Liebe Schwestern und Brüder,
ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns. Es stand unter dem Leitsatz aus Psalm 18: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern.“ Dies haben wir in vielerlei Hinsicht versucht. Alleine nur die Höhepunkte aufzuzählen, würde den Rahmen dieser Silvesterpredigt sprengen. Deshalb nur einige Streiflichter:
Zum ersten Male haben wir einen Diözesanempfang abgehalten. Über 800 Gäste sind unserer Einladung gefolgt und haben mit Begeisterung den Vortrag von Professor Dr. Kirchhof zum Verhältnis von Staat und Kirche aufgenommen. („Die freiheitsbewusste Erneuerung des Verhältnisses von Staat und Kirche“)
Ebenfalls im Januar konnten wir dankbar auf den seit 40 Jahren in unserem Bistum beheimateten Ständigen Diakonat zurückschauen. Er ist eine gute Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils. Über 200 Ständige Diakone leisten zur Zeit bei uns wertvolle Dienste in der Pastoral wie im sozialen Bereich. Eine Wallfahrt mit den Diakonenfamilien zum Bruder Klaus von Flüe im September krönte die Jahresfeierlichkeiten.
Mit dem im Januar neu errichteten Bistum Óbidos im Amazonasgebiet haben wir am 1. Adventssonntag feierlich eine Partnerschaft besiegelt. Bewusst haben wir so unseren Blick in die Weltkirche gerichtet, um die Erfahrungen anderer Länder, die unter ungleich schwierigeren Bedingungen als bei uns den Glauben leben und verkünden, aufzunehmen und einzubringen. Unser Partnerbistum Mbinga in Tansania feierte im Juli sein 25-jähriges Bestehen. Ich konnte dorthin reisen und vor Ort die Glaubensfreude und die Kraft des Evangeliums wahrnehmen. Zur Zeit ist der neue Bischof John aus Mbinga bei uns zu Gast. AIle drei Bistümer Mbinga, Óbidos und Würzburg werden nun zusammen ihre Erfahrungen austauschen und gemeinsam in die Zukunft gehen.
Ein Höhepunkt war die Wallfahrt der Generationen nach Lourdes in der Pfingstwoche. Mit zwei Sonderzügen pilgerten wir mit über 700 Personen – davon allein 170 Kinder und Jugendliche – zur Muttergottes in den Pyrenäen. Wie viel Segen von diesem Marienort ausging, wissen die zu berichten, die dabei waren.
Im Juli wurde in Dublin der Internationale Eucharistische Weltkongress abgehalten. Menschen aus aller Welt waren der Einladung gefolgt, Christus in der heiligen Eucharistie stärker wahrzunehmen und anzubeten. Im kommenden Jahr wird ein Nationaler Eucharistischer Kongress im Juni in Köln stattfinden. Dabei werden nicht wissenschaftliche oder hoch theologische Veranstaltungen den Kongress bestimmen, sondern Katechesen, Prozessionen und die vielen Möglichkeiten zur Anbetung in den romanischen und gotischen Kirchen.
In zwei Visitationen konnte ich zusammen mit Weihbischof Boom ganz neue, unterschiedliche Einblicke in unsere Diözese gewinnen. Im März war es in der Stadt Schweinfurt, im November im Dekanat Alzenau am Untermain. Hier wurde uns wieder bewusst, wie viele Frauen und Männer, aber auch Jugendliche und Kinder, bereitwillig mitarbeiten und das vielbeschworene Ehrenamt mit großer Freude ausüben. Gerade im Blick auf unsere Partnerdiözesen wird das dortige ehrenamtliche Tun als nachahmenswert herausgestellt. Dabei dürfen wir nicht übersehen, wie viele Tausende auch bei uns entsprechend tätig sind – zum Beispiel in den Pfarrgemeinderäten und Kirchenverwaltungen, im Küster- und Organistendienst, als Gottesdienstbeauftragte, Lektoren und Kommunionhelfer, als Chorsänger und Ministranten, als Jugendleiter und Pfarrbriefteamler. Ihnen allen gebührt unser herzlicher Dank!
Durch das Jahr hindurch zieht sich der von den deutschen Bischöfen angeregte Dialogprozess, der auf mehrere Jahre angelegt ist und zur Begegnung aller Gläubigen führen solI. Spektakuläre Veränderungen sind sicherlich nicht zu erwarten, wohl aber Problemanzeigen, eine Bestandsaufnahme mit Vorschlägen zu Problemlösungen und eine Stärkung des Miteinanders im Glauben.
