Würzburg – „In der vergangenen Woche sind mehr als 100 nicht-heterosexuelle Mitarbeitende katholischer Einrichtungen in Deutschland gemeinsam an die Öffentlichkeit gegangen, um für eine Kirche ohne Angst einzutreten.
Als Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Würzburg solidarisieren wir uns mit dieser Aktion und stellen uns hinter alle Menschen, die Diskriminierung, Verletzung und Ausgrenzung in unserer Kirche erfahren müssen. Die Achtung der Menschenwürde ist für uns in der frohen Botschaft Jesu Christi grundgelegt und schließt alle Menschen ein, vollkommen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Identität. Eine Kirche, in der man sich aufgrund seiner sexuellen Orientierung verstecken muss, kann für uns nicht im Sinne Jesu sein.
Zurzeit treten die Menschen in Deutschland in Scharen aus der katholischen Kirche aus. Selbst in unserer Kirche verwurzelte und bis vor kurzem noch engagierte Menschen kehren ihr enttäuscht und verzweifelt den Rücken zu. Diese Entwicklung ist nur zu stoppen, wenn wir es als Kirche schaffen, uns wieder von der Lebenswirklichkeit der Menschen berühren zu lassen, undurchsichtige Machtstrukturen abzubauen, uns ehrlich für die Verletzung und Diskriminierung so vieler Menschen zu entschuldigen und die Nächstenliebe als unseren Kern glaubhaft wiederzuentdecken. Hierzu zählen wir auch Gleichberechtigung von Frau und Mann, die Wandlung des Pflicht- in ein freiwilliges Zölibat und mehr relevante Mitbestimmung für die Gemeinen vor Ort.
Im Arbeitsrecht der katholischen Kirche in Deutschland ist es noch immer möglich, Mitarbeitenden bei schwerwiegenden Loyalitätsobliegenheiten, die bis in den intimsten privaten Bereich hineinreichen, zu kündigen. Eine eingetragene Lebenspartnerschaft oder auch eine erneute Heirat nach einer Scheidung erfüllen diesen Sachstand. Wir danken unserem Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran für dessen Zusage, dass Mitarbeitende des Bistums Würzburg durch eine homosexuelle Partnerschaft keinerlei Maßnahmen zu befürchten haben. So lange jedoch das kirchliche Dienstrecht dahingehend nicht offiziell geändert ist, sind solche Zusagen von Einzelpersonen mit umfassenden Machtpotential abhängig und, aufgrund von Stellenwechseln, nicht permanent und rechtssicher. Für uns ist es nun maßgeblich, jetzt Glaubwürdigkeit zu beweisen und es nicht bei wohlwollenden Worten zu belassen. Wir erwarten von den Bischöfen, sich einer Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral nicht zu verschließen und das kirchliche Dienstrecht für die ihnen anvertrauten Bistümer zeitnah zu ändern. Die Änderungen liegen in ihrem Verantwortungs- und Machtbereich. Nur rechtssichere Änderungen verhindern Diskriminierung nachhaltig.
Dr. Michael Wolf, Vorsitzender Diözesanrat der Katholiken im Bistum Würzburg
Lucia Stamm, Stv. Vorsitzende Diözesanrat der Katholiken im Bistum Würzburg
Ralf Sauer, Stv. Vorsitzender Diözesanrat der Katholiken im Bistum Würzburg“
Bitte beachten: Das ist eine Pressemeldung der Vorsitzenden des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, nicht des Bistums Würzburg!