Würzburg (POW) Aktuelle Themen der Bibelpastoral hat Bischof Dr. Franz Jung am Freitag, 26. September, bei einer Gesprächsrunde während der Konferenz der Diözesanleiterinnen und -leiter des Katholischen Bibelwerks im Würzburger Burkardushaus besprochen. Katrin Brockmöller, Direktorin des Katholischen Bibelwerks in Stuttgart, führte durch das Gespräch. Themen waren die Lectio Divina und der aktuelle Stand der Bibelpastoral sowie der Katholikentag, der im Jahr 2026 in Würzburg stattfinden wird. Teilgenommen haben die jeweiligen Diözesanleiterinnen und ‑leiter der einzelnen (Erz-)Bistümer. In jeder Diözese gibt es eine vom jeweiligen Bischof ernannte Person, die die Bibelarbeit in der Diözese koordiniert. Einmal im Jahr treffen sich die Leiter zum Austausch über ihre Arbeit und zur Planung weiterer Schwerpunkte und Projekte. Schirmherr des Vereins ist der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Bischof Dr. Klaus Krämer.
Organisiert wurde die Konferenz vom Würzburger Diözesanleiter und Hochschulpfarrer Burkhard Hose. Dr. Christine Abart (Erzbistum München-Freising) und Diakon Daniel Pomm (Bistum Erfurt) wurden als Konferenzleitung gewählt. Zu Beginn stellte Dr. Stefan Heining die „AG Bibelpastoral“ vor, die für eine breite Sichtbarkeit der Bibel im Bistum Würzburg sorgt und eine Besonderheit der Bibelpastoral darstellt. Die Pastoral solle „biblisch beseelt und begleitet sein“, sagte Heining.
Der Bischof blickte zurück auf die Lectio Divina, die im Rahmen des Heiligen Jahres im Bistum Würzburg eingeführt wurde. Bei der Methode werden die Texte der Heiligen Schrift durch die drei Elemente Lesen, Stille/Gebet und Persönliche Bedeutung entschlüsselt. Sie eignen sich sowohl für die persönliche Übung als auch für Gruppen. Die Initiative aus Würzburg sei deutschlandweit übernommen worden, sagte Bischof Jung. Darauf sei das Bistum stolz. Eine Frage, die ihn umtreibe, sei: „Was sind passende Formen, die Bibel in das Leben einer Pfarrgemeinde zu integrieren?“ Gemeinsam diskutierten die Diözesanleiter darüber und berichteten von den Erfahrungen aus ihren Bistümern. Heining war sich beispielsweise sicher, dass „viel mehr läuft, als man mitbekommt“. Er verwies auf Angebote im Bistum Würzburg wie eine „Lectio divina to go“ in Main-Spessart oder die „Bibel an der frischen Luft“ im Bistum Speyer.
Methoden wie der Bibliolog, das Bibliodrama oder das biblische Krimidinner seien Ansätze, die sich ganzheitlich mit der Bibel auseinandersetzen. Wichtig sei es, „mit der Bibel unterwegs zu sein“. Die Menschen nähmen vor allem praktische Angebote gut an. Es solle weiterhin dazu ermutigt werden, „Bibelexperimente“ zu wagen und neue Methoden auszuprobieren.
Hose gab an, dass das Interesse, über die Bibel zu sprechen, insgesamt zurückgegangen sei. Es gebe jedoch viele neue Gesprächsangebote wie Onlineveranstaltungen, die die Leute suchten. Insgesamt wurde der Appell ausgesprochen, dass Bibelarbeit in pastoralen Konzepten nicht zu kurz kommen dürfe. Besonders Hauptamtliche sollten wieder eingeladen werden, mehr Bibelarbeit zu betreiben.
Auch Brockmöller nannte Online-Bibelabende als wichtigen Ort, an dem Menschen „spirituelle Nahrung für ihr Leben tanken“ könnten. Viele Menschen seien hilflos, wenn es um den praktischen Umgang mit der Bibel ginge. „Man will die Bibel entdecken und sie nicht nur lesen.“
Wenn das gemeinsame Bibellesen fehle, falle ein wichtiges Element des christlichen Glaubens weg. Daher sei es wichtig, die Bibel im Dialog zu entdecken. Entscheidend seien auch methodische Fragen wie Lesepläne oder die Frage: „Wo fange ich an, in der Bibel zu lesen?“ Für Abart war Bibelarbeit in erster Linie Beziehungsarbeit: „Da, wo wir uns kennen, bringen wir etwas auf den Weg.“ Insgesamt sei es wichtig, auf das zu schauen, was angenommen wird, und auf die zuzugehen, die Interesse an Bibelarbeit haben.
Ein weiteres Thema der Konferenz war die Gefahr von fundamentalistischen Bibelauslegungen. Bischof Jung verwies auf eine Bibel, die der US-amerikanische Präsident Donald Trump in seinem Namen verkaufe. Für 60 Dollar pro Stück könne die in China produzierte Bibel erworben werden. Dabei habe der Präsident eine genaue Zielgruppe vor Augen und nutze die Bibel für seine politische Macht. Die Konflikte mit fundamentalistischen Bibelauslegungen würden immer größer. Dabei sei wichtig, sich stets die Frage zu stellen: „Wer sind wir? Wer ist innen? Wer ist außen?“ Bischof Jung befürchtete, die Bibel verkomme zu einer Chiffre. Wichtig sei jedoch zu beachten, dass es durchaus verschiedene Lesarten der Heiligen Schrift gebe. Pomm betonte, wie wichtig es sei, auf der Höhe der Zeit zu bleiben und mit den sozialen Medien mitzugehen. „Die Bibel kann offen sein, sie ist nicht nur veraltet. Das sollten wir zeigen.“
Zum Abschluss ging es um den Katholikentag, der im kommenden Jahr in Würzburg stattfinden wird. Das Thema Bibel sei groß im Programm eingebunden und es seien viele Veranstaltungen geplant, die sich mit der Bibel auseinandersetzen. Brockmöller war sich sicher: „Würzburg kann ein biblischer Katholikentag werden.“ Auch Bischof Jung ermutigte die Teilnehmenden: „Kommen Sie nach Würzburg!“
jr (POW)
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