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„Ein Mann des Friedens“

Predigt von Weihbischof Helmut Bauer am 16. Oktober 2005 anlässlich des Burkardusfestes in Homburg

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn !

Die Erinnerung an den ersten Bischof Burkard wird gerade hier in Homburg festgehalten. Doch es geht nicht um ein historisches Ereignis, das sogar noch ein wenig umstritten ist. Es geht vielmehr beim Sich-Erinnern der Kirche und der Gläubigen um ein geistliches Ereignis. Im Gedächtnis der Kirche bleiben die heiligen Männer und Frauen deshalb, weil sie zu ihrer Zeit das Evangelium authentisch gelebt haben, das heißt sie haben zu ihrer Zeit in der Geisteshaltung Jesu gelebt. Daher sind die Heiligen vergangener Tage für uns eine Wegweisung, wie auch wir heute leben können, leben sollen, wie wir unserem Glauben, unserem Christsein Gestalt geben können, geben sollen.

So möchte ich zum Hl. Burkard sagen:

Er hat aus Christus gelebt.

Er hat in Gemeinschaft mit der Kirche gelebt.

Er hat für die Menschen damals und für die Gerechtigkeit gelebt.

Sankt Burkard hat aus Gott, aus Christus, aus der Kraft des Hl. Geistes gelebt.Es gehört schon viel Kraft dazu, als ein Mann von adeliger Herkunft auf eine irdische Karriere zu verzichten und Macht, Reichtum und eine eigene Lebensgestaltung auszuschlagen. Er hat als Benediktiner-Mönch ein Leben nach den evangelischen Räten, wie man sagt, also nach dem Beispiel Jesu gewählt. Dazu kam noch, dass er sogar als Missionar bewusst um des Evangeliums willen in die Fremde ging: zu uns ins Frankenland, damals eine Gegend am Rande der Zivilisation. Das alles war ihm nur möglich, weil er in Christus Jesus die große Erfüllung seines Lebens sah und weil er sich vom Hl. Geist führen und motivieren ließ. Diese liebende Christus-bezogenheit erwuchs aus der Treue zum Gebet, aus dem Umgang mit der Schrift und aus der Feier der Eucharistie. Das waren seine Lebensquellen. Das sind auch heute noch für einen Christen die Quellen der Kraft, der Lebensgestaltung. Gebet – ohne Gebet geht nichts, was segensreich sein soll, sein kann. „Bete und arbeite“, diese Losung seines geistlichen Vaters Benedikt hat im übrigen Europa führend gemacht. Man verspielt daher das eigentliche Gesicht Europas, wenn man weiterhin im öffentlichen Leben andere Lebensgesetze aufstellt.Auch im privaten Leben geht nichts segensreich voran, wenn wir nicht beten. Aber „beten“ darf nicht bloß eine Stimmungssache sein, nicht bloß etwas für die Feiertage oder gar nur bei drohender Gefahr. Beten muss das Atemholen der Seele bleiben. „Wer nicht regelmäßig betet, betet bald nicht mehr unregelmäßig“. Ebenso gilt immer noch das Wort der Schrift: „Lebendig machend ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als ein zweischneidiges Schwert“. Ohne Schrift kennen wir Christus nicht und was Christus will. Beten und Hören der Schrift wird dann seine Kraft entfalten, wenn wir dies tun in der Einheit mit der Kirche, das heißt, in der Mitfeier der Eucharistie. Daher sagte der verstorbene Papst Johannes Paul II.: „Die Kirche lebt von der Eucharistie“. Das zu Ende gehende Eucharistische Jahr hat uns an diesen Zusammenhang erinnert. Was für Sankt. Burkard lebenswichtig war, ist auch heute noch für uns wichtig.

