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„Die Stimme des Papstes ist wichtiger denn je“

Dokumentarfilm „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ im Würzburger Programmkino „Central“ – Regisseur Wim Wenders und Bischof Dr. Franz Jung diskutieren mit Zuschauern

Würzburg (POW) „Es ist ein Film, den ich in vieler Hinsicht als Geschenk und als große Bereicherung meines Lebens empfunden habe. Die Stimme dieses Papstes ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je.“ Das hat Regisseur Wim Wenders bei der Vorstellung seines Dokumentarfilms „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ im Würzburger Programmkino „Central“ betont. Fast 300 Menschen sahen am Samstag, 16. Juni, die komplett ausverkaufte Vorführung, die in zwei Kinosälen parallel gezeigt wurde. Anschließend diskutierten sie mit Regisseur Wenders und Bischof Dr. Franz Jung über die Entstehung des Films und die Botschaft des Papstes. „Von dem Film geht ein großer ermutigender Impuls aus“, sagte Bischof Jung. Zu der Veranstaltung im „Central“-Kino hatten die Domschule Würzburg und das Medienhaus der Diözese Würzburg gemeinsam eingeladen.

Rund eineinhalb Stunden begleitet das Publikum Papst Franziskus bei seinen Reisen an die „Ränder der Gesellschaft“ – in die Armenviertel, die Gefängnisse, die Krankenhäuser, die Flüchtlingslager. Der Papst spricht mit Politikern über die Probleme der Menschen, wäscht Häftlingen die Füße, feiert eine Messe auf den von einem Taifun verwüsteten Philippinen. Dazwischen scheint er immer wieder das Wort direkt an die Zuschauer zu richten. „Wir haben viel zu tun. Und wir müssen es gemeinsam tun“, fordert er auf. Und erzählt in einem Gespräch über die Beichte überraschend davon, dass er Eltern stets gefragt habe: „Spielen Sie mit Ihren Kindern?“ Sie habe selten „einen so bewegenden und emotionalen Film gesehen“, sagte eine Zuschauerin.

Vom Tag an, als er auf dem Balkon des Petersdoms der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, habe Papst Franziskus seine Aufmerksamkeit gehabt, erzählte Regisseur Wenders im Anschluss an die Vorführung. „Er hatte Mut und er hatte auch Humor.“ Zudem habe ihn die Wahl des Namens fasziniert. „Der heilige Franziskus hat meine Phantasie enorm beflügelt.“ Doch habe er sich nie träumen lassen, einmal einen Film über den Papst zu machen. Bis eines Tages Post aus dem Vatikan gekommen sei. Darin wurde ihm ein Projekt vorgeschlagen – „ein Film mit und über den Papst“. Fünf Jahre habe die Arbeit an dem Dokumentarfilm gedauert. Der Vatikan habe unter anderem Archivaufnahmen von den Reisen des Papstes zur Verfügung gestellt. Doch zu keinem Zeitpunkt sei Einfluss auf den Film genommen worden, betonte Wenders.

Vier Interviews von jeweils zwei Stunden Länge führte Wenders persönlich mit Papst Franziskus. „Diese Gespräche waren ein großes Privileg, und diese Nähe wollte ich weitergeben“, berichtete er. Um den Eindruck eines Zwiegesprächs zu erwecken, habe er den Papst direkt vor einen Monitor gesetzt, hinter dem die Kamera verborgen war. Auf dem Monitor war Wenders zwar für seinen Gesprächspartner zu sehen, doch eigentlich saß der Regisseur woanders. „Auf diese Weise konnte ich die Nähe und Unmittelbarkeit des Blicks von Papst Franziskus an das Publikum weitergeben.“ Zusätzlich ließ der Filmemacher kurze Sequenzen aus dem Leben des heiligen Franziskus in Schwarz-Weiß drehen, welche die Motivation und Spiritualität des Heiligen erläutern. Der heilige Franziskus sei eine der faszinierendsten Gestalten der Kirchengeschichte und habe sein Charisma radikal gelebt, sagte Bischof Jung. „Wer ist dieser Franziskus? Und vor allem: Ist das lebbar? Das ist eine Frage, die sich mit Papst Franziskus wieder ergibt“, zog er Parallelen.

Er habe mit seinem Film den Mut von Papst Franziskus zeigen wollen, erklärte der Regisseur. „Er ist einer der wenigen, denen man zutraut, dass er einen moralischen Kompass geben kann.“ Papst Franziskus verkünde eine ganz einfache Botschaft, sagte Bischof Jung und untermauerte das mit Aussagen des Papstes aus dem Film: Wer Sicherheit wolle, solle keine Mauern bauen, sondern anderen Sicherheit geben. Wer Freiheit wolle, müsse auch Freiheit gewähren. „Er wendet die Dinge sofort ins Praktische.“ Dabei enthalte der Film eigentlich eine unangenehme Botschaft, fuhr der Bischof fort. „Jeder von uns ist verantwortlich für die Welt und die Katastrophen, die in ihr passieren. Es ist eine unangenehme Botschaft, aber Papst Franziskus bringt sie sehr positiv rüber.“

Der Papst wende sich an alle Menschen, betonte Wenders. „Er sagt: Gott liebt alle Menschen gleich. Das würde ich gerne möglichst vielen Menschen sagen.“ Nur ein einziges Mal sei Papst Franziskus richtig außer Fassung geraten, erzählte Wenders auf eine Nachfrage aus dem Publikum, und das sei beim Thema Missbrauch von Kindern gewesen. „Null Toleranz!“, wiederholt ein sichtbar aufgewühlter Papst an dieser Stelle des Films mehrfach. „In ihm war ein großer Ärger und eine große Frustration. Man hat gemerkt, dass er fast aus der Haut gefahren ist“, erzählte Wenders.

Wie der Papst mit dem ganzen Leid umgehe, mit dem er konfrontiert werde, etwa angesichts der ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer, wollte ein Zuschauer wissen. „Ich war nicht dabei“, sagte Wenders. Doch es habe ihn „enorm bewegt“, wie der Papst angesichts des Leids verstummt sei. „Er geht überall hin wo es weh tut, aber es macht ihn nicht verbittert“, fuhr Wenders fort. Eine seiner Lieblingsszenen sei, wie Papst Franziskus nach dem Taifun die Philippinen besuche, im gleichen einfachen Regenmantel wie die Menschen dort, und zu ihnen spreche: „Ich weiß, ich kann Euch nichts sagen, ich kann nur bei Euch sein.“

Ob die Arbeit an dem Film und die Begegnung mit Papst Franziskus ihn selbst verändert hätten, wollte eine Zuschauerin von Wenders wissen. Er sei ein gläubiger Mensch, erwiderte der Regisseur. „Ich habe seinen kraftvollen Optimismus empfunden. Das hat mir in meinem eigenen Glauben geholfen.“ Die Dokumentation sei auch für Mitglieder anderer Religionen inspirierend, stellte ein Mann fest: „Was der Papst sagt kommt aus dem Herzen.“ Es sei ein Film der zu „ganz vielen Fragen“ anrege, fasste „Central“-Geschäftsführerin Heidrun Podszus nach der Veranstaltung zusammen. Sie registriere ein großes Interesse an den Vorführungen.

sti (POW)

(2518/0618; E-Mail voraus)

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