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Kiliani-Wallfahrtswoche 2022

„Die Zukunft liegt im Team“

Bischof Dr. Franz Jung feiert Kiliani-Vesper mit Priestern, Diakonen, Pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Ordensleuten und Missionaren – Bischof Jung: „Anfragen an die Kirche sind auch eine Anfrage an uns, besser zu werden“

Würzburg (POW) Die Kirche werde momentan als eine Institution wahrgenommen, die ihr hörendes Herz verloren habe. „Anfragen an die Kirche sind auch eine Anfrage an uns, besser zu werden, die Krisen, Fehler und Enttäuschungen wahrzunehmen. Überzeugen können wir nur durch den Nachweis, selbst ein hörendes Herz bewahrt zu haben.“ Das hat Bischof Dr. Franz Jung am Dienstagnachmittag, 5. Juli, im Würzburger Kiliansdom gesagt. Mit rund 400 Priestern, Diakonen, Pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Ordensleuten und Missionaren feierte er eine Pontifikalvesper in der Kiliani-Wallfahrtswoche. Diese steht unter dem Leitwort „Verleih mir ein hörendes Herz“. Mit dem Bischof standen Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann und Bischof Bernardo Johannes Bahlmann aus dem brasilianischen Partnerbistum Óbidos der Feier vor. Im Anschluss an den Gottesdienst bestand auf dem Vorplatz des Burkadushauses bei sommerlichen Temperaturen die Möglichkeit zur Begegnung.

„Geistlich leben heißt, einen lebenslangen Übungsweg zu gehen und immer wieder auf das Herz hören zu lernen“, legte der Bischof in seiner Predigt dar. Er wisse, auch aus eigener Erfahrung, von den immer drängenden Aufgaben, von der Fülle der Belastung, die immer mehr werde, von der Schnelligkeit, die abverlangt werde, auch durch die modernen Kommunikationsmittel. „Aber wo der Kontakt zum eigenen Herzen verlorengeht, da wird der pastorale Mitarbeiter oder die pastorale Mitarbeiterin nur noch zum Funktionär, der funktioniert, der nur noch unterschiedslos abarbeitet, mit der Folge, dass einem am Ende alles zu viel wird, alles nur noch auf die Nerven geht und am Ende das Heil in der Flucht gesucht wird.“ Nach den Worten von Papst Franziskus sei das Problem nicht immer ein Übermaß an Aktivität, sondern vor allem die schlecht gelebten Aktivitäten, zitierte der Bischof. Den Kontakt zum eigenen Herzen zu verlieren sei ein Risiko für die eigene Berufung, die man einmal aus ganzem Herzen ergriffen habe in dem Glauben, das ein Leben lang durchhalten und leben zu können und zu wollen. „Die Zukunft liegt im Team“, betonte Bischof Jung weiter. Ein Team zu sein bedeute, einander zuzuhören und die einzelnen Charismen in ein fruchtbares Miteinander zu bringen. „Das Team strahlt auf den ganzen Raum aus. So wie wir miteinander umgehen, so gehen auch die Menschen miteinander um.“

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Was für das Team gelte, gelte auch für die Kirche als Ganzes, fuhr der Bischof fort. „Die momentane Kirchenkrise lässt sich beschreiben als Wahrnehmung von Kirche als einer Institution, die ihr hörendes Herz verloren hat.“ Er nannte die „erschreckende Empathielosigkeit“ gegenüber Menschen, die im Raum der Kirche Opfer sexueller Gewalt wurden, die mangelnde Bereitschaft kirchlicher Verantwortungsträger, Probleme und Konflikte wahrzunehmen, den eigenen Anteil zu reflektieren und entsprechende Konsequenzen zu ziehen, sowie die Enttäuschung über die scheinbare Unfähigkeit der Zentrale, entschieden und konsequent durchzugreifen. „Das tut weh, und jeder, der heute im pastoralen Dienst steht, sieht sich oftmals mit in die Haftung genommen für Dinge, für die er gar nichts kann, muss Rede und Antwort stehen zu Problemen, zu denen er nicht auskunftsfähig ist, und muss persönlich sich immer wieder erklären. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr das wehtut, wie es nervt, und wie hilflos man dem gegenübersteht, weil man es nicht ändern kann und viele Erklärungen schuldig bleiben muss.“

Der Bischof dankte allen Anwesenden für ihre Mühen um die Neuorganisation und den Umbruch in der Seelsorge, für ihren Dienst in den Pastoralen Räumen und in der Seelsorge in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, bei der Polizei, im Gefängnis oder im Schuldienst, sowie den Ordenschristen und -christinnen. „Ich erlebe es bei den Besuchen in den Räumen. Es gibt viele offene Fragen, aber auch die Bereitschaft, sich den Problemen zu stellen und sie gemeinsam anzugehen. Danke für Ihren Dienst, Ihre Loyalität und Ihren ungebrochenen Einsatz.“

Bereits am Vormittag hatten sich die Missionarinnen und Missionare zum Austausch im Kilianshaus getroffen. „Es geht weiter. Genauso gut, aber anders. Das ist eine Freude!“, beschrieb Dr. Christiane Spannheimer von den Missionsbenediktinerinnen Tutzing den Prozess des Übergangs vieler Klosterniederlassungen, Schulen und Krankenhäuser in den klassischen Missionsländern des Globalen Südens. Auch wenn die europäischen Missionare immer weniger würden sei es klar, dass die Verbundenheit anhalte und sehr wichtig bleiben werde. Bischof Jung informierte sich über die Entwicklungen und die Situation in den verschiedenen Ländern, in denen die Frauen und Männer tätig sind oder waren.

sti (POW)

(2822/0805; E-Mail voraus)

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