Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Drei Wallfahrten als besonderes Geschenk

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zum Jahresabschluss am 31. Dezember 2009 im Würzburger Kiliansdom

Als der Evangelist Johannes schrieb: „Meine Kinder, es ist die letzte Stunde.“ (1 Joh 2,18), dachte er nicht an den Silvesterabend und den Jahresabschluss sondern an die Endzeit, in der wir leben. Das Jahresende dient lediglich dazu, die Zeit zu markieren und in einem Augenblick des Innehaltens sich klar zu werden über den eigenen Weg zum großen Ziel.

Auf der einen Seite blicken wir auf ein weltkirchlich und auch diözesan turbulentes Jahr zurück, andererseits haben wir aber auch viele Geschenke erhalten.

Zu Beginn dieses Jahres standen die Irritationen um die päpstliche Versöhnungsgeste mit der Pius-Bruderschaft in der Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe und den unsäglichen Aussagen von Bischof Williamson bezüglich der Shoah. Es steht fest, dass der Heilige Vater diese Aussagen nicht kannte. Über die Unhaltbarkeit des Standpunktes von Bischof Williamson muss wohl nichts mehr gesagt werden. Inzwischen haben die theologischen Gespräche zwischen der Glaubenskongregation und der Pius-Bruderschaft begonnen. Es wird sich zeigen, ob und wie sie das Versöhnungsangebot des Papstes annehmen. Insgesamt ist zu sehen, wie wichtig unserem Heiligen Vater Papst Benedikt XVI. die Einheit der Kirche und die Integration der Gläubigen ist. So öffnet er die Arme der Kirche in verschiedene Richtungen, unter anderem auch für die Anglikaner, die zur katholischen Kirche kommen wollen.

In unserem Bistum mussten wir das Ausscheiden von drei jungen Priestern hinnehmen, die sich nicht mehr in der Lage sahen, ihr gegebenes Zölibatsversprechen zu halten. Das ist nicht nur für mich wie für die betroffenen Gemeinden schmerzhaft und traurig, sondern für das ganze Bistum. Die im Herbst aufgebrandete Diskussion um Sinn und Wert des Zölibates hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, für ein wirkliches Verständnis dieser Lebensform und ihrer Verknüpfung mit dem Priestertum zu sorgen.

Auf der anderen Seite haben wir in diesem Jahr auch viele große geistliche Geschenke erhalten. Da ist zuerst unser neuer Weihbischof Ulrich Boom zu nennen, der am 25. Januar, dem Fest der Bekehrung des heiligen Paulus in diesem Kiliansdom zum Bischof geweiht wurde. Ich bin froh und dankbar für die Unterstützung, die ich durch ihn erfahren habe. Es freut mich zu erleben, wie gut er von unseren Gläubigen aufgenommen wurde.

Am Pfingstsamstag wurden in unserem Dom fünf junge Männer zum Priester geweiht, ein weiterer im Herbst dieses Jahres in Rom. Trotz aller Krise haben sie sich nach dem Jesajawort: „Hier bin ich, sende mich!“ (Jes 6,8) in die Nachfolge Jesu Christi einbinden lassen. Möchten doch viele weitere Jugendliche den Mut haben, sich von Christus her rufen zu lassen und in seinen Fußspuren weiter zu gehen. Gott nimmt nicht nur, sondern er schenkt tausendfach zurück. Das lässt sich bei den älteren Mitbrüdern ablesen, die diese Lebenserfahrung beglückend gemacht haben.

Ein besonderes Geschenk waren die drei Wallfahrten, an denen ich teilnehmen durfte. Da war die Wallfahrt der Generationen auf den Spuren des Heiligen Franziskus nach Assisi in der Pfingstwoche mit nahezu fünfhundert Menschen, davon alleine 220 Kinder und Jugendliche. Es war überwältigend zu erleben, wie der heilige Franziskus auch heute noch die Menschen begeistern und bewegen kann.

Weiterhin ist mit die ökumenische Wallfahrt zum Kreuzberg mit dem neuen Regionalbischof Christian Schmidt in guter Erinnerung. Etwa 1000 Wallfahrer aus der evangelischen und katholischen Ökumene haben sich von verschiedenen Orten aus zum heiligen Berg der Franken auf den Weg gemacht und so ein eindrucksvolles Glaubenszeugnis gegeben.

