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„Die Hoffnung stirbt überhaupt nicht“

Amazonassynoden-Teilnehmer Bischof em. Erwin Kräutler sprach in der Michaelskirche über seine Erfahrungen in Rom – Weihe von „personae probatae“ als Antwort auf Priestermangel?

Würzburg (POW) „Wer gegen die Synode ist, ist automatisch gegen den Papst. Und wer in der Kirche gegen den Papst ist, muss sich schon fragen, wie weit er noch auf dem katholischen Boden steht.“ Das hat Bischof em. Erwin Kräutler (80), langjähriger Bischof der Prälatur Xingu in Brasilien, bei seinem Vortrag in der Würzburger Seminarkirche Sankt Michael betont. Auch sei der Umgang der Synodenteilnehmer immer von einem geschwisterlichen Verhältnis geprägt gewesen. Die teilnehmenden Frauen seien sehr gut vorbereitet gewesen und hätten sich hervorragend eingebracht. „200 Jahre zurück“ bewertete er, dass durch die Synodenordnung den weiblichen Teilnehmern eine Abstimmung untersagt wurde. Vor rund 250 Zuhörern sprach der wegen seines Einsatzes für Indigene und gegen Umweltzerstörung unter Morddrohungen stehende Bischof über die Amazonassynode, die vor wenigen Tagen in Rom zu Ende gegangen ist. Bis Freitag, 8. November, findet unter der Überschrift „Wege einer ökologischen Umkehr“ eine deutschlandweite Fachtagung zur Amazonassynode sowie am Samstag, 9. November, eine öffentliche Tagung im Würzburger Burkardushaus statt.

Nach Kräutlers Empfinden habe die Amazonassynode bereits mit dem Beginn des Pontifikats Papst Franziskus begonnen. Bei einer Privataudienz im Frühjahr 2014 habe dieser gegenüber dem aus Österreich stammenden Bischof die Zerstörung des Regenwalds in Amazonien als gefährlich bezeichnet, den Blick auf die schwere Situation der indigenen Völker gerichtet. Franziskus habe unter anderem moniert, dass tausende Gemeinden nur einige wenige Eucharistiefeiern im Jahr hätten. Damals habe der Papst Kräutler auch gesagt, er schreibe an einer Enzyklika über „humane Ökologie“. „Laudato si‘“ ist nach den Worten des Bischofs das Basispapier der ganzen Synode. Denn darin werde in leicht verständlicher Sprache deutlich: „Alles ist vernetzt, verbunden, und wir gehören zu einem gemeinsamen Haus.“

2016 hätten dann die Bischöfe Amazoniens bei einer Versammlung darüber beraten, ob sie eine Synode für ihre Region beim Papst erbitten könnten. „Der Beschluss erfolgte einstimmig.“ Danach sei alles schnell gegangen. „Ich hatte das Glück, im vorsynodalen Rat zu sein“, erzählte Kräutler. Unter anderem sei ein Bogen mit 31 Fragen an das ganze Kirchenvolk verschickt worden. „Mindestens 87.000 Menschen haben geantwortet.“ Darunter seien Fischer, Menschen aus den Vorstädten, aber auch Indigene gewesen. Die Synthese wurde nach Rom geschickt. Schnell sei dann von der brasilianischen Regierung ein Brief nach Rom gesandt worden, in dem behauptet wurde, die Bischöfe stellten die Souveränität Brasiliens in Frage. Diese Behauptung sei aber haltlos, hob Kräutler hervor.

Bei der Synode selber sei es unter den Synodalen konstruktiv und wertschätzend zugegangen. „Der Papst hat alles unter den Dreischritt ‚Sehen – urteilen – handeln‘ gestellt. Und er hat immer sehr gut zugehört, was die Einzelnen aus ihrem eigenen Erleben berichtet haben.“ Kritiker beurteilten von außen und ohne wirkliche Ahnung die Tage der Synode. „Lass die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter“, kommentierte das Bischof Kräutler. Insgesamt seien in das Abschlussdokument 800 Voten aus vielen kleinen Arbeitskreisen eingeflossen. Er selbst habe sich für die Weihe von „personae probatae“, also „bewährter Personen“, und das Diakonat der Frau eingesetzt. „Zwei Drittel der vielen Basisgemeinden in Amazonien werden von Frauen geleitet“, gab Kräutler zu bedenken. Gerade mit Blick auf die zunehmend in Südamerika erstarkenden Freikirchen müsse die katholische Kirche eine Antwort finden. „Die Priester kommen in unsere Gemeinden nur ein paar Mal im Jahr zu Besuch, die Freikirchen haben überall einen Pastor vor Ort.“ Bischof Kräutler sagte, die Laien seien es, die die Kirche trügen. „Die Priester sollen nicht über dem Volk stehen. Wir gehören zusammen!“

Das habe zur Eröffnung auch Papst Franziskus sichtbar gemacht: Ursprünglich sei es im Protokoll vorgesehen gewesen, dass nach dem hierarchischen Rang vom Petersdom in die Synodenaula eingezogen wird. „Der Papst hat sich aber unter das einfache Volk gemischt und ist bei den Leuten mitgelaufen.“

Zudem lobte Kräutler, dass mit der Amazonassynode auch das Thema Umweltschutz weltweit neu in den Fokus gekommen sei. Er kritisierte das Vorgehen des brasilianischen Präsidenten Jair Messias Bolsonaro, der weiterhin auf Brandschatzen im Regenwald setze und somit die Existenz der Indigenen ebenso aufs Spiel setze wie langfristig auch das Überleben der ganzen Menschheit. „Wir dürfen in Europa aber nicht einfach auf Brasilien schimpfen. Wir müssen auch fragen: Wo gehen denn das Fleisch und das Soja hin, das dort erzeugt wird?“

Was die Liturgie angeht, so plädierte Bischof Kräutler dafür, den indigenen Völkern wo möglich entgegenzukommen. „Wir brauchen nicht überall die Liturgie wie im Lateran.“ Die Einsetzungsworte beispielsweise müssten selbstverständlich erhalten bleiben. Andere Elemente dagegen, die nicht direkt auf Jesus zurückgingen, könnten angepasst werden.

Die Umsetzung der vielen Themen, die bei der Synode bearbeitet wurden, sind für Bischof Kräutler eine „Riesenherausforderung“. Er freue sich, wenn bald das Abschlussdokument in deutscher Übersetzung erscheine, erstmals auch mit dem jeweiligen Abstimmungsergebnis. Er blicke als Christ stets positiv in die Zukunft und hoffe, dass im Punkt des Weiheamts für Frauen sich bis spätestens  2050 etwas bewege. „Die Hoffnung stirbt überhaupt nicht“, sagte er unter dem Applaus der Zuhörer, ehe er nach einem gemeinsamen Vaterunser den Segen erteilte.

mh (POW)

(4619/1210; E-Mail voraus)

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