Münsterschwarzach (POW) Feuerwolken erleuchten die Arena. Akrobaten wirbeln durch die Luft. Ein Paar zeigt erstaunliche Kunststücke hoch zu Pferd. Die Zuschauer lachen, staunen, weinen und bangen über zwei Stunden: Bei „Salto mortale“ kommt jeder auf seine Kosten. Das gleichnamige Zirkus-Musical des Münsterschwarzacher Egbert-Gymnasiums feierte am Donnerstagabend, 16. Juli, in der schuleigenen Reithalle eine fulminante Premiere. Zehn Minuten donnernder Applaus und stehende Ovationen waren der Lohn für die broadwayreife Leistung der über 120 Akteure auf der Bühne, die 35-köpfige Band und eine Vielzahl von Helfern im Hintergrund.
Es ist ein wahrer Farbenrausch, den die Mannschaft um Texter und Komponist Markus Binzenhöfer auf den Sägemehlboden der zum Zirkuszelt umfunktionierten Halle zaubert, und das nicht nur musikalisch. Die vom Maestro selbst dirigierten jungen Musiker liefern mal lyrisch Verträumtes, mal funky Sound mit Streichern in Philly-Manier und jede Menge eingängige Melodien. Das alles liefert den klanglichen Beitrag zur Handlung, die ebenso vielschichtig ist. Sie kombiniert den Überlebenskampf eines Zirkus‘ mit ausländischen Artisten in einem faschistischen Regime mit einer tragischen Liebesgeschichte und der Frage, wie viele Freunde man hat, wenn man etwas besser kann als andere.
Mitreißende Massenszenen, bei denen es praktisch überall auf der Zirkusbühne zu wimmeln scheint, wechseln sich ab mit Momenten, in denen der Held Davide über die Angst vorm Salto Mortale nachsinnt. Brillant meistert Matthias Blaß die äußerst anspruchsvolle Rolle des vagabundierenden Zigeuners, der nur durch Zufall im Zirkus landet und vom gesten- und stimmgewaltigen Zirkusdirektor (Franz Langer) zum neuen Star am Zirkushimmel aufgebaut wird. Gesanglich äußerst überzeugend gibt Davide-Darsteller Blaß den Verliebten im Duett mit Kunstreiterin Angelina, wie er ebenso am Vertikaltuch zeigt, dass er sich auch turnerisch zu bewegen weiß. Deren Darstellerin Teresa Fuß bezaubert mit ihrer weichen Stimme und versteht sich blendend darauf, zwischen Engel und arroganter Diva umzuschalten; von ihren Voltigierfähigkeiten ganz zu schweigen.
Schwer zu sagen, wie viel Zeit und Schweiß auch die vielen anderen talentierten Akteure investiert haben, um eine solche Show von höchstem Niveau auf die Beine zu stellen. Stellvertretend für die vielen anderen, die singen, jonglieren, Einrad fahren und tanzen sei Lotta Lubkoll genannt. Souverän turnt sie sich durch atemberaubende Übungen am Vertikalseil. Die Clowns Bondo (Mirjam Dinkhoff) und Zipfel (Miriam Uhde) versprühen bei ihren Auftritten viel Kurzweil, zum Beispiel wenn sie mit zwei Herzluftballons als Vertretern für Mann und Frau über Liebe und Verliebtsein philosophieren. Nicht zu vergessen: die wagemutigen Akrobaten. Sie schlagen Flic-Flacs, springen Schrauben auf dem Trampolin und bauen Menschenpyramiden, dass es eine wahre Freude ist. Kurz: Regisseur Michael Aust und sein Team schaffen nicht zuletzt dank einer funkelnden Lichtshow ein wirkliches Zirkusspektakel, von und in dem die Handlung lebt und vibriert.
Ob die Liebe Davides zu Angelina am Ende erwidert wird? Gewinnen am Ende die Schergen der Machthaber und muss der Zirkus aufgelöst werden? Und was ist mit dem Salto Mortale? Antworten darauf lassen sich noch am 21., 22. und 23. Juli jeweils um 19.30 Uhr in der Reithalle des Egbert-Gymnasiums in Münsterschwarzach finden. Karten unter Telefon 09324/20260.
Markus Hauck (POW)
(3009/0852; E-Mail voraus)
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