Würzburg (POW) Ein treuer Diener des Herrn, tatkräftig, fleißig und bescheiden. So hat Bischof Dr. Franz Jung den Ehrendomherrn Prälat Dieter Hömer charakterisiert. „Sein Leben lang strebte er danach, Christus groß zu machen. Angesichts dieser Aufgabe konnte er persönlich zurücktreten“, betonte der Bischof am Donnerstag, 19. Januar, im Würzburger Kiliansdom. Bei einem feierlichen Pontifikalrequiem und der anschließenden Beisetzung des Leichnams im Domkreuzgang nahmen das Bistum Würzburg und eine Delegation der Diözese Erfurt, angeführt von Bischof em. Dr. Joachim Wanke, Abschied von dem im Alter von 92 Jahren verstorbenen Geistlichen. Wie Bischof Jung betonte, habe der spätere Ehrendomherr Hömer „aus Liebe zum Herrn und zu den Menschen“ von 1956 bis 1990 in Thüringen gewirkt. „Mit ihm tragen wir heute eine Epoche unserer Kirchengeschichte zu Grabe.“ An der Seite von Bischof Jung konzelebrierten beim Requiem Dompropst Weihbischof Ulrich Boom, Domdekan Dr. Jürgen Vorndran sowie die Erfurter Priester Domkapitular em. Bruno Heller, langjähriger Diözesan-Caritasdirektor, und Monsignore Franz Xaver Stubenitzky, Pfarrer von Steinbach.
In seiner Predigt sagte Bischof Jung, Hömer habe geahnt, was es heißt, sich von Bischof Julius Döpfner in den Osten, nach Meiningen schicken zu lassen. „Aber er hat diesen Auftrag mit der ihm eigenen Sorgfalt erfüllt und mit seiner besonderen Auffassungsgabe, die die Menschen und seine Oberen bald an ihm entdeckten.“ Die Kirche im Osten habe sich behaupten müssen, wider alle staatliche Überwachung, Einschränkung und Schikanen. Hömer habe im Meininger Land in seiner Kaplanszeit und später als Kuratus und Pfarrer nie einen Hehl aus seiner Würzburger Herkunft gemacht. 1965 wechselte er als Subregens ans Erfurter Priesterseminar, 1970 wurde er dort Regens. „So konnte er mehrere Generationen von Priestern an dieser einzigen Priesterausbildungsstätte der DDR prägen.“
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1973 bildete der Vatikan aus den thüringischen Gebieten der Bistümer Fulda und Würzburg das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen, dessen Apostolischer Administrator der Erfurter Generalvikar Hugo Aufderbeck wurde, für die Meininger Gebiete unterstützt durch Weihbischof Karl Ebert. „Nach dessen überraschendem Tod im Jahre 1974 wurde Dieter Hömer 1975 mit dem Amt des Bischofsvikars für das Vikariat Meiningen betraut und zugleich zum Ordinariatsrat ernannt“, sagte Bischof Jung. Im gleichen Jahr würdigte Papst Paul VI. das Wirken des Priesters mit der Ernennung zum Päpstlichen Ehrenprälaten. Bis 1990, als er nach dem Zusammenbruch der DDR nach Würzburg zurückkehrte, habe Hömer als Bischofsvikar des Vikariats Meiningen gewirkt. „Auch wenn Joachim Meisner Erfurter Weihbischof war, wurden Dieter Hömer in seinem Sprengel gewissermaßen weihbischöfliche Aufgaben übertragen. Er spendete das Firmsakrament und zeichnete verantwortlich für die Leitung des Vikariats Meiningen.“
