Würzburg/Wolfsmünster (POW) In der Rhön galt er als „Vater des Volkersbergs“, im tansanischen Partnerbistum Mbinga nannten die Menschen ihn liebevoll „Papa Willi“. Im ganzen Bistum Würzburg war er als engagierter Seelsorger „mit Bodenhaftung“, als Anwalt der Jugend, als Brückenbauer zu Weltkirche und Mission sowie als Priesterpersönlichkeit hoch geschätzt. Am Donnerstagabend, 14. November, ist Domkapitular em. Prälat Wilhelm Heinz im Alter von 88 Jahren in Würzburg gestorben. Über Jahrzehnte engagierte er sich als Diözesanjugendseelsorger, Rektor am Volkersberg, Domkapitular und Leiter der Hauptabteilung Seelsorge für das Bistum Würzburg.
Heinz stammte aus Wolfsmünster im Landkreis Main-Spessart. Nach dem Besuch der Volksschule in Wolfsmünster wechselte er 1936 ins Kilianeum Würzburg. 1943 folgte der Militärdienst. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg trat Heinz ins Priesterseminar Würzburg ein. Bischof Dr. Julius Döpfner weihte ihn am 4. Dezember 1949 in der Mariannhiller Herz-Jesu-Kirche in Würzburg zum Priester. Seine Kaplanszeit verbrachte Heinz in Mellrichstadt und Schweinfurt-Heilig Geist, wo er auch Dekanatsjugendseelsorger der Stadt Schweinfurt war. Im Dezember 1952 berief ihn Bischof Döpfner zum Diözesanjugendseelsorger der Frauenjugend. Gleichzeitig leitete Heinz ab 1953 das Bischöfliche Jugendamt Würzburg. In den 1950er Jahren organisierte Heinz den Aufbau des Jugendhauses Volkersberg und leitete es von Würzburg aus. Die Errichtung der Katholischen Landvolkshochschule Volkersberg und der Thüringer Hütte fielen ebenso in diese Zeit. Ab 1966 wirkte Heinz als Rektor des Jugendhauses Volkersberg und der Thüringer Hütte, wurde Kuratus von Volkers und Jugendseelsorger im Dekanat Bad Brückenau.
Im November 1977 erfolgte der Ruf nach Würzburg. Heinz wurde zum Domkapitular gewählt und vom Bischof bestätigt. Zum Jahresbeginn 1978 übernahm er die Aufgabe des stellvertretenden Leiters des Seelsorgeamts sowie des Referenten für Mission, Entwicklung und Frieden. Im gleichen Jahr wurde er zum Diözesan-Landvolkseelsorger ernannt. 1979 wurde Heinz außerdem Referent für Diasporaarbeit und erster Vorsitzender des Bonifatiuswerks in der Diözese Würzburg. Zu seinen Aufgaben gehörten auch die Leitung des Pilgerbüros sowie der Vorsitz des Trägervereins des Missionsärztlichen Instituts.
Leiter der Hauptabteilung Seelsorge war Heinz von 1989 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahr 1999. Er arbeitete mit in Führungsgremien der kirchlichen Hilfswerke Misereor, Adveniat und im Päpstlichen Missionswerk der Kinder. Außerdem war er Mitglied wichtiger Gremien der Diözese, etwa des Diözesanrats, Diözesanpastoralrats und Priesterrats. Spirituell gehörte er zum Säkularinstitut der Schönstatter Diözesanpriester. 1986 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Prälaten. Das Landvolk ehrte seinen langjährigen Diözesanseelsorger 1989 mit der Bruder-Klaus-Medaille. Im Jahr 2000 würdigte der Caritasverband die Verdienste von Prälat Heinz mit dem Goldenen Caritaskreuz, seine Heimatgemeinde Wolfsmünster ernannte „den verdienten Sohn“ zum Ehrenbürger.
„Ich bin immer gerufen worden und habe meine Lebensentscheidungen nicht selbst vorgeplant“, lautete die Bilanz von Prälat Heinz mit Blick auf sein Lebenswerk. Dabei ging es ihm stets um die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Beschlüsse der Würzburger Synode. Von der versorgten zur mitsorgenden Gemeinde, hieß seine Vision, für deren Verwirklichung er keine Mühen scheute. Unermüdlich setzte er sich beim dreijährigen diözesanen Dialogprozess „Wir sind Kirche – Wege suchen im Gespräch“ in den 1990er Jahren für eine zukunftsfähige Kirche ein. Bei Heinz liefen die Fäden für das Dialogprojekt und für die parallel laufende Jugendinitiative „Unternehmen Reißverschluss“ ebenso zusammen wie für die Bistumsjubiläen 1989 und 1992.
„Zum Heinz gehen“ war eine gängige, respekt- und vertrauensvoll klingende Formulierung im Kilianshaus, der Zentrale der Seelsorge in Würzburg. Als Seelsorgereferent war er dort für die Verantwortlichen in den Pfarreien Ratgeber, für die weltweit tätigen Missionare aus dem Bistum und für die Partner aus dem tansanischen Mbinga erste Anlaufstelle. Mit den ehemaligen Würzburger Dekanaten Meiningen und Saalfeld in Südthüringen hielt er in Zeiten des Eisernen Vorhangs stets Kontakt. Das Bistum Würzburg kannte er „bis in den letzten Winkel hinein“, wie es Bischof Dr. Paul-Werner Scheele einmal formulierte. Als „ein wandelndes Diözesanlexikon“ bezeichnete ihn Bischof Dr. Friedhelm Hofmann.
Die Neustrukturierung der Seelsorge in Pfarreiengemeinschaften betrachtete Heinz als logische Konsequenz aus dem Priestermangel. „Ich frage mich, ob die Seelsorge langfristig auf Pfarreienebene weitergehen kann oder ob sie nicht eventuell auf anderem Weg gesichert werden muss“, sagte er vor wenigen Jahren. Dabei appellierte er stets an die Mitverantwortung der Laien, die entscheidend für die Zukunft der Kirche sei, zum Beispiel für die Glaubensweitergabe und auch die Gestaltung religiösen Lebens vor Ort.
Die besondere Liebe des Prälaten galt schließlich der Mission, vor allem dem afrikanischen Kontinent. Dass die Partnerdiözese Mbinga in Tansania ihn bei seinem letzten Besuch 2005 zum „Vater der Diözese Mbinga“ ernannte, war für ihn eine große Auszeichnung. „Sie haben so viel für die Partnerschaft geleistet, dass Sie ab jetzt unser Vater sind“, sagte damals Bischof Dr. Emmanuel Mapunda. Der Name von Prälat Heinz steht in Mbinga nicht nur auf der Tafel zur Grundsteinlegung des dortigen Kiliansdoms. Auch die neue integrative Grundschule in Mbinga, für deren Bau sich Heinz einsetzte und den er persönlich finanziell unterstützte, trägt seinen Namen. Die Albinos, die weißen Afrikaner, zu integrieren und ihnen eine gleichwertige Bildungschance zu geben – das war ein Herzensanliegen von Prälat Heinz in Tansania.
Der Leichnam von Prälat Wilhelm Heinz wird am Dienstag, 19. November, um 11 Uhr in der Sepultur des Kiliansdoms aufgebahrt. Um 18.30 Uhr wird dort für den Verstorbenen der Rosenkranz gebetet. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hält das Pontifikalrequiem für Prälat Heinz am Mittwoch, 20. November, um 14.30 Uhr im Dom, die Beisetzung im Kreuzgang schließt sich an.
bs (POW)
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