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Ehrgeiziges Wiederaufbauprogramm

Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner stellt Buch zu den Bauten im Fürstbistum Würzburg unter Julius Echter von Mespelbrunn vor – Werk ist Bischof Dr. Friedhelm Hofmann in Dankbarkeit gewidmet

Würzburg (POW) Einen detaillierten Blick in „die Bauten im Fürstbistum Würzburg unter Julius Echter von Mespelbrunn“ gibt das gleichnamige Werk der Kölner Dombaumeisterin Professor Dr. Barbara Schock-Werner. Die wissenschaftliche Arbeit beleuchtet Struktur, Organisation, Finanzierung und künstlerische Bewertung der Bauten des bedeutenden Würzburger Fürstbischofs in der Zeit von 1573 bis 1617. Echters Bautätigkeit sei eines der ehrgeizigsten Wiederaufbauprogramme in Deutschland, sagte Schock-Werner bei der Buchpräsentation vor rund 200 Gästen am Freitagabend, 21. Oktober, im Sankt Burkardushaus. „In Dankbarkeit für die Jahre anregender Zusammenarbeit in Köln“ hat die Autorin den im Regensburger Verlag Schnell & Steiner erschienenen Band Bischof Dr. Friedhelm Hofmann gewidmet.

Die Untersuchung Schock-Werners, mit der sich die Kölner Dombaumeisterin an der Universität Würzburg habilitierte, gilt als zentraler Beitrag zur fränkischen Architektur-, Kirchen- und Kulturgeschichte. Bischof Hofmann würdigte das Werk als kenntnisreiche Schrift, die bisher unbekannte Quellen aufspüre und literarisch anspruchsvolle Texte einbeziehe. „Es ist ein Gewinn, in diesem Band zu lesen“, sagte er bei der Präsentation. Schock-Werner habe die Handschrift Echters erschlossen und verbreite eine Faszination für die Bauten des Fürstbischofs.

In Würzburg stehe das Wirken Echters lebendig vor Augen, betonte der Bischof weiter und erinnerte besonders an die neue Universität und das Juliusspital. In Franken sei Echters Bautätigkeit landauf landab zu sehen. Immer wieder erblicke man die Nadelspitzen spätgotischer Kirchtürme. Hinter Echters Bauten stehe ein Programm: die Sorge um die Kranken und Alten, die Sorge um die wissenschaftliche Ausbildung und die Sorge um die kirchlichen Gebäude. „Julius Echter hat das Fürstbistum Würzburg über seine Zeit hinaus geprägt“, unterstrich Bischof Hofmann.

Die Freude und den Dank des Bezirks Unterfranken für dieses Werk überbrachte Bezirksrat Dr. Peter Motsch in Vertretung von Bezirkstagspräsident Albrecht Graf von Ingelheim. „Dieses Buch bedeutet eine große kunsthistorische Aufwertung des Bezirks Unterfranken“, betonte Motsch. Echter habe viele Schulen und Spitäler gegründet. Das Bistum habe er aus der Verschuldung herausgeführt, ohne die Steuern für die Untertanen erhöhen zu müssen. Die Lebensverhältnisse seiner Untertanen hätten sich in seiner Regierungszeit grundlegend verbessert.

Einen ersten Einblick in die Ergebnisse ihrer Untersuchung gab die Kölner Dombaumeisterin am Abend der Buchpräsentation. In Würzburg habe Echter eine gut funktionierende Behörde zur Kontrolle der Bautätigkeit aufgebaut, sagte Schock-Werner. Der von ihr am intensivsten untersuchte Bau der Wallfahrtskirche in Dettelbach zeige, dass der Fürstbischof eindeutig das Geschehen bestimmt habe, auch wenn die finanzielle Hauptlast die Pfarrei getragen habe. „Erst wenn es ganz eng wurde, kamen einige Gulden aus der Kasse des Fürstbischofs. In Dettelbach liegt der finanzielle Anteil des Fürstbischofs bei 18 Prozent der gesamten Bausumme.“ Da das Dettelbacher Baumanual aus dem Jahr 1614 eine höchst informative Quelle über Bauorganisation, Baufinanzierung, Bautechnik und vieles mehr sei, habe sie das Aktenstück vollständig transkribiert und ausgewertet. Im Blick auf weitere Baurechnungen unterfränkischer Kirchen sagte Schock-Werner, sie seien „die aufregendsten Dokumente der Welt“. Die Akten gäben einen guten Einblick in die sozialen Verhältnisse und in das Handwerker- und Zunftwesen der Zeit.

Offen sei die Frage, ob Echter die Architektur seiner Bauten als fränkisch begriffen habe, sagte Schock-Werner. Es gebe keinerlei quellenmäßigen Hinweis dafür. Doch habe er am Ende gerade das erreicht, und so sei es auch von den Zeitgenossen wahrgenommen worden. Die relativ häufigen Hinweise auf Franken in den Inschriften der Bauwerke sprächen auch dafür, dass etwas charakteristisch „Fränkisches“ angestrebt war. Unklar sei weiter, ob Echter mit seiner Bautätigkeit den Handwerkern Verdienste schaffen wollte, um damit die verbreitete Not abzustellen. „Bei dem Charakter seiner klugen Landespolitik ist es nicht auszuschließen.“ Typisch sei für Echter die innige Verbindung zwischen Religion und Politik. Sein Bestreben, zur alten Religion zurückkehren zu wollen, drücke sich auch in den Kirchenbauten aus, denen er Elemente mittelalterlicher Architektur mitgegeben habe. „Die hellen und farbigen Räume stellten seinen Untertanen die bessere Zukunft vor Augen“, betonte die Autorin.

