Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Im Gespräch

„Die Wallfahrt ist ein Gleichnis fürs Leben“

Franziskaner-Minorit Pater Maximilian Bauer über seine Zeit als Präses der Bruderschaft zum Heiligen Kreuz Würzburg

Würzburg (POW) Abschied nehmen heißt es am Samstag, 24. August, für Franziskaner-Minorit Pater Maximilian Bauer, Präses der Bruderschaft zum Heiligen Kreuz Würzburg. Seine 30. Kreuzbergwallfahrt ist zugleich die letzte. Das ordentliche Provinzkapitel der deutschen Franziskaner-Minoriten-Provinz Sankt Elisabeth wählte ihn im November 2023 zum Guardian des Konvents Lage-Rieste in Niedersachsen, zum 1. Dezember 2023 trat er diese Aufgabe an. Im POW-Interview blickt Bauer auf seine Erlebnisse bei den Wallfahrten zurück und erzählt, wie sich die Wallfahrt verändert hat. Außerdem verrät er, auf welches Lied er sich am Schluss eines Wallfahrtstags freut.

POW: Bei 30 Wallfahrten erlebt man sicherlich Momente, die man nie vergisst. Welches Erlebnis hat Sie am meisten berührt? Welche Erinnerung hat sich bei Ihnen ins Herz gebrannt?

Pater Maximilian Bauer: Ich werde tatsächlich nie vergessen, wie unendlich weit der Weg bei der ersten Wallfahrt 1995 für mich war. Ich kannte den Weg nicht und habe jedes Zwischenziel herbeigesehnt. Alleine hätte ich es nicht geschafft. Es gab Momente, da war mir zum Heulen. Da habe ich gelernt, wie wichtig die Weggemeinschaft ist, und welch tragende Funktion das Rosenkranzgebet haben kann. Der emotionalste Moment ist für mich die Rückkehr in den Dom zu Würzburg, das Glücksgefühl, es wieder geschafft zu haben, und die Freude der Angehörigen zu erleben, die uns auf dem Weg in den Dom begrüßen.

POW: Wie hat sich die Wallfahrt in der Zeit verändert, die Sie miterlebt haben, und wie haben Sie die Wallfahrt verändert?

Bauer: Viele Jahre waren wir mehr als 500 Wallleute, der Wallfahrtszug war sehr lang und die Übertragung der Gebete und Lieder schwierig. Heute sind wir weniger Wallende, und die Technik ist verbessert. Vor allem aber habe ich den Eindruck, dass die Leute mit einer größeren Entschiedenheit bei der Wallfahrt dabei sind und sie als ein geistliches Ereignis verstehen. Das war und ist uns in der Vorstandschaft ein großes Anliegen. Darum waren wir immer auch bemüht, auf dem Weg und bei den Stationen die Texte, die ja noch aus der Barockzeit stammten, in eine verständliche Sprache überzuführen. Die größte Veränderung lag wohl darin, dass wir für den Rückweg ganz neue Texte überlegt haben. Auf dem Weg zum Kreuzberg steht die Leidensgeschichte Jesu im Vordergrund. Am Kreuzberg bilden die Kreuzwegandacht und die anschließende Eucharistiefeier den Mittelpunkt, die Feier von Tod und Auferstehung Jesu. Daran schließen sich nun für den Heimweg Impulse an, die der Osterzeit entnommen sind. Wir nennen sie „Begegnungen“. Sie sind eine Einladung, in der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus nicht nur für den Heimweg, sondern auch für den Alltag eine Stärkung mitzunehmen.

POW: Was gibt Ihnen die Wallfahrt? Was ziehen Sie für sich persönlich aus den Wallfahrten?

Bauer: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, sagt Martin Buber. Die Wallfahrt ist für mich jedes Jahr ein Ort der Begegnung, die Erfahrung einer erfüllenden Gemeinschaft auf dem Weg, untereinander und mit Gott. Wir sind fünf Tage lang eine miteinander betende, feiernde, sich freuende und manchmal auch leidende Gemeinschaft. Aber eben genau dort, wo der Einzelne an seine Grenzen kommt, darf er oder sie erfahren, dass er nicht alleine ist auf diesem Weg, dass da viele mitgehen und auch mittragen. Auf der Wallfahrt ist das eindrücklich erfahrbar, und diese Erfahrung nehme ich mit in den Alltag. Darum sage ich gerne: Die Wallfahrt ist ein Gleichnis fürs Leben.

