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Die Kraft der Hoffnung stärken und beleben

Predigt von Weihbischof em. Helmut Bauer beim Wallfahrtsgottesdienst für die Region Schweinfurt/Haßberge in der Kiliani-Woche am 10. Juli 2008

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn !

Das Evangelium, das wir eben gehört haben, die sogenannte Seligpreisung, gehört schon immer zur liturgischen Feier des Festes unserer Frankenapostel. Mit Recht. Denn Kilian, Kolonat und Totnan haben den verheißungsvollen Klang dieser Frohbotschaft als Erste in unserem Frankenland vernehmen lassen. Sie haben dieses Wort nicht selber formuliert, erfunden, sondern sie haben Jesu Wort als gute Botschaft des Evangeliums weitergegeben und mit ihrem Leben verstärkend aufklingen lassen. Nach 1300 Jahren verkünden sie uns heute, gleichsam wie damals, diese hoffnungsfrohe Botschaft. Sie bitten uns, die Botschaft zu leben und in unserer Zeit zum Klingen zu bringen. Denn die Welt unserer Tage braucht solche hoffnungsvollen Verheißungen:

„Selig, die arm sind vor Gott, sie werden ...

Selig, die barmherzig sind, sie werden...

Selig, die Frieden stiften, sie werden ...“

Von der harten Realität der Welt geht diese Seligpreisung aus, aber sie greift auch schon aus in eine Zukunft, die Hoffnung schenkt.

Liebe Schwestern und Brüder:

Die Bergpredigt verweist also auf das Kommende, das möglich ist, das so eintreffen wird, wenn wir auf Jesu Wort vertrauen. Die Bergpredigt kennt aber auch die Realitäten dieser Welt, die uns zuweilen hoffnungslos machen können. Unbarmherzigkeit, Kriegstreiberei, Verzweiflung, Hunger jeglicher Art kennzeichnen besonders auch unsere Zeit. Ja – man möchte angesichts der Möglichkeiten von Vernichtungswaffen, Grausamkeiten sagen: Die Menschheit ist ein hoffnungsloser Fall!

Wie wir mit der Schöpfung umgehen!

Wie wir mit den Ungeborenen und Alten umgehen!

Wie wir miteinander umgehen!

Es geben schon ernst zu nehmende Menschen die Hoffnung auf, dass sich alles zum Guten wenden wird von alleine. Die so denken, haben eigentlich Recht, wenn sie nur allein auf menschliche Aktivitäten, auf politische Verhandlungen, auf Fortschritte der Wissenschaften setzen. Zu schnell missbrauchen Menschen die guten Erfindungen zum Bösen. Dennoch und gerade deshalb: Die Welt, die Menschen, wir alle brauchen andere Hoffnungszeichen, einen anderen Hoffnungsanker, einen anderen Hoffnungsstrahl. Und der ist uns gegeben: Im Evangelium. In Jesus Christus. In seiner Kirche. Die Frankenapostel waren solche Hoffnungsträger für ihre Zeit und sind es geblieben, auch noch und gerade für unsere Zeit. Ihr Leben, ihre Verkündigungen, ja selbst ihr Tod waren Signale der Hoffnung. Das Geheimnis ihrer Hoffnung und ihre Ausstrahlungskraft war: Jesus Christus. Und er ist auch heute noch für uns der Grund, dass auch wir nicht die Hoffnung fallen lassen müssen und fallen lassen brauchen.

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Unser Heilige Vater hat in seiner bekannten Intellektualität, Weitsicht und Umsicht in seiner Hirtensorge für uns und alle Menschen den entscheiden Satz herausgestellt: „Auf Hoffnung sind wir gerettet.“ Er hat diesen Satz nicht selbst formuliert, sondern im Brief des heiligen Völkerapostels Paulus vorgefunden und ihn in seinem 2. Rundschreiben an uns an die Spitze gestellt. Es ist doch sofort zu erkennen, dass auch er weiß, wie die Hoffnungslosigkeit vieler ernst zu nehmender Menschen um sich greift. Wer kann uns denn noch retten? So stellt er nicht zuerst heraus, wie berechtigt die Ängste und die Resignation so vieler Menschen im Blick auf Gegenwart und Zukunft sind, sondern er spricht eine Botschaft aus, die lautet: „Gegenwart, auch mühsame Gegenwart, kann gelebt und angenommen werden, wenn sie auf ein Ziel zugeführt und wenn wir dieser Ziele gewiss sein können, wenn dies Ziel so groß ist, dass es die Anstrengung des Weges rechtfertigt.“ In der Tat, sagt der Papst, vor der Begegnung mit Christus waren die Menschen hoffnungslos, weil sie ohne Gott in der Welt waren. Gott kennenlernen, den wahren Gott, bedeutet Hoffnung empfangen. Ja – vom christlichen Gottesbild, von Jesus ins Menschliche übersetzt, geht eine Hoffnungskraft aus, die nicht nur frohe, beglückende Verheißung für die Zukunft enthält, sondern schon in die Gegenwart einwirkt, ja diese Gegenwart, so dunkel und trüb und angstvoll sein mag, „performiert“ umgestaltet und mit Licht durchdringt. Wir sind jetzt schon in die Verheißungen Jesu in den Seligpreisungen hineingenommen, werden zudem die weltverändernde Kraft der Hoffnung immer deutlicher erfahren. „Sie werden Gott schauen, sie werden satt werden, Erbarmen, Frieden finden...“ Unsere Verehrung der Frankenapostel hat Zukunft eröffnet für unser Land. Sie zu ehren heißt, dass auch in Zukunft Menschen voll sicherer Hoffnung hier leben werden können.