Hömer habe seine Verantwortung darin gesehen, das ihm anvertraute Vikariat enger an das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen heranzuführen, um so die Integration der früheren Würzburger Bistumsteile in das später neu zu schaffende Bistum Erfurt vorzubereiten. „Das ist sicher eines seiner bleibenden Verdienste in seinem so abwechslungsreichen wie verantwortungsvollen priesterlichen Leben“, unterstrich Bischof Jung. Hömer habe sich als Mann des Übergangs verstanden wie Johannes der Täufer. Er habe sich nicht angemaßt, bischöfliche Würden zu verlangen, „auch wenn er das Amt quasi ohne Weihe innegehabt hatte“. Mit seiner Rückkehr in die Würzburger Dompfarrei, wo er segensreich gewirkt habe, hat Hömer nach den Worten des Bischofs eine innere Größe bewiesen, „die nur wenige aufbringen“. 1990 wurde der Prälat zum Ehrendomherrn an der Würzburger Kathedralkirche ernannt. Seit 2011 lebte er im Würzburger Caritas-Seniorenzentrum Sankt Thekla. Als Bischof Jung ihn dort kurz vor Weihnachten 2022 besuchte, „schien er schon viel mehr bei dem zu sein, auf den hin er sich sein Leben lang ausgerichtet hatte“. Am 10. Januar starb Hömer. „Möge er nun teilhaben am Hochzeitsmahl des ewigen Lebens, das er als Priester zahllose Male in der Eucharistiefeier vorweggenommen und vorgekostet hat.“
Nach dem Requiem begleiteten Bischöfe und Domkapitel den Sarg mit den sterblichen Überresten in den Kreuzgang des Doms. Dort fand unter der Leitung von Dompropst Weihbischof Boom die Beisetzung statt. Die Choralschola am Würzburger Dom unter Leitung von Domkapellmeister Alexander Rüth sowie Domorganist Professor Stefan Schmidt gestalteten das Requiem musikalisch.
Dieter Hömer, Jahrgang 1930, stammte aus der Würzburger Pfarrei Stift Haug und empfing die Priesterweihe am 18. Juli 1954 von Bischof Dr. Julius Döpfner in Würzburg. Anschließend war Hömer Kaplan in Bischofsheim (Rhön) und Aschaffenburg-Herz Jesu. 1956 schickte ihn Bischof Döpfner in die damalige Ostzone: Hömer wurde Kaplan in Meiningen. 1963 wurde er Kuratus für Meiningen-Land, ein Jahr später dort Pfarrer. 1965 berief ihn die Berliner Ordinarienkonferenz als Subregens an das Erfurter Regionalpriesterseminar, 1970 wurde er Regens der Ausbildungsstätte für Priester in der DDR. Von 1975 bis 1990 war Hömer Bischofsvikar für das Vikariat Meiningen und Ordinariatsrat. Als Bischofsvikar war er verantwortlich für Seelsorge, Caritas und Finanzen in der selbstständig arbeitenden Vertretung des Erfurter Bischofs in Südthüringen. Eine besonders wichtige Aufgabe war für ihn, dass er regelmäßig die Firmung spenden durfte. Die Würzburger Gebiete Südthüringens führte er in dieser Zeit an das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen heran. Papst Paul VI. würdigte Hömers Verdienste 1975 mit der Ernennung zum Päpstlichen Ehrenprälaten. 1990 wurde Hömer Ehrendomherr an der Würzburger Kathedralkirche.
Nach dem Zusammenbruch des DDR-Regimes zog es Hömer 1990 wieder zurück in seine Heimatstadt Würzburg, wo er viele Jahre in der Dompfarrei in der Seelsorge mithalf. Von 1992 bis 2012 war er als Diözesanrichter tätig. Außerdem war Hömer von 1999 bis 2004 Vorsitzender des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken im Bistum Würzburg. Zum 50. Priesterjubiläum Hömers veröffentlichte das Dompfarramt Würzburg 2004 die Broschüre „Priester in Thüringen: 1956-1990“. Zu Wort kommen darin Weggefährten wie Joachim Kardinal Meisner, Georg Kardinal Sterzinsky, Weihbischof Helmut Bauer, Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele, Bischof Dr. Joachim Wanke, Weihbischof Hans-Reinhard Koch, Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand und Dr. Georg Jelich.
mh (POW)
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