POW: Sie setzen jedes Jahr ein neues thematisches Leitwort der Wallfahrt. Woher nehmen Sie die Inspiration?

Bauer: Manchmal sind es Themen, die das Geschehen in Kirche und Welt aufgreifen, zum Beispiel die drei Wallfahrten in der Vorbereitung auf das Heilige Jahr 2000, oder auch mal das Jahresmotto der Diözese. Immer war es mir wichtig, einen biblischen Bezug herzustellen, wenn möglich in Verbindung mit dem Weg-Motiv. Das ist mir in all den Jahren recht gut gelungen. Vieles ist mir einfach zugefallen, weil ich rechtzeitig mit dem Thema im Kopf und im Herzen unterwegs war. Einige Male hat mich auch unser Fotograph Herbert Ehehalt inspiriert, weil er das Motiv für das Wallfahrtsbildchen vorgeschlagen hat. Im vergangenen Jahr war es das Bild von unseren Kreuzpartikeln, mit denen wir uns segnen lassen, und dieses Jahr ist es ein Foto von der Wallfahrt, das ganz viel Weite zeigt. Da war das Thema geboren: „Du schaffst meinen Schritten weiten Raum.“ (Psalm 18)

POW: Was ist Ihr Lieblingswallfahrtslied? Auf welchen „Ohrwurm“ freuen Sie sich schon jetzt?

Bauer: Ich singe gerne, und ich singe alle Lieder gerne, am liebsten alle Strophen, am allerliebsten mit Begleitung durch die Orgel oder auf dem Weg durch unsere Kreuzbergmusik. Spontan fällt mir ein: „Möge die Straße uns zusammenführen“ oder „Herr, du bist mein Leben, Herr, du bist mein Weg“. Aber genauso schön ist es, wenn wir am Abend des Tages von der Musik mit einem Choral empfangen werden. Da weiß ich dann, dass die Seele zur Ruhe kommen kann, und danach auch die Füße. Ein „Ohrwurm“ kann sich während des Tages kaum entwickeln, aber am Abend, und dann ist es ein Abendlied der Kirche: „Du lässt den Tag, o Gott, nun enden“. Darauf freue ich mich.

POW: Wo sind Sie zukünftig tätig? Und werden Sie weiter an mehrtägigen Wallfahrten teilnehmen?

Bauer: Ich bin schon seit 1. Dezember als Guardian im Konvent Lage-Rieste tätig und seit 1. Januar als Pastor in der Pfarreiengemeinschaft Hasegrund in der Diözese Osnabrück. In unserer Pfarr- und Wallfahrtskirche befindet sich das Heilige Kreuz zu Lage, das seit 1300 verehrt wird. Jeden Freitagabend, und wann immer die Menschen den Wunsch dazu verspüren, wird die „Kreuztracht“ gebetet, ein Gebet in Stellvertretung für kranke, oft auch für sterbende Menschen. Zu besonderen Gelegenheiten, wie an den Bitttagen oder demnächst zur Diözesanwallfahrt für Kranke und mit Kranken, wird dazu ein schweres Kreuz von der Wand genommen und nach Kreuzberg getragen. Das ist der Ort, an dem die Geschichte des Kreuzes seinen Anfang nahm. Und das verbindet mich nun mit der Kreuzbergwallfahrt in die Rhön: Auch hier tragen Frauen und Männer ein Stück des Weges ein Kreuz, stellvertretend für die ganze Wallfahrt und für alle Anliegen, die die Einzelnen mitbringen und dabei spüren dürfen: Ich bin nicht allein.

POW: Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger? Welchen Rat oder Tipp haben Sie eventuell für ihn?

Bauer: Ich weiß, dass mein Nachfolger ein erfahrener Wallfahrer ist und ein Seelsorger mit Herz und Verstand. Und er weiß, dass ich für ihn erreichbar bin, wenn Fragen kommen sollten. Ich wünsche ihm, dass er von allen Mitgliedern des Vorstands der Kreuzbruderschaft, die sich um alle Belange der Wallfahrt kümmert, die gleiche Unterstützung erfährt, die ich in all den Jahren erfahren habe und für die ich von Herzen dankbar bleibe.

Interview: Rebecca Reljac (Internetredaktion) und Kerstin Schmeiser-Weiß (POW)

(3424/0867; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet