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„Ein bedeutendes Vermächtnis für kommende Generationen“

Diözesangeschichtsverein würdigt Professor em. Dr. Wolfgang Brückner mit Symposium – Vorlass an Diözesanarchiv und -bibliothek übergeben – Bischof Jung würdigt außergewöhnliches wissenschaftliches Wirken und Engagement für Kirche

Würzburg (POW) Als versierten Wissenschaftler, der sich mit religiösen Themen auseinandersetzt, hat Bischof Dr. Franz Jung Professor em. Dr. Wolfgang Brückner anlässlich dessen 95. Geburtstags gewürdigt. Bei einem Symposium des Würzburger Diözesangeschichtsvereins in Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg (ABBW) hob er Brückners außergewöhnliches wissenschaftliches Wirken und sein langjähriges Engagement für Kirche und Forschung hervor. Zudem dankte er für den umfangreichen Vorlass, den der Wissenschaftler Diözesanarchiv und -bibiliothek anvertraut hat. „Wir wissen zu schätzen, welch reiches Material Sie zukünftigen Forschern zur Verfügung stellen.“ Zudem würdigten zahlreiche Personen das vielfältige wissenschaftliche Wirken des Wissenschaftlers.

Bischof Jung erinnerte an eine Anekdote aus Brückners frühen Forscherjahren: In den 1950er Jahren sei der junge Wissenschaftler mit dem Fahrrad von Frankfurt nach Würzburg gereist, um im Diözesanarchiv für seine Dissertation über die Wallfahrt zum Heiligen Blut in Walldürn zu recherchieren. 70 Jahre später übergebe Brückner seinen wissenschaftlichen Vorlass sowie eine Sammlung von Andachtsbildern an das Diözesanarchiv – „ein bedeutendes Vermächtnis für kommende Generationen“, wie Bischof Jung betonte.

In seiner Laudatio hob der Bischof Brückners grundlegenden Beitrag zur Erforschung der religiösen Kulturgeschichte hervor. Der Jubilar habe sich stets kritisch mit Begriffen wie „Volksfrömmigkeit“ auseinandergesetzt und deren historische Entwicklung und Wandel erforscht. Sein umfangreiches wissenschaftliches Werk sei geprägt von der Überzeugung, dass „alles geworden ist und nichts bleibt, wie es ist“. Neben seiner akademischen Arbeit engagierte sich Brückner zeitlebens aktiv in der Kirche: Er war Mitglied der bischöflichen Kunstkommission der Diözese Würzburg, gestaltete mit seiner Frau den Würzburger Ortskreis der Katholischen Akademie Bayern und arbeitete in wissenschaftlichen Gremien wie der Görres-Gesellschaft mit. Bischof Jung sprach Brückner seinen Dank für das unermüdliche Wirken aus.

Im Namen des Diözesangeschichtsvereins gratulierte auch dessen Vorsitzender Professor em. Dr. Wolfgang Weiß Brückner zum Geburtstag. Für die Görres-Gesellschaft würdigte Professorin Dr. Heidrun Alzheimer, Leiterin der Sektion Volkskunde, Brückner als Wissenschaftler. Er sei eine Quelle der Inspiration für alle, die sich für Volkskunde und (religiöse) Kultur interessierten. „Publish or perish“ sei seine Maxime. Wie er es bei seinem vielfältigen Schaffen zudem fertiggebracht habe, von 1978 bis einschließlich 2005 ein „Jahrbuch für Volkskunde“ herauszugeben, sei ihr ein Rätsel. „Ihr Erbe motiviert uns zum ehrgeizigen, aber aussichtslosen Unterfangen, Ihnen nachzueifern.“ Christan Schmidt, evangelischer Regionalbischof i. R., dankte Brückner für seine wichtigen Beiträge für das Freilandmuseum Bad Windsheim sowie das Teilmuseum „Kirche in Franken“ in der alten Spitalkirche. Sein Blick von außen und in großer ökumenischer Weite sei sehr wichtig gewesen. „Die evangelisch-lutherische Kirche ist keine bildlose Kirche, wenn auch der Akzent nicht unerheblich verschoben ist“, sagte Schmidt.

ABBW-Leiterin Dr. Katrin Schwarz erklärte zum Vorlass, dass damit „sowohl eine auf breiter Basis geführte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit zentralen Phänomenen der (religiösen) Volkskunde und Frömmigkeitspraxis als auch das Handeln und Netzwerk ihres geistlichen Urhebers“ für die Nachwelt gesichert und zugänglich gemacht würden. Als eine Sammlung, die in einer persönlichen Registratur entstanden sei, biete diese eine gute Ergänzung zur Überlieferung, die innerhalb der Kirche entstanden sei. Mit dem Vorlass seien unter anderem die Monografien aus Brückners Hand vervollständigt worden. Hinzu kämen unter anderem Korrespondenzen mit Verlagen, Museen, Archiven, Stiftungen und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, aber auch Privatpersonen, die zu dem jeweiligen Thema geführt wurden. „Sie bieten Einblicke in die breite Vernetzung von Professor Brückner, weit über die Universität hinaus, in die wissenschaftliche und museale Praxis, mit der er enge Kontakte pflegte.“

Insbesondere die Realienanteile des Vorlasses kommen laut Schwarz den Sammlungen in einem Archiv gleich. Sie umfassten zum Beispiel Sterbebildchen, Missionsandenken, Kommunion- und Firmungsbildchen, Gebetszettel sowie Andachts- und Wallfahrtsbildchen. „Einige der Andachtsbildchen sind von ganz außerordentlicher Qualität: darunter aufwendige Pergamentschnittbildchen mit handgemalten Motiven aus dem 18. Jahrhundert, Gouachen auf Pergament ebenfalls des 18. Jahrhunderts, zum Teil mit Stoffapplikationen versehene Nadelstichbilder, aber auch Kupferstiche, zum Teil koloriert oder hinterlegt, der früheste aus dem Jahr 1520.“ Schwarz dankte Brückner und dessen Sohn Michael für die Mühe, die beide für die Vorbereitung des Materials aufgebracht hätten.

Zur Person

Wolfgang Brückner wurde am 14. März 1930 in Fulda geboren. Nach Promotion im Jahr 1956 und Habilitation 1964 wurde er 1968 Universitätsprofessor für Volkskunde in Frankfurt. Von 1973 bis 1998 hatte er den Lehrstuhl für Deutsche Philologie und Volkskunde an der Universität Würzburg inne. Seit seiner Dissertation zur Heiligblut-Wallfahrt in Walldürn beschäftigte er sich leidenschaftlich mit religiösen Phänomenen in Franken. Zahlreich sind seine Veröffentlichungen, in denen er sich dem „Fromme[n] Franken“ sowie „Kult und Kirchenvolk in der Diözese Würzburg" zuwendet. Viele Jahre wirkte er in der Kunstkommission der Diözese Würzburg mit. Eng ist er seit Jahrzehnten dem Würzburger Diözesangeschichtsverein sowie Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg verbunden.

mh (POW)

(1425/0327; E-Mail voraus)

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