Im Herbst durfte ich mit unseren Priesteramtskandidaten nach Lourdes und Ars pilgern. Das miteinander Unterwegssein und die tiefe Gebetsgemeinschaft haben uns das große Lebensziel wieder klarer vor Augen geführt. Zurzeit studieren etwa 30 Priesteramtskandidaten für das Bistum Würzburg.

Neben diesen Ereignissen waren es aber auch viele kleinere Begegnungen und Gespräche im Rahmen meiner Besuche in den Gemeinden oder bei den Visitationen in den Dekanaten Schweinfurt-Nord und Lohr, die ich in guter Erinnerung behalten werde.

Ein letztes Geschenk, das ich noch nennen möchte, und das uns in das neue Jahr begleiten wird, ist das Priesterjahr, dass unser Heiliger Vater anlässlich des 150.Todestages des heiligen Pfarrers von Ars ausgerufen hat und mit einem internationalen Priestertreffen in Rom im Juni des kommenden Jahres seinen Höhepunkt und Abschluss finden wird. Rund 50 Priester unseres Bistums werden mit mir dabei sein.

Das kommende Jahr wird das Jahr sein, in dem der Prozess der Errichtung der Pfarreiengemeinschaften zum Abschluss kommen wird. Die 619 Pfarreien und Kuratien unseres Bistums mit ihren 208 Filialen schließen sich zu 182 Pfarreiengemeinschaften zusammen. Ich bin froh und dankbar für die Bereitschaft, mit der die Verantwortlichen in den Gemeinden und insbesondere die Ehrenamtlichen diesen Prozess getragen und begleitet haben. Damit fallen auch die Neuwahlen der Pfarrgemeinderäte zusammen, die bewusst unter dem Motto ‚Aufbrechen’ stehen. Es gilt, neu aufzubrechen und die gebildeten Pfarreiengemeinschaften mit Glauben und Leben zu füllen.

Für das Jahr 2010 soll das letzte Buch der Heiligen Schrift, die Offenbarung des Johannes, auch bekannt als Apokalypse, in den Mittelpunkt gestellt werden. Wir leben in der Endzeit, die mit der Geburt Jesu Christi begonnen hat. Bewusst soll unser Blick aus Organisationsfragen herausgeführt und in die Weite johanneischer Gedankenflüge geleitet werden. Die Fragen nach dem Woher und Wohin unseres Lebens, nach Sinn und Ziel, werden dort in visionärer Kraft so eindringlich entfaltet, dass wir Hoffnung und Mut gewinnen, das Heute verantwortlich zu gestalten. Zwischen Februar und November wird es in Würzburg eine Vielzahl unterschiedlichster Veranstaltungen geben, die unter dem Titel „Endspiel – Würzburger Apokalypse 2010“ dieses einzige prophetische Buch des Neuen Testamentes neu und von verschiedenen Seiten beleuchten. Alles ist auf die Wiederkunft Christi ausgerichtet. Die Erwartung des kommenden Herrn, die hier im Chorscheitel des Domes ihren sichtbaren gestalterischen Ausdruck gefunden hat, soll auch unseren Glauben und unser Leben prägen. Deshalb habe ich als Leitsatz für das kommende Jahr auch den prägnanten Ausspruch aus der Offenbarung des Johannes gewählt: „Komm Herr Jesus – Maranatha!“

Ich hoffe, dass der zweite Ökumenische Kirchentag in München ein wirklich geistliches und ökumenisches Ereignis wird, das uns die Gemeinsamkeiten der verschiedenen christlichen Konfessionen vor Augen führt und uns neue Schritte aufeinander zugehen lässt.

Vielleicht wird uns im kommenden Jahr auch mit der Seligsprechung von Pfarrer Georg Häfner, der am 20. August 1942 im Konzentrationslager Dachau ermordet wurde, noch ein weiteres großes geistliches Geschenk gemacht.

Danken wir Gott, für alle Gnade, die er uns in diesem Jahr erwiesen hat. Nehmen wir von ihm alles Schwere an, das er uns zu unserem Heil zugemutet hat und vertrauen wir darauf, dass Christus Herr der Geschichte bleibt! „Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“ (Offb 22,13) sagt er gegen Ende der Apokalypse. Und ganz zum Schluss heißt es: „Er, der dies bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. – Amen. Komm Herr Jesus!“ (Offb 22,20)