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„Die Mauer in den Köpfen überwinden“

Hans-Peter Dörr, neuer Vorsitzender der Ackermann-Gemeinde im Bistum Würzburg, will deutsch-tschechische Aussöhnung weiterführen

Würzburg (POW) Zum Nachfolger des langjährigen Vorsitzenden Adolf Ullmann haben die Mitglieder der Ackermann-Gemeinde Studiendirektor Hans-Peter Dörr aus Margetshöchheim gewählt. Im folgenden Interview spricht er über seine persönliche Motivation und gibt eine Einschätzung zum deutsch-tschechischen Verhältnis.

POW: Herr Dörr, Sie haben sich zum Vorsitzenden der Ackermann-Gemeinde wählen lassen. Was ist Ihre ganz persönliche Motivation für dieses Ehrenamt?

Hans-Peter Dörr: Bereits seit meiner Jugend beschäftige ich mich mit Fragen, die den Osten betreffen. 1964 fand ich den Weg in die Junge Aktion, die Jugendorganisation der Ackermann-Gemeinde. Bald übernahm ich dort Verantwortung in der Jugendarbeit auf diözesaner und auf Bundesebene. Auf der ersten Fahrt der Ackermann-Gemeinde 1977 in die damalige CSSR führte mich der Weg hinter den damaligen „Eisernen Vorhang“. Seitdem bin ich jährlich „drüben“. Hierbei habe ich viele neue Freunde gewonnen. Ich möchte mit meiner neuen Aufgabe viele Menschen motivieren, auch nach Osten aufzubrechen, die Mauer in den Köpfen zu überwinden und somit neue Horizonte zu öffnen.

POW: Welche Aktivitäten planen Sie in dieser Funktion für das kommende Jahr?

Dörr: Wir haben noch mit dem alten Diözesanvorstand ein Programm beschlossen, das es mit Leben zu füllen gilt. Seit der Wende ist vieles möglich geworden, was es weiterzuführen, zu intensivieren und auch neu zu unterstützen gilt. Ich will nur zwei Schwerpunkte der Begegnungsmöglichkeiten herausgreifen: Zum Nepomukfest können wir Bischof Vojtech Cikrle aus Brünn begrüßen. Aus seiner Diözese hatten wir zum Weltjugendtag 2005 über 250 Jugendliche bei uns zu Gast. Hier versuchen wir weiter Kontakt zu halten. Aus der deutsch-tschechischen Jugendbegegnung unseres Jugendverbandes ist die Partnerschaft des Landkreises Würzburg mit der Region Olmütz hervorgegangen. Hier wollen wir uns bei der zweiten Bürgerreise einbringen.

POW: Gibt es außer der Partnerschaft mit Tschechien noch weitere Aufgaben, denen Sie sich widmen wollen?

Dörr: Zusammen mit dem Sachausschuss II „Nachbarschaft – Partnerschaft – Integration“ im Diözesanrat, dessen langjähriger Vorsitzender ich bin, wollen wir weiter den Blick in Richtung Osten richten: zu den Menschen, die als Vertriebene und Aussiedler zu uns gekommen sind und noch weiter kommen. Kommunen und Pfarrgemeinden sollen einen Blick für deren Nöte bekommen. Den Menschen im Osten soll über die Solidaritätsaktion Renovabis Hilfe beim Aufbau von Kirche geleistet werden. Neue Pfarreipartnerschaften – schon funktionierende zwischen Volkach und Teplitz sowie zwischen Karbach und Böhmisch-Kamnitz dienen dabei als Vorbild – gilt es anzubahnen und zu fördern. Was nach dem Krieg an Aussöhnung mit dem Westen geschah, muss jetzt, im Rahmen der EU auch mit dem Osten vollzogen werden. Weiter will ich mithelfen, dass Geschichte und geschichtlich wichtig gewordene Persönlichkeiten, die das Verhältnis zwischen Tschechen und Deutschen betreffen, im Bewusstsein wachgehalten werden, wie zum Beispiel Oskar Schindler, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.

POW: Wie beurteilen Sie das aktuelle Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen?

Dörr: Bei unserem Diözesantag haben wir uns mit „heißen Eisen“ unserer gemeinsamen Geschichte beschäftigt. Diese Themen wurden mehrheitlich von tschechischen Referenten vorgetragen. Es ist unter Freunden möglich zuzuhören und auch eine andere Perspektive anzuschauen. Wir beobachten einen Mentalitätswandel auf beiden Seiten der Sprachgrenze, den wir aufmerksam begleiten und positiv beeinflussen möchten. Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein hat bei verschiedenen Treffen gezeigt, dass er mit der tschechischen Seite Gespräche ohne Vorbedingungen führt. Er hat somit die gesprächslose Zeit zwischen der bayerischen und der tschechischen Regierung beendet. Das Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen ist noch nicht harmonisch – es wird von unten etwas wachsen, was gemeinsam in der Zukunft trägt.

(1108/0343; E-Mail voraus)

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