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Die Weste des Herrn Rentamtmann

Barocke Prachtweste bis 3. November zu Gast im Museum am Dom – Tauschaktion „Kunst geht fremd… und kommt an“ mit 18 Museen in ganz Unterfranken

Würzburg (POW) Filigrane Blütenstickerei auf weißem Seidensatin, eine Bordüre wie aus feiner Spitze. Keine Frage, die elegante Herrenweste ist eine Augenweide – und sticht zwischen den abstrakten Porträts aus Lindenholz, Gips und Sandstein des Dresdner Bildhauers Friedrich Press besonders hervor. „Sie fällt schön auf und macht sich gut vor dem grünen Hintergrund“, sagt Michael Koller, Museumskurator im Museum am Dom (MAD) in Würzburg, zufrieden. Im Rahmen der Tauschaktion „Kunst geht fremd…  und kommt an“ ist die Leihgabe aus dem Heimatmuseum Ebern bis 3. November im MAD in der Abteilung „Mensch“ zu sehen. Das MAD verlieh im Gegenzug das Gemälde „Geteiltes Kreuz“ von Ute Rakob an das Spessartmuseum in Lohr.

Gefertigt wurde die Weste um 1770/80 aus Seidensatin, Barchent (aufgerauter Baumwollflanell) und Leinen. Besonders gestaltete Kleider stehen für eine bestimmte Stellung in der Gesellschaft, heißt es im Begleittext des Leihgebers. Wenn ein Rentamtmann aus Ochsenfurt Mitte des 18. Jahrhunderts eine Weste wie diese getragen habe, sei die Aussage klar: „Ich bin angekommen, in der Gesellschaft angesehen und zeige das hiermit.“ Weil das gute Stück sehr empfindlich sei, dürfe kein direktes Tageslicht darauf fallen, erklärt Koller. Aus diesem Grund wurde auch das Licht in diesem Bereich des Museums gedimmt.

Die Weste sei eines der „Wunschobjekte“ des MAD gewesen, sagt Koller. Insgesamt 18 Museen mit sehr unterschiedlichen Schwerpunkten – von Kunst über Heimat bis zu Fastnacht – beteiligen sich in diesem Jahr an der Aktion „Kunst geht fremd“. Das sei auch das Spannende: „Man fragt sich, wo man das Leihobjekt in der eigenen Dauerausstellung präsentieren könnte und wie man Querverbindungen zu den eigenen Objekten schaffen könnte. Da sind wir mit unserer Kreativität gefragt.“ Zudem gebe die Aktion einen Anreiz, neue Museen zu entdecken und Entdeckungen zu machen. „Selbst wir lernen immer wieder Neues kennen.“

Das diesjährige Motto „… und kommt an“ biete viel Spielraum für Interpretationen, findet Koller. Entsprechend vielfältig sind auch die „Fremdgänger“: So machten sich unter anderem Straßenkarten von Paris, ein Feldpost-Päckchen oder das Gemälde „Warten auf den Zug“ von Erich Husemann auf den Weg quer durch Unterfranken. „Wir haben das Thema verstanden als ein positives Ankommen, ein Gefallen“, erklärt Koller. Das Team des MAD wählte das Gemälde „Geteiltes Kreuz“ von Ute Rakob, das nun im Spessartmuseum in Lohr zu sehen ist. „Rakob schafft aus achtlos weggeworfenen und dem Verfall preisgegebenen Gegenständen eine neue, symbolisch überhöhte Wirklichkeit. Deren außerordentliche Ästhetik sucht und findet ihre Bestimmung im bewusst sinnlichen Zugang. Sie erzeugt eine feine Ästhetik, die Erstaunen hervorruft und gefällt“, erklärt Koller.

Noch mehr Kunst aus dem Bistum Würzburg

Das Henneberg-Museum im Deutschordensschloss in Münnerstadt zeigt im Rahmen von „Kunst geht fremd…“ das Gemälde „Heiliger Christophorus“ aus den Kunstsammlungen der Diözese Würzburg, das sonst im Museum Johanniskapelle in Gerolzhofen ausgestellt ist. Es wird dem Umkreis von Hans Schäufelin (um 1480/85-1538/40) zugerechnet und entstand um das Jahr 1510. Es zeigt den heiligen Christophorus im aufgewühlten Wasser stehend mit dem Christuskind auf seinen Schultern. Die Last des Kindes beugt den langbärtigen Riesen. „Mit den Bildern des Heiligen verband sich die Überzeugung, dass man nach dem Blick auf ein solches Bild nicht an diesem Tag, nicht unvorbereitet sterben konnte“, heißt es im Begleittext. Darüber hinaus werde Christophorus als Schutzheiliger der Reisenden verehrt. „Möge er nicht nur der Schutzheilige der Reisenden, sondern auch der auf ,Reisen gehenden Ausstellungsstücke‘ sein.“

Sonntagsführung: „Vom Sein und Schein oder Kleider machen Leute“

Eine Führung mit dem Titel „Vom Sein und Schein oder Kleider machen Leute – eine barocke Prachtweste aus Ebern zu Gast im MAD“ wird am Sonntag, 29. September, um 12.30 Uhr im Museum am Dom angeboten. Stefan Andritschke vom Bürgerverein Ebern und Diplom-Restauratorin Sibylle Ruß sprechen über die Herkunft und Restaurierung dieses stolzen Kleidungsstücks. Die Teilnahme an der rund einstündigen Führung kostet pro Person drei Euro, zuzüglich zum Museumseintritt (fünf Euro, ermäßigt vier Euro). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Unter dem Titel „Kunst finden im Alltäglichen“ steht ein Objektgespräch mit Michael Koller zum Gemälde „Geteiltes Kreuz“ von Ute Rakob am Freitag, 6. September, um 18 Uhr im Spessartmuseum, Schlossplatz 1 in Lohr. Im Anschluss besteht die Gelegenheit zum Besuch der Sonderausstellung „Es war einmal... Upcycling im Spessart“.

Mehr zum Museum am Dom und eine Veranstaltungsübersicht gibt es im Internet unter www.museum-am-dom.de.

sti (POW)

(3124/0807; E-Mail voraus)

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