung bis 1550. Im vierten Teil spannen die Autoren den Bogen zu zeitgenössischen Historiographen wie Johannes Trithemius, dessen Grabplatte im Neumünster zu finden ist, oder Johannes Aventinus in München.

„Wer war Lorenz Fries?“ Diese Frage stellte Archivrätin Dr. Hannah Hien vom Staatsarchiv Bamberg an den Beginn ihres Vortrags zum Thema „Schriftgutverwaltung als aktive Politik“. Fries sei zeitlebens ein treuer Diener seiner Herren gewesen. Aus dieser Rolle heraus habe er jedoch auch großen Einfluss auf das Zeitgeschehen gehabt. „Fries war ein herausragender Repräsentant eines besonderen Typus des herrschaftlichen Sekretärs“, sagte Hien. Er habe sein gesamtes Schaffen in den Dienst des Hochstifts und dessen Machtsteigerung gestellt. „Er betrieb Schriftgutverwaltung als Politik: Wer und was wie verzeichnet wurde, das ist die Macht über Erinnern oder Vergessen. Sein Wissen machte ihn interessant, ja unentbehrlich.“ Zudem sei er ein „einflussreicher Mann, dessen Kompetenzen die eines Sekretärs weit überstiegen“, gewesen. So habe er beispielsweise Gutachten verfasst, das Hochstift auf offiziellen Reisen vertreten und bei Personalentscheidungen mitgewirkt. „Lorenz Fries hat unser Bild von der Geschichte Würzburgs nachhaltig geprägt“, schloss Hien. „Wir sehen das 15. und 16. Jahrhundert so, wie er es sehen wollte. Er beeinflusst bis heute die Wahrnehmung seiner Zeit.“

Franz Fuchs, Stefan Petersen, Ulrich Wagner, Walter Ziegler (Hrsg.): „Lorenz Fries und sein Werk. Bilanz und Einordnung“. 480 Seiten, 54 Abbildungen. 24,80 Euro. Verlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 2014, ISBN 978-3-87717-852-2.

sti (POW)

(0914/0206; E-Mail voraus)

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