Mbinga/Óbidos/Würzburg (POW) Erstmals haben Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, und Diözesanjugendseelsorger Christoph Hippe das Würzburger Partnerbistum Mbinga in Tansania besucht. Begleitet wurden sie von Afrikareferent Burkhard Pechtl von der Diözesanstelle Weltkirche. Er sei fasziniert von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft, mit der die Delegation überall empfangen worden sei, wie auch von den vielen Partnerschaften und Projekten, die in den nunmehr 35 Jahren der Partnerschaft zwischen den beiden Bistümern entstanden seien, sagte Krämer am Ende der zweiwöchigen Reise. „Ich habe erlebt, dass diese Partnerschaft an vielen Orten lebendig und wertvoll für die Menschen ist.“
Gemeinsam mit Bischof Bernardo Johannes Bahlmann aus dem brasilianischen Partnerbistum Óbidos und dessen Mitarbeiter Rafael da Silva Brandão, Leiter der Abteilung Soziales und zuständig für die „weltwärts“-Freiwilligen in Óbidos und Würzburg, besuchten Krämer und Hippe unter anderem Kindergärten, Schulen und Ordensgemeinschaften, Pfarreien, die Studios von Radio Hekima und das Knabenseminar in Likonde. In Litembo empfingen die Schülerinnen und Schüler der Krankenpflegeschule LIHETI (Litembo Health Training Institute) die Gäste mit Gesang und Musik. Bei der Besichtigung des Krankenhauses segnete Krämer ein Neugeborenes, das in der Nacht auf die Welt gekommen war. Um den Anbau und die Verarbeitung der Kaffeekirsche ging es bei einem Abstecher zur Kaffeekooperative „Mahenge Amcos“ im Bergdorf Mahenge. Außerdem nahm die Delegation an Sitzungen des Ausschusses für Gesundheit und des Priesterrats teil. In der Kirche Heilige Familie in Litembo tauften Krämer und Bischof Bahlmann spontan insgesamt 93 Kinder. Überall wurden die Gäste aus Würzburg und Óbidos von den Menschen mit Gesang und Tanz begrüßt.
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„Es ist sehr wertvoll, dass Bischof Bahlmann und da Silva Brandão dabei waren. Die Frage, wie das Miteinander der Bistümer Mbinga, Würzburg und Óbidos weiter gestärkt werden kann, hat uns beständig begleitet“, sagte Krämer. Das sei auch Thema beim Treffen mit den Priestern des Bistums Mbinga gewesen, bei dem alle drei Bistümer ihre Arbeit, gerade auch die Jugendarbeit, vorstellten. Auch die Gleichberechtigung der Frau in der katholischen Kirche sei diskutiert worden, sagte Hippe. Krämer berichtete, dass es in vier Pfarreien als Projekt nun erstmals Ministrantinnen gebe.
Besonders beeindruckt habe ihn der Besuch bei zwei Projekten für Frauen, sagte Krämer. In der Kooperative Umoja im Dorf Mateko bauen 19 Frauen und sechs Männer gemeinsam Nutzpflanzen wie Mais, Yams, Zuckerrohr sowie Gemüse an und züchten Hühner. In der Pfarrei Mbambi in Mbinga haben 20 Frauen einen Verein gegründet, um etwas gegen die Abholzung der Wälder zu tun. Sie stellen aus Metallabfällen und Lehm kleine Feuerstellen zum Kochen her. Die Schalen von Kaffeekirschen, die bei der Kaffeeherstellung als Abfall anfallen, verarbeiten sie zu Eierbriketts, einer Art „Kaffeekohle“. Von dem Erlös werde unter anderem das Schulgeld für die Kinder finanziert. Das nötige Wissen erwarben die Frauen in Seminaren der Caritas der Diözese Mbinga. „Beide Projekte schaffen mehr Lebensqualität für die Menschen vor Ort. Und die Frauen vom Ofen-Projekt machen aus Abfällen ein tolles Umweltprojekt. Es ist für unser Bistum wenig Aufwand, die Caritas vor Ort zu unterstützen, aber was hat es für eine Wirkung!“, erklärte Krämer. Dadurch werde auch die Rolle der Frau in Familie und Gesellschaft gestärkt.