Mit zahlreichen Beispielen aus allen Regionen des Fürstbistums führte Schock-Werner das große Engagement Echters vor Augen. Die Kirchenbauten seien von einem Grundtypus bestimmt gewesen, der aber sehr variabel gewesen sei. Das Grundmuster bildeten Turm, Chor und Sakristei. Ganz wichtig seien die Kirchtürme mit ihren spitzen Helmen. „Sie mussten mindestens dreigeschossig sein und das Langhaus überragen.“ Der Bau von Sakristeien habe vor allem den Erhalt der Paramente zum Ziel gehabt. Die große Vorliebe des Fürstbischofs für Prozessionen spiegele sich in den Portalen der Gotteshäuser wider.

Gab Schock-Werner bei der Buchpräsentation bereits einen informativen Einblick in die Bautätigkeit unter Julius Echter, so wartet ihr 536-seitiges Werk mit einer Fülle von detailierten Informationen und Quellentexten auf. Die Autorin beleuchtet Details und Ausstattung der von Echter gebauten und erneuerten Gotteshäuser. Sie vergleicht Portale, Fenster und Inschriften, beschäftigt sich mit dem schwierigen Kapitel der Ausmalung von Kirchen wie beispielsweise in Eußenheim und untersucht Taufsteine, Emporen und Kanzeln. In einem eigenen Katalogteil beschreibt sie den Bau einzelner Pfarrkirchen von Allersheim und Altbessingen über Marktsteinach und Mellrichstadt bis hin zu Wolfmannshausen und Würzburg-Sankt Gertrud. Beschreibungen von Kirchen mit Langhausgewölben reichen von der Aschacher Pfarrkirche über die Haßfurter Ritterkapelle bis hin zur Würzburger Universitätskirche. Klöster und Klosterkirchen entstanden in Neustadt am Main, Tückelhausen, Unterzell und Würzburg.

An zweiter Stelle der Bautätigkeit Echters stehen nach den Worten Schock-Werners die Schulhäuser. Sie mussten in der Nähe der Kirche stehen, damit der Pfarrer auf den Lehrer aufpassen konnte. Schulhäuser in Baldersheim, Ebern, Geldersheim, Hollstadt, Karbach, Mittelstreu und Unsleben sowie die Würzburger Universität zeugen vom Wirken Echters im Bildungsbereich. Pfarrhäuser ließ er in Ebern, Erlenbach, Himmelstadt, Kolitzheim, Königshofen, Lengfurt und Neustadt/Saale errichten, Rathäuser in Ebern, Gemünden, Kissingen, Königshofen, Rimpar, Rothenfels, Sulzfeld und Zellingen.

Ein großes Bauprogramm bildeten die Amtshäuser. Sie sind in Bischofsheim, Dingolshausen, Fladungen, Gerolzhofen, Gössenheim, Haßfurt, Hofheim, Homburg, Oberschwarzach, Stadtlauringen, Volkach und Wipfeld zu finden. Ganz früh hat laut Schock-Werner der Fürstbischof das Spitalprogramm angesetzt, noch vor dem Bau von Gotteshäusern. Aub, Haßfurt, Iphofen, Karlstadt, Königshofen, Münnerstadt, Ochsenfurt, Röttingen und Würzburg zeugen vom Spitalbau Echters. Schlossbauten finden sich in Aub, Laudenbach, Rimpar und auf der Festung Marienberg, die Echter ausbaute. Stadt und Ortsbefestigungen aus der Regierungszeit des Fürstbischofs gibt es in Arnstein, Baldersheim, Fladungen, Geldersheim, Gerolzhofen, Königshofen, Mellrichstadt, Münnerstadt, Neustadt/Saale, Riedenheim, Röttingen, Sonderhofen, Stalldorf, Trennfeld, Volkach und Würzburg. Insgesamt zeugen die zahlreichen Beispiele von der groß angelegten Bautätigkeit unter Julius Echter. Wie wohl kein anderer Regent prägte er das fränkische Land und drückte ihm bis zum heutigen Tag seinen Stempel auf.

Der gelungene Band befindet sich preislich in der gehobenen Klasse. Doch halten sich Preis und Leistung die Waage. Dass der Druck dieser bedeutenden Schrift in diesem Umfang möglich wurde, ist der großen finanziellen Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung Köln zu verdanken. Weitere Zuschüsse gaben der Bezirk Unterfranken – Unterfränkische Kulturstiftung in Würzburg und das Bistum Würzburg. Nach Angaben von Verlags-Geschäftsführer Dr. Albrecht Weiland bedeutet die Veröffentlichung über das Wirken eines so bedeutenden Bischofs eine große Ehre für Schnell & Steiner. Die Kenntnis der Echterzeit werde erheblich erweitert.

Barbara Schock-Werner: Die Bauten im Fürstbistum Würzburg unter Julius Echter von Mespelbrunn. Struktur, Organisation, Finanzierung und künstlerische Bewertung. 536 Seiten, mit 34 Farb- und 254 Schwarz-weiß-Abbildungen. 99 Euro. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1623-X.

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