Münsterschwarzach (POW) Gleich zwei Jubiläen werden 2013 in der Abtei Münsterschwarzach gefeiert: Vor 100 Jahren kehrten die Missionsbenediktiner nach Münsterschwarzach zurück, und vor 75 Jahren wurde die heutige Abteikirche geweiht. Das Jubiläumsjahr begann für den Konvent mit einer dreimonatigen Sabbatzeit, die an Ostern endete. Es sollte „eine Zeit der ,Entschleunigung' sein mit besonderen Zeiten der Gemeinschaft, des Gespräches, des Schweigens und der Fortbildung", sagt Abt Michael Reepen. Mit der Kirchweihe und einem Festakt unter dem Motto „100 Jahre Wiederbesiedlung der Abtei Münsterschwarzach" am Sonntag, 8. September, ab 9.30 Uhr wird das Doppeljubiläum gewürdigt. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann feiert das Pontifikalamt. Viele weitere Veranstaltungen, von Konzerten über Ausstellungen bis hin zum Weltmissionssonntag am 20. Oktober, laden dazu ein, die Abtei, ihre Geschichte und die Arbeit der Missionsbenediktiner kennenzulernen.
Mit einem „gutverwurzelten Baum mit dickem Stamm und vielen Ästen, die in den vergangenen Jahren kräftig ausgetrieben haben", vergleicht Abt Michael Reepen in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Ruf in die Zeit" das Kloster Münsterschwarzach. Tatsächlich reichen die Wurzeln der Abtei zurück bis in die Zeit um 780, als Fastrada, die Gattin Karls des Großen, Münsterschwarzach gründete. 877 zogen Benediktiner des Klosters Megingaudshausen, das der fränkische Graf Megingaud 816 gestiftet hatte, in das „Kloster an der Schwarzach". Mehrfach wurde die Abtei zerstört oder verlassen, immer wieder kehrten die Mönche zurück. Bis zum Jahr 1803, als der bayerische Kurfürst Maximilian im Zuge der Säkularisation die Abtei aufhob. 100 Jahre lang gab es keine Benediktiner mehr in Münsterschwarzach – und eigentlich wollten sie auch nicht zurückkehren.
„Pater Plazidus Vogel wollte noch zu Beginn des Jahres 1913 auf keinen Fall nach Münsterschwarzach. Auf gar keinen Fall." So erzählt es Dr. Johannes Mahr, Lehrer am Egbert-Gymnasium in Münsterschwarzach und außerplanmäßiger Professor am Institut für Neuere deutsche Literaturwissenschaft der Universität Würzburg, in einem Bericht zum Jubiläum. „Eine verrottete ehemalige Abtei bot man ihm an, deren prächtige barocke Gebäude verschwunden und deren Felder so nass waren, dass sie kaum eine Familie ernährten." Die Benediktiner hatten sich zunächst in Sankt Ludwig bei Volkach niedergelassen. Doch Sankt Ludwig sei als „kleines Kloster" geplant gewesen, schreibt Mahr. Nur eine große Abtei habe die Hilfe an Personal und Material aufbringen können, welche die Missionsbrüder in Korea und Afrika benötigten. So kaufte Pater Plazidus schließlich im Juli 1913 das „Ökonomiegut" von Münsterschwarzach. Strohsäcke auf den Brettern alter Fußböden – so sahen die ersten Nächte der Mönche aus.
Eine Kirche gab es damals noch nicht. „Zur ersten Messe, die Pater Basilius den in das ,Ökonomiegut' abkommandierten Brüdern am 5. August 1913 zelebrierte, gingen alle in der Dunkelheit des frühen Morgens bei strömendem Regen nach Stadtschwarzach und standen tropfend um den Priester." Eine 1921 fertiggestellte Notkirche platzte schon bald buchstäblich aus allen Nähten. „Hübsch klingt die Episode, dass bei der Profess am 9. September 1931 der völlig eingezwängte Thuriferar sein Weihrauchfass nicht mehr schwenken konnte. Weniger hübsch fanden es die Kleriker, die vom Studium zu den Semesterferien heimkamen, dass Anfang August 1932 nicht einmal alle Platz im Chor fanden", schreibt Mahr. Nach langen Planungen und Verhandlungen mit den Baubehörden lag im Mai 1935 der endgültige Entwurf vor. Schon am Heiligen Abend 1936 feierte Abt Plazidus Vogel die erste Weihnachtsvesper in der heutigen Abteikirche, am 11. September 1938 wurde Kirchweihe gefeiert.
Der harte Wiederanfang ist lange Vergangenheit. Einen Einblick in die Arbeit der Missionsbenediktiner erhalten Interessierte am Weltmissionssonntag, 20. Oktober. Um 10 Uhr wird ein Pontifikalamt mit Erzbischof Dr. Ludwig Schick aus Bamberg gefeiert. Teile der Klausur, Werkstätten, das Gymnasium, Druckerei und Fair-Handel stehen zur Besichtigung offen, die Betriebe und Bereiche präsentieren ihre Produkte und Dienstleistungen. Der Tag endet gegen 17 Uhr mit einer Vesper in der Abteikirche.
Weitere Veranstaltungen im Jubiläumsjahr sind unter anderem ein Pfingstsymposium zum Thema „Die Kraft des Gebetes erleben" vom 14. bis 19. Mai, die Ausstellung „Höre mein Sohn/meine Tochter ..." mit kalligraphischen Buchobjekten der Augsburger Künstlerin Ruth Wild oder das Jubiläums-Abteikonzert mit einer Aufführung des „Messias" von Georg Friedrich Händel mit den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben. Informationen zu allen Veranstaltungen gibt es im Internet unter www.abtei-muensterschwarzach.de. Im Anschluss an das Doppeljubiläum richtet sich der Blick der Mönche bereits in das Jahr 2016: Dann feiert das Kloster 1200 Jahre benediktinisches Leben in Münsterschwarzach.
sti (POW)
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