Für Hippe und seinen brasilianischen Kollegen stand zudem die Frage im Vordergrund, wie die Beziehungen zwischen jungen Menschen aus allen drei Bistümern weiter ausgebaut werden können. Ein Baustein seien die „weltwärts“-Freiwiligen. Es sei schön und bewegend gewesen, „dass wir die Weltfreiwilligen, die über den Bund der Deutschen Katholischen Jugend Würzburg hier im Einsatz sind, erlebt und häufig getroffen haben“, sagte Hippe. Auch Bischof Ndimbo habe betont, dass ihm das „weltwärts“-Programm ein Anliegen sei. Begeistert war Hippe vom Finale des „Bischof-John-Cups“, der erstmals ausgetragen wurde. „Diese Leidenschaft, mit der die Finalspiele ausgetragen wurden! Diese Lebensfreude, die wir überall spürten! Es war ein großes sportliches wie auch kirchliches Fest.“ Die Preisübergabe sei „wunderbar“ gewesen – auch wenn Hippe plötzlich eine lebende Ziege in den Armen hatte, die er an das Organisationsteam überreichen sollte. Begonnen hatte der Festtag mit einem Pontifikalgottesdienst im Dom von Mbinga. Hippe und da Silva Brandão begleiteten die große Jugendwallfahrt zum Dom mit etwa 470 Jugendlichen der katholischen Jugendorganisation Uvikambi. „Diese Masse von Jugendlichen, die auf einen zurennt, war sehr beeindruckend.“
Erschreckt habe ihn die Armut, vor allem bei den Kindern, bekannte Hippe. Die einheitliche Schulkleidung stelle zwar eine gewisse Gleichheit her, könne aber nicht von allen Familien finanziert werden, ergänzte Krämer. Bewegt waren alle nach dem Zusammentreffen mit den Kindern aus dem Albino-Internat. 35 Kinder mit Albinismus aus der ganzen Diözese leben derzeit im Saint Albin Hostel der Diözese Mbinga. Jedes Kind werde aufgenommen, auch wenn die Familie kein Schulgeld zahlen könne, erklärte Father Celestine Kapinga, verantwortlich für die Finanzen der Diözese Mbinga und Spiritual der Einrichtung. Manche hätten bei ihrer Ankunft nur die Kleider gehabt, die sie trugen. Doch in ihren Heimatdörfern seien sie meist nicht sicher, denn dort würden sie stigmatisiert und verfolgt. In Mbinga werden sie zusammen mit ihren Altersgenossen unterrichtet und lernen zudem, wie sie sich vor der Sonne schützen können. „Das Internat für Albinos hat mich sehr berührt“, sagte Krämer sichtlich bewegt.
Auf dem Weg nach Mbinga hatte die Delegation die Abtei Peramiho der Missionsbenediktiner besucht. Von dort hatte die Missionierung in der Gegend des Partnerbistums begonnen. Auf dem Programm stand auch ein Gang durch das Krankenhaus, das von der Abtei betrieben wird. Es sei „das größte und beste Krankenhaus“ in der Region, erklärte Afrikareferent Pechtl. Bei einem Besuch in der Pfarrei Nkile von Pfarrer Silverius Mwingira, in Schonungen und Unterspiesheim als Urlaubsvertretung bekannt, erhielten die Gäste bei einer Bootsfahrt auf dem Njassa-See einen Eindruck von der Schönheit Tansanias. Hippe machte sich zudem als fleißiger Helfer beim Bau einer Kirche für den Ort Chilundu verdient und schleppte einen Vormittag lang Eimer mit von Hand hergestelltem Beton. Bei einer Stadtführung in Dar es Salaam informierte sich die Delegation im African Liberation Heritage Center über den Beitrag Tansanias zur Befreiung der afrikanischen Staaten aus der Kolonialherrschaft und schlenderte über den großen Fischmarkt.
Kerstin Schmeiser-Weiß (POW)
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