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Die Häupter in der Truhe

Im Schmelzofen geläutert: Sonderausstellung des Würzburger Domschatzes zeigt prächtige Goldschmiedearbeiten – Eindrucksvoller Beleg der Zerstörungskraft der Brandnacht vom 16. März 1945

Würzburg (POW) Die Brandnacht vom 16. März 1945 war nicht das einzige Ereignis, das dem Würzburger Domschatz zusetzte. Schon die Säkularisation von 1803 hinterließ große Lücken. Als 1821 Bischof Friedrich von Groß zu Trockau seine Bischofskirche in Besitz nahm, waren die Spitzenstücke barocker Goldschmiedekunst des Domschatzes längst eingeschmolzen. Andere Stücke waren im Nachklang der Säkularisation von 1803 versteigert worden. Vor allem Kunstwerke gotischer Provenienz wanderten in großer Zahl in fränkische Privatsammlungen sowie in die Bestände der Universität Würzburg ab. Bis auf das Kiliansbanner im Mainfränkischen Museum sind alle Objekte verschollen.

Für den Dom, der inzwischen wieder den Status einer Bischofskirche hatte, waren die Verantwortlichen bestrebt, Stücke aus königlich-bayerischem Besitz zu erhalten, um die Verluste auszugleichen. Vor allem Bischofsmitren, -stäbe und Ornate gab das Hofmarschallamt des Kronprinzen Ludwig an die Kathedrale ab. Neue liturgische Geräte wurden im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts kaum in Auftrag gegeben. Wahrscheinlich, weil man die Stücke des 18. Jahrhunderts als der barocken Raumschale des Domes angemessen empfand.

Was den 16. März 1945 so verheerend machte: Viele dieser wertvollen Goldschmiedearbeiten, auch solche, die innerhalb der Stadt ausgelagert waren, wurden unwiederbringlich zerstört. Akribisch listete Domkaplan Fritz Bauer im Frühjahr 1945 auf, was bei den Aufräumarbeiten im zerstörten Dom noch an Kelchen, Monstranzen und liturgischer Kleidung zu finden war. Auf seinem Text basiert die Sonderausstellung mit dem Titel „Im Schmelzofen geläutert. Der Domschatz nach dem 16. März 1945 – ein Neuanfang“. „Bei aller emotionalen Ergriffenheit hat Kaplan Bauer nie den Blick für Details verloren. Er erfasste das Wesentliche und schilderte es in beeindruckender Objektivität“, erklärt Jürgen Emmert vom Kunstreferat der Diözese Würzburg.

Emmert und sein Kollege Michael Koller haben anhand des Manuskripts Bauers, das im Diözesanarchiv vorliegt und Teil der Sonderausstellung ist, allerhand Raritäten zusammengetragen, die sie nun im Domschatz in der Plattnerstraße präsentieren. „Der Kiliansschrein, mit dem 1949 die Reliquien der Frankenapostel aus Gerolzhofen zurück nach Würzburg geholt wurde, war zuletzt 1967 bei der Wiedereinweihung des Doms zu sehen.“ Neben dem Schrein ist die schwere barocke eiserne Archivtruhe des Priesterseminars zu sehen, in der die Häupter von Kilian und Gefährten sowie vier der wertvollsten Mitren bei der Auslagerung versteckt waren.

Einen breiten Raum nehmen Goldschmiedearbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts ein. Die zerstörerische Gewalt der Feuersglut macht besonders ein fast bis zur Unkenntlichkeit geschmolzener Kelch deutlich. Viele der ausgestellten Objekte konnten nach dem Krieg restauriert werden. „Zum Teil wurden dabei auch unbeschädigte Teile in neue Geräte integriert.“ Das zeigt der Deckel eines verloren geglaubten Ziboriums, der zum Fuß für eine neue Hostienschale wurde. Direkt daneben präsentiert die Ausstellung das Hostiengefäß, das der jetzige Schalenfuß passgenau abschließt.

Die Sonderausstellung im Domschatz ist erstmals am Sonntag, 11. September, von 14 bis 17 Uhr in der Plattnerstraße zu besichtigen. An diesem Tag sind der Eintritt sowie die Sonderführungen um 14 und 15 Uhr kostenlos. Bis einschließlich 20. November ist die Ausstellung dann dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Nähere Informationen bei: Domschatz Würzburg, Plattnerstraße, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38665600, Internet www.domschatz.bistum-wuerzburg.de.

(3705/1168; E-Mail voraus)

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