Würzburg (POW) Die Diözese Würzburg kann für das Jahr 2008 erneut einen Etat ohne Rücklagenentnahme und Kreditaufnahme vorlegen. Im folgenden Interview spricht Bischöflicher Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer über die aktuelle finanzielle Situation des Bistums.
POW: Der Haushaltsplan für das Jahr 2008 weist die höchste Etatsumme der vergangenen Jahre auf. Wie würden Sie die aktuellen Planungen umschreiben?
Dr. Adolf Bauer: Der Haushaltsplan für dieses Jahr steht mit 147 Millionen Euro etwa auf dem gleichen Niveau wie der Haushalt 2003. Entsprechend der aktuell positiven konjunkturellen Lage in Deutschland und sinkender Arbeitslosenzahlen dürfen wir mit einem erhöhten Kirchensteueraufkommen rechnen. Insbesondere für den Unterhalt von Kirchen und Gebäuden in den Pfarreien der Diözese können wir wieder verstärkt Mittel bereitstellen. Da wir in den vergangenen Jahren trotz rückläufiger Einnahmen keine Rücklagen entnommen und keine Kredite aufgenommen haben, mussten Baumaßnahmen zurückgestellt und verschoben werden. Mit dem Nachtragshaushalt 2007 und geplanten Bauinvestitionen in Höhe von 21,6 Millionen Euro für 2008 können wir einen gewissen Ausgleich schaffen. Insgesamt können wir wieder einen soliden Haushaltsplan vorstellen, der auf vorsichtigen Schätzungen beruht und erneut ausgeglichen ist. Wir müssen keine Schulden aufnehmen, ein Zugriff auf Rücklagen ist nicht notwendig. Langfristig ist es wichtig, die eingeleiteten Strukturmaßnahmen weiter zu verfolgen. Als Diözese, die zu über 90 Prozent auf Kirchensteuereinnahmen angewiesen ist, müssen wir vorsichtig planen.
POW: Wo liegt der Schwerpunkt des Haushaltsplans?
Bauer: Da die Frohe Botschaft von Mensch zu Mensch weitergegeben wird, fließen fast zwei Drittel der Mittel in den Personalbereich. Die Kirchensteuer ist hier gut eingesetzt, da sich die Frauen und Männer in der Pastoral und in den verschiedenen Einrichtungen der Diözese für die ihnen anvertrauten Menschen in allen Lebenssituationen einsetzen. Es ist ein Haushalt für die Menschen. Einen besonderen Blick richten wir dabei auf Kinder und Jugendliche, auf Menschen, denen wir zu einer hoffnungsvollen Zukunft verhelfen wollen, gemäß dem diözesanen Jahresmotto „Zur Hoffnung berufen“.
POW: Können Sie einige Beispiele nennen?
Bauer: Die Diözese stellt für den Bereich der Kindertagesstätten 2,5 Millionen Euro bereit. Das sind 25 Prozent mehr als in Vorjahr. Das Kinderdorf Sankt Anton in Riedenberg in der Rhön erhält heuer 800.000 Euro für notwendige Sanierungsmaßnahmen. Weitere finanzielle Hilfen folgen. Auch im Schulbereich wollen wir die Lernsituation der Kinder verbessern. Rund drei Millionen Euro sind für die Realschulen in Amorbach und Gemünden, für die katholische Volksschule Vinzentinum in Würzburg und für Ordensschulen vorgesehen. Die Wohnsituation der Studenten im Ferdinandeum und in der Thomas-Morus-Burse verbessern wir ebenso wie Wohn- und Betreuungsplätze für Senioren. Nicht vergessen sind Mütter in Not, die wir über die Stiftung „Miteinander für das Leben“ mit 300.000 Euro unterstützen. Gestiegen ist auch die Hilfe für Arbeitssuchende: Der Zuschuss für den Solidaritätsfonds Arbeitslose wurde von 300.000 auf 350.000 Euro erhöht.
POW: Ihr Gesamtfazit für 2008?
Bauer: Die von den Katholiken bereitgestellten Kirchensteuermittel in Höhe von 133 Millionen Euro werden sorgfältig und verantwortungsvoll eingesetzt. Mit diesen Steuergeldern, mit weiteren Staatsleistungen und eigenen Einnahmen können wir die pastorale und karitative Arbeit im Bistum Würzburg sicherstellen und den Menschen dienen – auch zahlreichen Menschen, die nicht oder nicht mehr zur Kirche gehören. Die Diözese Würzburg leistet so einen Beitrag zur Gestaltung einer gelingenden Zukunft.
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