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„Ehe ist keine Privatsache“

Bischof Dr. Franz Jung feiert Pontifikalgottesdienst mit Ehepaaren, die seit 25 Jahren verheiratet sind – Rund 1300 Gläubige im Kiliansdom – Abendliche Begegnung auf dem Kiliansplatz

Würzburg (POW) Begeistert haben rund 1300 Frauen und Männer aus dem gesamten Bistum beim Schlusslied „Oh happy day“ am Freitag, 5. Juli, im Kiliansdom mitgeklatscht. Für das Glaubens- und Lebenszeugnis in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten ihrer Ehe dankte ihnen Bischof Dr. Franz Jung bei einem Pontifikalgottesdienst für Ehepaare, die in diesem Jahr Silberhochzeit feiern. „Danke für Ihren Mut, dass Sie in stürmischen Zeiten mit Jesus die Bootsfahrt gewagt haben und weiterhin wagen. Ehe ist als Sakrament keine Privatsache, sondern ein öffentliches Zeugnis“, sagte Bischof Jung. Im Festgottesdienst, der der diesjährigen Kiliani-Wallfahrtswoche mit dem Motto „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ vorgeschaltet war, erneuerten die Jubelpaare ihr Eheversprechen. Im Anschluss erteilte Bischof Jung gemeinsam mit den Domkapitularen Christoph Warmuth und Clemens Bieber sowie den weiteren anwesenden Priestern und Diakonen den Paaren einzeln den Segen. Der Bischof war damit nach Ende des Gottesdiensts über eine Stunde beschäftigt.

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In seiner Predigt betrachtete Bischof Jung das Evangelium vom Gang des Petrus über das Wasser näher. Den Gegenwind, von dem darin die Rede ist, hätten viele Paare zu Beginn ihrer Beziehung selbst erlebt. Zum Teil in Anfragen an die Beziehung von außen, zum Teil durch die Unsicherheit bei Fragen der finanziellen Absicherung, der Berufswahl oder dem Einvernehmen mit den beiden Herkunftsfamilien. „Gegenwind ist dabei eine Kraft, die zur eigenen Entschiedenheit ermutigt“, sagte Bischof Jung. Erste Bewährungsproben schweißten zusammen.

Der Geist der Kraft werde in der Ehe immer wieder gebraucht. Zum Beispiel, wenn nach dem Honeymoon „der erste Lack ab“ sei und es gelte, das gemeinsame Leben zu gestalten. Eine zweite Herausforderung sei es, wenn Kinder kommen. „Wer bin ich und wer will ich jetzt für den Ehepartner sein?“ Sobald die Kinder aus dem Haus seien, gelte es erneut, die Rollen zu verteilen. „Auch keine leichte Aufgabe, weil man noch einmal neu die Wünsche und Ansprüche abgleichen muss und die gemeinsamen Ziele zu definieren hat“, sagte Bischof Jung. Die vierte Bewährungsprobe schließlich stehe im Alter an, wenn es darum gehe, mit dem Altern und den damit verbundenen Herausforderungen gemeinsam umzugehen. „Natürlich gibt es daneben noch zahllose andere Herausforderungen wie berufliche Wechsel, Ortswechsel, Krankheit oder Konflikte, die von außerhalb an die Ehepartner herangetragen werden.“

Die Menschen neigten in Krisen dazu, Gespenster zu sehen und Gefahren größer zu erachten, als diese in Wirklichkeit seien, erklärte Bischof Jung weiter. Bei näherem Hinsehen entdeckten die Jünger im Evangelium, dass ihnen kein Gespenst entgegenkommt, sondern Jesus. „Eine tiefe Einsicht. Das heißt letztlich nichts anderes, als dass die Bewährungsproben im Leben Christus-Begegnungen sind, auch wenn wir das im ersten Moment nicht erfassen.“ Jesus fordere durch diese dazu auf, die alten Denkmuster zu verlassen und über die bisherigen Möglichkeiten hinauszuwachsen. „Das ist die vielleicht einfachste Definition von Liebe: Wenn Menschen über sich hinauswachsen, auf Gott, der sie ruft, und auf den anderen Menschen zu, der mich einlädt, mit ihm zu wachsen.“ Gerade Zeiten des Scheiterns seien Zeiten, in denen sich zeige, inwieweit eine Partnerschaft trägt. „Schön, wenn man einander wie Jesus die rettende Hand entgegenstreckt. Es sind Gnadenzeiten der Vertiefung, wenn das gelingt.“ Wichtig sei auch der Geist der Besonnenheit, betonte Bischof Jung. Er ermunterte die Ehepaare, in gemeinsamen Auszeiten und im gemeinsamen Beten alles vor Christus zu bringen.

Den Gottesdienst begleiteten musikalisch Domorganist Professor Stefan Schmidt und der Chor „Concento“ aus Hopferstadt. Beim Verlassen des Doms erhielten die Eheleute Lebkuchenherzen mit der Aufschrift „Ich verspreche Dir die Treue“. Viele Gläubige nutzten die Begegnung auf dem Kiliansplatz zwischen Dom und Neumünster für Gespräche oder ein Selfie mit Bischof Jung.

Welche Tipps haben die Silberehepaare für eine gelingende Partnerschaft? „Man muss als Paar viel miteinander reden“, sagte Dagmar Baumeister aus Waldbrunn (Landkreis Würzburg), die mit ihrem Mann Andreas am Gottesdienst teilnahm. „Ich habe neulich einen älteren Mann etwas Gutes zum Thema sagen hören: ‚Ich bin noch aus einer Generation, in der man Dinge repariert und nicht beim ersten Problem wegwirft‘“, ergänzte Andreas Baumeister. „Wichtig ist, dass man sich immer wieder Zeit für den Partner nimmt“, sagte Edmund Michel aus Ritterhausen (Landkreis Würzburg). Seine Frau Marion ergänzte: „Der Glaube ist eine wichtige Stärkung und ein Rückhalt.“

Kein Tipp für eine glückliche Ehe fiel Gudrun und Walter Zahradka aus Steinfeld (Landkreis Main-Spessart) ein. „Man muss nur den beziehungsweise die Richtige finden, dann läuft es von allein. Nur einen Fehler darf man nicht machen: Gleich bei den ersten Schwierigkeiten weglaufen.“

„Einander lieben und achten und sich gegenseitig mit Respekt behandeln“, riet Ellen Seidenfuß aus Remlingen. „Und ich hör immer zu“, sagte ihr Ehemann Siegmar.

„Besonnenheit“ ist für Jürgen und Dorothea Leimbach aus Aschaffenburg eine zentrale Tugend. „Jeder muss ab und an einmal nachgeben“, lautete sein Ratschlag. Seine Ehefrau empfahl zudem, im positiven Sinne immer ein wenig naiv zu sein und darauf zu vertrauen, dass alles zu einem guten Ende kommt.

mh (POW)

(2819/0746; E-Mail voraus)

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