Unser Heiliger Vater hat am 11. Oktober, dem 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, das Jahr des Glaubens ausgerufen. Gerade um einen Dialog auf Augenhöhe führen zu können, brauchen wir Glaubenswissen. Aber auch im Gespräch mit Andersgläubigen ist es notwendig, dass wir den eigenen Glauben kennen, reflektieren und darstellen können. Deshalb ergeht die Einladung zu den verschiedenen Veranstaltungen, die eigens zum Jahr des Glaubens durchgeführt werden, an Sie alle. Nutzen wir diese Chance!
Ein weiterer Höhepunkt war die Eröffnung unseres gründlich renovierten Domes am Beginn dieses Kirchenjahres. Hell strahlt der Dom wie eine Königshalle Gottes in der Dunkelheit dieser Jahreszeit wie unseres Lebens auf. Da unsere Kathedrale viele Zerstörungen und Veränderungen innerhalb ihrer fast 1000-jährigen Geschichte aufweist, ist sie als eine zerbrechliche Wegkirche zu verstehen, die uns den Blick in das große Lebensziel öffnen solI. Der wunderschöne romanische Taufbrunnen, der wieder an seinen alten Platz in der Mitte des Langhauses zurückgekehrt ist, erinnert uns an das Geschenk der eigenen Taufe, durch die wir in die Gotteskindschaft aufgenommen wurden. Mit offenen Armen empfängt uns die Darstellung des wiederkommenden Weltenrichters und Herrn in der Apsis. Das Ziel ist das ewige Leben bei Gott. Die Zeit ist flüchtig, Gott ist zeitlos.
Vor drei Tagen waren aus vielen Nachbardiözesen und unserem eigenen Bistum mehr als 2000 Mädchen und Buben zur bundesweiten Eröffnung der Sternsinger-Aktion nach Würzburg gekommen, um als Boten der Frohbotschaft Jesu Ermutigung und Stärkung zu empfangen. Gemäß ihrem Jahresthema: „Segen bringen – Segen sein“ wollen sie in den nächsten Tagen als Glaubenszeugen das Evangelium in unsere Familien tragen und zugleich für Kinder in aller Welt, dieses Mal aber besonders für Kinder in Tansania und in unserem Partnerbistum Mbinga, sammeln. In den letzten Jahren ist das Ergebnis stetig gestiegen.
Allein in unserem Bistum betrug die von den Sternsingern 2012 erbrachte Summe 1.276.000 Euro. Bundesweit waren es sogar 42,4 Millionen Euro! Das ist weit mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Und selbst wenn nur Wenigen geholfen werden konnte, es gilt der Satz: „Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.“
Die Jahreskampagne der Caritas wurde unter der Maßgabe „Armut macht krank“ durchgeführt. Immer deutlicher wird in unserer Gesellschaft spürbar, dass eine Kluft zwischen Arm und Reich wächst. Ein auf dem christlichen Menschenbild aufgebautes Gemeinwesen kann hier mit vereinten Kräften Abhilfe schaffen und muss deshalb von uns allen mit vereinten Kräften eingefordert und vorgelebt werden.
Leider liegen mir noch nicht die endgültigen Bistumszahlen vor. Ich kann nur sagen, dass die Kirchenaustritte dankenswerter Weise sehr zurückgegangen sind. Taufen, Erstkommunionen und Firmungen dürften sich in etwa wie in den Vorjahren einpendeln.
Wichtig ist, dass wir die uns geschenkte Liebe Gottes leben und weitergeben. Als Jahresthema 2013 habe ich den Satz von Julius Kardinal Döpfner gewählt, dessen Geburtstag sich im Jahr 2013 zum 100. Mal jährt: „Dein Angesicht will ich suchen, Herr.“ Möge uns dieser Psalmvers aus der letzten Ansprache des Kardinals und früheren Bischofs von Würzburg durch das kommende Jahr tragen und uns Ansporn und Ermutigung sein.
Beherzigen wir dabei auch die Einladung unseres Heiligen Vaters Papst Benedikts XVI., die er gegen aIle Struktur-Versessenheit und jede Art von Geist-Vergessenheit ausgesprochen hat: „Leben wir als einzelne und als Gemeinschaft der Kirche die Einfachheit einer großen Liebe, die auf der Welt das Einfachste und Schwerste zugleich ist, weil es nicht mehr und nicht weniger verlangt, als sich selbst zu verschenken.“
Amen.