Bessere Zeiten, eine hoffnungsvollere Zukunft, stellen sich nicht von selber ein. Wir müssen auch die Kraft der Hoffnung stärken und beleben. Daher hat unser Bischof Friedhelm uns in diesem Jahr das Motto für diese Wallfahrtswoche mitgegeben, in seinem Fastenhirtenbrief gesagt: „Zur Hoffnung berufen!“

Gerade im Paulus-Jahr, das unser Papst zur Erinnerung an den 2000 Geburtstag des Völkerapostels vor zwei Wochen ausgerufen hat. Ist dieses Wort des Heiligen Paulus eine Bitte gerade an uns im Frankenland; unserer Hoffnung bewusst zu sein, um Hoffnungskraft zu beten und aus der göttlichen Tugend der Hoffnung zu leben. Echte Hoffnung zu haben, die sich auch über den Tod und die harten Realitäten des Lebens hinaus erstreckt, ist zunächst ein Geschenk Gottes. Das ist nur mit unserer Taufe gegeben. Christen sind von Natur aus hoffende Menschen, oder sie sind keine Christen oder nur dem Namen nach. Christen sollten eigentlich unendlich dankbar sein, dass in ihnen eine Kraft angelegt ist, die nicht nur weitsichtig macht, sondern die gegen alle irdische Enttäuschungen bestehen kann. Christen sind Realisten, aber auch im Grunde Optimisten, weil sie wissen: „Die auf den Herrn hoffen, werden nicht enttäuscht!“ So hat der Psalmist gebetet und seine Lebenserfahrung festgehalten für uns. So sagen es uns unsere Frankenapostel. Ihre Häupter in unserer Mitte und unsere liebende Verehrung sind ein Beweis dafür, dass sie Recht behalten haben in ihrer Hoffnung, dass ihre Verkündigungen und Verheißungen zur Grundhaltung der Menschen im Frankenland werden.

Liebe Schwestern und Brüder!

Es bleibt mir noch in diesem Zusammenhang, hinzuweisen, wie wir zu hoffnungsfrohen, hoffnungsstarken Menschen werden können. Zunächst ist das Gebet die Hilfe, hoffende Menschen zu bleiben, zu sein. Im Rosenkranzgebet sagen wir: „Der in uns die Hoffnung stärkt“ und wir bitten dabei besonders die Gottesmutter, für uns zu beten. Sie hat auf der Hochzeit zur Kana ja sich als die besorgte Frau erwiesen, als der Wein ausging und das frohe Fest ein trauriges Ende hätte nehmen können. Sie verwies auf den, der Grund unserer Hoffnung ist: Jesus Christus. „Was er euch sagt, das tut!“ So sind wir also aufgefordert, gerade auch die Seligpreisungen des Evangeliums in unsere Lebenswirklichkeit umzusetzen. Wir geben anderen damit ein Beispiel, auf die Kraft der Hoffnung zu setzen: „Seid barmherzig, ihr werdet Erbarmen finden...“ Das Gebet hilft mir also, kraftvolle Hoffnung zu leben und Signale der frohen Zuversicht zu setzen. „Gebt jeden Antwort, die nach dem Grund unserer Hoffnung fragen“, sagt Petrus in einem Brief. Der Grund unserer Hoffnung ist Jesus Christus. Die Kirche setzt eigentlich – gerade heute – nicht nur ihre Hoffnung auf neue Pastoralpläne oder neue Strukturen in der Seelsorge, so wichtig sie sein mögen. Unsere Hoffnung, auch für eine bessere Zukunft der Kirche in unserem Land, liegt in unserer lebendigen Beziehung zu Jesus. Daher sind die Sakramente, besonders die Eucharistiefeier, das große Hoffnungspotential der Kirche. Aus der Eucharistie erwächst auch Zukunft, weil die Eucharistie schon die Zukunft in sich schließt, die alle unsere Hoffnung erfüllt. Unser Sonntagsgottesdienst ist mehr, als nur unser Bedürfnis nach Sammlung und Gemeinschaft zu stillen. Er ist gefeierte Hoffnung, die im Leben, im Alltag, Durchblick und Kraft gibt.

So bitten wir die Frankenapostel, den Heiligen Paulus, die Gottesmutter: Helft uns, dass christliche Hoffnung in uns stark bleibt. Amen.