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Dramatische Defizite im Gesundheitssystem

Cornelia Warsitz berichtet aus dem Partnerbistum Óbidos – Coronavirus breitet sich rasant in Brasilien aus – Menschen leiden unter den Einschränkungen durch die Schutzmaßnahmen – Krankenhausschiff „Papa Francisco“ unterwegs zu entlegenen Gemeinden

Óbidos/Würzburg (POW) „Ich sitze in meinem Zimmer und arbeite ein Nothilfeprojekt nach dem anderen aus.“ Seit Dezember 2019 ist Cornelia Warsitz, ehemalige Bildungsreferentin in der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden des Bistums Würzburg, im brasilianischen Partnerbistum Óbidos. In Brasilien breitet sich das Coronavirus rasant aus. Nach Angaben des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ liegt das Land mit Blick auf die Zahl der Gesamtinfizierungen mittlerweile hinter den USA auf dem zweiten Platz weltweit. Im Bistum Óbidos waren zum 24. Mai 322 Corona-Infizierte und 29 Tote gemeldet. „Es gibt zu wenig Tests, so dass kein Mensch sagen kann, wie viele Infizierte beziehungsweise Tote es tatsächlich gibt“, schreibt Warsitz. Durch die Pandemie seien die Mängel im Gesundheitssystem in den Fokus gerückt worden. Im Moment würden vor allem Lebensmittel und Hygieneartikel für die Bevölkerung in den Randgemeinden der Städte, an den Flussufern und in den entlegenen Gemeinden benötigt.

Auch im Bistum Óbidos seien Ende März Aufenthaltsbeschränkungen eingeführt worden. So haben beispielsweise die Bundesstaaten Amazonas und Pará ihre Grenzen geschlossen. Eigentlich dürften nur Waren transportiert werden. Doch „die Menschen finden immer wieder Schleichwege, um auf inoffiziellen Wegen, über Seitenflüsse des Amazonas, mit kleineren Schiffen Städte in der Diözese anzulaufen“, sagt Warsitz. Die Geschäfte seien zum Teil geschlossen, und wenn sich Schlangen vor Banken oder Supermärkten bilden, seien Abstandsregeln einzuhalten. „Das geht total gegen die brasilianische Mentalität.“ Zwar gebe es eine Maskenpflicht, doch seien Schutzmasken in den Geschäften kaum erhältlich. „Besonders die Gemeinden der Quilombola (Nachfahren afrikanischer Sklaven) und die indigenen Stämme leiden unter dem Mangel an Lebensmitteln und Hygienematerial.“

Schon vor der Corona-Pandemie sei das brasilianische Gesundheitssystem für die arme Bevölkerung „unerreichbar“ gewesen. In den Krankenhäusern gebe es keine Intensivstationen. Das Krankenhaus in Óbidos – mit einem Einzugsgebiet von der Fläche von halb Deutschland – verfüge über ein Beatmungsgerät. „In einem Eilantrag hat Bischof Bernardo Johannes Bahlmann in Zusammenarbeit mit der franziskanischen Kongregation ,Associação Lar São Francisco e Fraternidade São Francisco de Assis na Providência de Deus‘ ein Projekt aus dem Boden gestampft, bei dem es um den Aufbau und die Einrichtung einer zentralen Intensivstation im Krankenhaus in Juruti geht.“ Materialien, Medikamente und Geräte seien bereits gekauft und würden demnächst ankommen. Die Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden hat Anfang April insgesamt 50.000 Euro aus den Haushaltsmitteln für die Weltkirche für Gesundheitsprojekte im Bistum Óbidos zur Verfügung gestellt.

Am 24. Mai sei das Krankenhausschiff „Barco Hospital Papa Francisco“ ausgelaufen, um entlegene Gemeinden im Bistum aufzusuchen. Auch Bischof Bahlmann nimmt an dieser Mission teil: „Ich werde nach Parú fahren, das sind drei Stunden mit einem kleinen Boot, vielleicht 40 Kilometer von Óbidos entfernt. Dort ist das Krankenhausschiff und behandelt Patienten, die nicht in die Stadt kommen können.“ Das Coronavirus sei in diesen Gemeinden noch nicht angekommen, berichtet der Bischof. Doch die Menschen litten unter den Beschränkungen, sie hätten keinen Zugang zu Lebensmitteln oder Medikamenten, obwohl viele an chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck litten. „Da ist das Krankenhausschiff eine lebensrettende Hilfe.“

Bischof Bahlmann habe ein Dekret erlassen, nach dem Gottesdienste nur virtuell gefeiert werden dürfen. „In allen Pfarreien werden die Gottesdienste per Facebook oder andere soziale Netze und lokale Radio- und Fernsehsender übertragen“, berichtet Warsitz. Alle kirchlichen Veranstaltungen seien abgesagt worden. Doch gebe es auch kreative Angebote. So sei beispielsweise am Palmsonntag und Ostersonntag in den Pfarreien das Allerheiligste in einem Mini-Autokonvoi – ein Lautsprecherwagen und ein Wagen mit dem Pfarrer – durch die Straßen gefahren worden. Der Priester habe die Menschen gesegnet. „Es gab viele, die vor ihren Häusern betend gewartet haben. Es war ein sehr ergreifender Moment“, beschreibt Warsitz. Für Pfingstsonntag sei eine weitere Prozession in dieser Art geplant. Die Kirche sei eine wichtige Stütze für die Menschen am Amazonas.

Eigentlich wollte Warsitz Anfang März wieder nach Deutschland zurückkehren. Doch als die Corona-Pandemie Brasilien erreichte, verschob sie ihren Rückflug und wird voraussichtlich am 1. Juli zurückfliegen. „Ich wollte Bischof Bahlmann und die Menschen hier nicht im Stich lassen. Vielmehr wollte ich zusammen mit Bischof Bahlmann Projekte erarbeiten, die wir in Deutschland bei verschiedenen Diözesen und kirchlichen Hilfsorganisationen beantragen können, zum Wohl vor allem der Menschen, die außerhalb der Städte wohnen.“ Sie ermutigt alle Menschen dazu, ebenfalls einen Beitrag zu leisten. „Tun wir, was wir für richtig halten, und Gott wird uns helfen und seinen Segen dazu geben. Nur tun wir es!“

Die Diözese Würzburg unterstützt die Projekte „Óbdios Gesundheit“ und „Óbidos Lebensmittel“ und leitet auch Spenden an die Verantwortlichen vor Ort weiter. Spendenkonto: Diözese Würzburg, Liga Bank, IBAN DE67 7509 0300 0003 0000 01, BIC GENODEF1M05, Verwendungszweck: 20600 + „Projektname“ + „Spenderadresse“.

(2320/0591; E-Mail voraus)

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