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Die scheue Heilig-Geist-Taube

Begegnungsabend mit Dr. Franz Jung lieferte Einblicke in das Leben und Denken des neuen Würzburger Bischofs – Livestream ins Internet

Würzburg (POW) Mehrfach spontanen Applaus hat Bischof Dr. Franz Jung am Freitag, 15. Juni, beim Begegnungsabend im Würzburger Burkardushaus von den rund 160 Gästen bekommen. Zu der Veranstaltung hatten Domschule Würzburg, Bayerischer Rundfunk und das Medienhaus der Diözese Würzburg gemeinsam eingeladen. Zustimmung vom Publikum gab es für den Bischof zum Beispiel, als er BR-Moderator Eberhard Schellenberger beim einleitenden Schlagfertigkeitscheck anhand Marcel Prousts Fragebogen verriet, dass seine Helden des Alltags alleinerziehende Mütter sind. Oder als er über sein Lieblingstier sagte: „Es ist die Heilig-Geist-Taube. Das ist ein scheues Vögelein, wie wir an der derzeitigen Kirchendiskussion in Deutschland sehen.“ Das vollkommene irdische Glück sei es für ihn, wenn er gelernt habe, mit den eigenen Grenzen und denen der Mitmenschen zu leben. Die rund zweistündige Veranstaltung wurde via Livestream ins Internet übertragen – eine Blindverkostung inklusive, bei der Bischof Jung Pfälzer Riesling und Fränkischen Silvaner erkennen musste.

Als persönliches Leitwort offenbarte der Bischof den Satz: „Nur du allein kannst es tun, aber du kannst es nicht alleine tun.“ Passend dazu hatte Schellenberger kirchliche Akteure aus dem gesamten Bistum eingeladen, die Schlaglichter auf die Vielfalt des Engagements vor Ort und die jeweiligen Herausforderungen warfen. Robert König, Leiter der Passionsspiele in Sömmersdorf (Landkreis Schweinfurt) kam in seinem Kostüm als Pontius Pilatus und beeindruckte den Bischof darüber hinaus mit der Information, dass rund 470 der 680 Einwohner des Ortes auf und hinter der Bühne dazu beitragen, die Leidensgeschichte Jesu lebendig werden zu lassen. Der Bischof versprach, zu einer Vorstellung in das „unterfränkische Oberammergau“ zu kommen.

Resi Rudolph aus Ebertshausen berichtete von ihrem jahrelangen Einsatz im Pfarrgemeinderat und davon, dass sie sich bewusst zurückgezogen habe, damit auch andere und jüngere Gemeindemitglieder zum Zug kämen. „Vielfalt und neue Ideen sind wichtig“, bestärkte Bischof Jung Rudolph, die diesen zuvor gebeten hatte, er möge den Laien im Bistum den Rücken stärken. Für den Klerus der Diözese berichtete Pfarrer Simon Mayer aus Karlstadt von der mehrfachen Erweiterung seiner Pfarreiengemeinschaft. „Ihr Wort von der Auferstehung anstelle von Wiederbelebung bei der Bischofsweihe hat gut getan.“ Es gelte, in die Zukunft zu schauen, und nicht einfach am Bisherigen festzuhalten. Die Oberministrantin Julia Glaser aus Alzenau-Albstadt sprach von der Freude, die ihr die Jugendarbeit mache, und blickte auf die bevorstehende Romwallfahrt der Ministranten. Auch er blicke mit Freude auf das Zusammentreffen mit über 2000 Jungen und Mädchen aus dem Bistum, zumal er einst Theologie in Rom studierte und dort quasi ein Heimspiel habe, sagte Bischof Jung.

Die Option auf „eine Art Resetknopf“, wo bisher beim Projekt „Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“ womöglich etwas schief gelaufen sei, wünschte sich Claudia Schwarz, Vorsitzende des Dekanatsrats Haßberge. „Es gibt da bislang ganz viele unterschiedliche Entwicklungen. Ich versuche nach und nach, mir einen Überblick zu verschaffen“, erklärte der Bischof. Aus seiner Erfahrung bei ähnlichen Prozessen in Speyer wisse er, dass derartige Dinge immer in der Spannung von Verbindlichkeit und Freiheit stünden.

Das Wallfahrtswesen ist in Franken fest verwurzelt, berichtete Angelika Somaruga, Leiterin des Wirtschaftsbetriebs auf dem Kreuzberg in der Rhön. „Aber nicht jeder, der zum Kreuzberg pilgert, kann jenseits der jährlichen Wallfahrt noch etwas mit der Kirche als Institution anfangen.“ Bischof Jung sagte, der Pilger sei ein Leitbild für die Kirche der Zukunft. Das Wallfahren sei niederschwellig, jeder könne dabei etwas für sich mitnehmen, Gemeinschaft erleben und den Glauben vertiefen.

Seine persönliche Beziehung zu den Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem habe sich dadurch ergeben, dass er nach einer Gelegenheit gesucht habe, Kloster auf Zeit mitzuerleben. „Ich habe eine Mail nach Paris geschrieben. Und dann hieß es: Ich bin willkommen, muss aber dann das ganz gewöhnliche Programm mitmachen, gemeinsames Kochen und Putzen inklusive.“ Die Wüstenväter schätze er, weil sie neben der Bibel das zentrale Fundament des Glaubens bildeten. In der Einsamkeit der Wüste werde jeder Mensch mit sich selbst konfrontiert. Deswegen seien einige Sätze der Wüstenväter auch für ihn zentral. „Verachte keinen Menschen. Wisse um deine Fehler, dann gehst du auch mit anderen gut um.“ Wichtig sei ihm zudem Zeit zum Beten, damit das vertieft werde, was man glaubt.

Im Blick auf die „Pastoral der Zukunft“ ließ sich Bischof Jung von Schellenberger dann noch entlocken, dass Veränderung in einem überschaubaren Zeitraum geschehen müsse, „damit die Ehrenamtlichen nicht die Lust verlieren“. Der Umbruch müsse beherzt angegangen und die Strukturen so gestaltet werden, dass auch die Menschen neu angesprochen würden, die bislang nicht von Kirche erreicht würden. „Viele unserer Probleme sind nicht allein Kirchenprobleme, auch anderen großen Organisationen geht es ganz ähnlich.“ Der Ökumene gegenüber zeigte sich der Bischof sehr aufgeschlossen: „Es geht um die Menschen, die für Christus brennen und sich für Christus einsetzen wollen.“ Unter diesem Aspekt sei sehr viel gemeinsam möglich.

Auch viel Leichtes jenseits der zum Teil schwereren kirchlichen Themen bot der Abend. Beispielsweise die Jazzstücke, die Valentin Findling am Flügel und Hubert Winter am Saxophon improvisierten. Oder die Sketche des Kirchenkabaretts „Cherubim“. Das ließ unter anderem eine Engelsschar über die Ernennung Jungs zum Würzburger Bischof sinnieren und im Blick auf einen gewissen „Horst“, der in Bayern an vielen Stellen auftrete, betonen: „Es hätt' schlimmer kommen können.“ Zumal sich der neue Bischof als Weinkenner erwies: Ohne Zögern ordnete er die beiden Weingläser den richtigen Herkunftsgebieten und Rebsorten zu.

Markus Hauck (POW)

(64 Zeilen/2518/0617; E-Mail voraus)

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