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Die Orgel als tragender Pfeiler im Gottesdienst

Diözesanmusikdirektor Gregor Frede über Orgelunterricht und Kirchenmusik in Corona-Zeiten

Würzburg (POW) „Wir Organisten sind fast die einzigen Künstler, die derzeit überhaupt öffentlich musizieren dürfen“, erzählt Gregor Frede, Diözesanmusikdirektor im Bistum Würzburg. Aufgrund der Corona-Pandemie stehen Konzertsäle leer. Die Kirchen sind wegen der Abstandsregelungen zwar weniger besetzt als zuvor, dennoch können Gläubige an den Messen teilnehmen. „Für diese Menschen machen wir Musik“, sagt Frede. Die neue Situation bringe Herausforderungen mit sich, aber habe auch positive Aspekte.

„Seit das Singen der Gemeinde in den Kirchen wegfällt, ist die Kirchenmusik eines der wenigen Elemente, die noch gemeinschaftsstiftend sind“, erklärt Frede. „Das gemeinsame Gebet ist gemeinschaftsstiftend, aber selbst das verbindet mehr, wenn die Musik im Hintergrund dazutritt und das Gebet darin einbettet.“ Deshalb hätten sich alle Musikerinnen und Musiker bemüht, verschiedene Elemente in den Gottesdienst mit einzubauen, um die unterschiedlichen Äußerungen stellvertretend für die Gemeinde darzustellen. Es werde versucht, mit ein bis zwei Kantoren, einem Melodieinstrument, wie einer Flöte oder Geige, und der Orgel die menschliche Ausdrucksweise nachzuvollziehen. „Die Organisten sind sich ihrer besonderen Aufgabe bewusst“, berichtet Frede. Das wecke viel Kreativität und Sensibilität.

Frede ist seit 2003 Diözesanmusikdirektor. Zu seinen Aufgaben gehört zum Beispiel die Ausbildung von Kirchenmusikerinnen und -musikern, das Begleiten verschiedener Gottesdienste und die Beratung der Laienmusikerinnen und -musiker in den Gemeinden. Er erstellt auch wöchentlich Liedpläne, die als Vorlage für die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten dienen. In der Diözese Würzburg gibt es rund 1800 Kirchenmusikerinnen und -musiker. Circa 25 haben Kirchenmusik studiert und sind die „Profis“, wie sie Frede nennt. Sechs davon sind als Regionalkantoren verteilt im Bistum Würzburg tätig. Für ihre jeweilige Region organisieren sie die Kirchenmusik, damit es bei jedem Gottesdienst eine musikalische Begleitung gibt.

Zugleich seien die Anforderungen an die Organistinnen und Organisten aber auch größer geworden. Schwierig sei es zum Beispiel, die Dramaturgie und Atmosphäre ohne die Gemeinde zu erzeugen. Außerdem muss häufig ein Gesang- oder Instrumentalsolist begleitet werden, was eine zusätzliche Herausforderung ist. „Weil der Gesang der Gemeinde wegfällt, ist jetzt die Orgel der tragende Pfeiler im Gottesdienst. Daher muss und kann öfter improvisiert werden“, meint Frede. Er geht davon aus, dass er daher auch häufiger in Gemeinden einspringen muss.

Die Orgel an sich sei schon ein herausforderndes Instrument. Sie gilt als „Königin der Instrumente“, denn zum Spielen müssen Hände und Füße koordiniert werden. Auch das Desinfizieren des Instruments stellt eine Schwierigkeit dar. „Die Oberflächen bestehen häufig aus Knochenbelägen und Hölzern, die beim Desinfizieren zerstört würden“, erklärt Frede. Deshalb müssen derzeit Organistinnen und Organisten Handschuhe tragen, um eine Infektion mit Corona über das Instrument auszuschließen. „Außer man ist der Einzige, der auf einer Orgel spielt, dann können die Handschuhe wegbleiben.“

„Wer einmal angefangen hat zu spielen, den lässt das Virus Orgel nicht mehr los, weil das Instrument so vielseitig ist“, sagt Frede schmunzelnd. Die Organistenausbildung für Laien übernimmt das Referat Kirchenmusik der Diözese Würzburg. „Orgelschüler sind Menschen aus allen Altersgruppen“, berichtet Frede. Das erste Lied im Gottesdienst darf bereits nach ein bis zwei Jahren gespielt werden. „Das ist eine große Motivation“, erklärt er. Aufgrund der Elften Bayerischen Infektionsschutzverordnung steht der Orgelunterricht, genau wie der restliche Präsenzunterricht, im Moment still. Um die Organistenaus- und
-weiterbildung trotz der Einschränkungen weiterzuführen, wird über Videochat Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern gehalten. „Die Kinder sind das von der Schule gewöhnt. Auch die Chorleiter halten so Kontakt zu ihren Sängern“, berichtet Frede. Richtiger Unterricht funktioniere aber leider nur bei circa fünf Prozent, denn die meisten Orgeln stehen in Kirchen, in denen kein WLAN zur Verfügung steht. „Der Unterricht über Zoom oder Ähnliches klappt also nur bei den Schülern, die einen unbegrenzten Internetvertrag auf ihrem Handy haben“, erklärt Frede. Als Alternative startet das Referat Kirchenmusik das Pilotprojekt YouTube: Dort soll alle zwei bis drei Wochen ein Vorspiel-Tutorial veröffentlicht werden. „Das Videoformat funktioniert allerdings nur bei Schülern, die schon ein bestimmtes Level erreicht haben. Mit den Anfängern müssen wir im Moment einfach Pause machen“, sagt Frede.

„Wir Musiker müssen uns immer auf verschiedene Situationen einstellen. Zum Beispiel lassen wir uns auf verschiedene Anlässe, wie Hochzeiten, Beerdigungen oder Taufen, ein und treffen den richtigen Ton. So versuchen wir, uns auch jetzt auf die Situation einzustellen und ansprechende Musik zu machen“, fasst Frede den Umgang mit den aktuellen Umständen zusammen.

mar (POW)

(0921/0218; E-Mail voraus)

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