Sankt Burkard hat im Miteinander in der Kirche gelebt. Viele Menschen basteln sich heute ihr religiöses Leben zusammen. Viele Menschen suchen heute auf einem eigenen Weg zu innerem Frieden und zu den Kraftquellen des Lebens zu kommen. Gegen ein bewusstes Erkennen der eigenen Kräfte und der eigenen geistlichen Energien ist nichts einzuwenden, aber Christus hat bewusst eine ecclesia, eine Kirche gewollt und gebaut, damit wir im Miteinander uns stärken und schenken und uns auch von anderen beschenken und stärken lassen. Selbst die strengsten Ordensgemeinschaften unserer Kirche, in denen Christen auf viele Kontakte zwischenmenschlicher Art verzichten, leben bewusst mit der Kirche zum Beispiel das Stundengebet der ganzen Kirche, feiern bewusst gemeinsam die Eucharistie, beten für die Kirche und die Welt und loben Gott stellvertretend für alle. Es gibt keinen Privatweg zum Himmel. Wir sind von Gott für das Miteinander geschaffen und von Christus in seiner Kirche auf das Miteinander verpflichtet. In der Kirche stehen wir im Lebensstrom und Blutkreislauf der ganzen Christenheit. Die Kirche selbst sieht sich auch nicht als Single, als isolierte Gemeinschaft. Sie ist die Familie Gottes und durch Christus im Hl. Geist in den einen, ewigen Liebes- und Blutkreislauf des dreifaltigen Gottes hineingenommen. Wir sind eine Karikatur des Christseins, wenn wir als Christen nicht auf Gemeinschaft hinleben. Das hat seine Folgen: Wir dürfen uns nicht unserer Pfarrgemeinde entziehen, der Diözese, dem Bischof, dem Seelsorger. Wir sind weltweit geeint. Sichtbar wird die Einheit im Einheitsamt des Papstes. Daher haben Bonifatius und Sankt Burkard bei ihren grundlegenden kirchlichen Unternehmungen immer die sichtbare Einheit mit der Weltkirche, d. h., mit dem Papst gesucht. Daher sind Bonifatius und Burkard als Gemeinschaft mit anderen Mitbrüdern in unser Frankenland gekommen. Daher gehörten zu ihrer Missionsgemeinschaft auch Frauen wie Thekla und Lioba. Daher haben sie die Kirche von Würzburg gegründet und nicht einzelne spirituelle Zellen aufgebaut. Die Gründung der Diözese Würzburg ist das deutliche Zeichen, wie sehr sie das Miteinander in der Kirche grundgelegt haben. Daher ist es auch wichtig, dass wir im Bischof und Pfarrer jene Ämter haben, die uns zusammen führen, zusammen halten wollen und sollen. Nur in diesem Miteinander erhalten und stärken wir unser persönliches Heil. Wir werden vom Miteinander beschenkt, aber wir müssen auch andere durch unsere persönlichen Charismen und Fähigkeiten tragen und beschenken. Egoisten im religiösen Leben sind ein Zerrbild eines Christen.

Schließlich: Sankt Burkard hat für die Menschen gewirkt, für die Gerechtigkeit und den Frieden gelebt.Wir wissen alle, dass die Christen von Anfang an in die „Welt“ gesandt sind. In eine wahrhaftig nicht immer freundliche, schon gar nicht friedvolle Welt, sondern in eine Welt, die auch von den Mächten des Bösen regiert werden kann. Gerade auch die Zeiten Sankt Burkards waren voll innerweltlicher Gegensätze, Konflikte, Auseinandersetzungen im Großen und Kleinen. Im übrigen: Schon damals musste sich das christliche Abendland gegen den Islam verteidigen. In der Schlacht bei Tour hat Karl Martell, der Großvater Karls des Großen, einen entscheidenden Sieg davongetragen. Ich wollte aber mit diesem Hinweis wahrhaftig nicht die Türken und Moslems unter Generalverdacht stellen, als seien sie deshalb bei uns, um zu besiegen. Es geht nur darum, die politischen Aktualitäten von damals und heute aufzuzeigen. Auch heute müssen wir bereit sein, kraftvoll Werte zu verteidigen. Nicht mit kriegerischen Mitteln, aber verteidigen, was verteidigungswert ist und wichtig bleibt für uns in der politischen und geistigen Auseinandersetzung unserer Tage. Kreuzzüge sind kein Mittel, Gerechtigkeit und Frieden zu bewahren und zu beschützen.Aber es gibt eben die Verantwortung der Christen, sich für die Menschen, die Welt, die Schöpfung einzusetzen. Es gibt ja auch subtile Kräfte, die die Gerechtigkeit, den Frieden stören oder zerstören: ich denke, dass Politik, Forschung, Wissenschaft, Wirtschaft durchaus auch lebensbedrohend sein und die Würde des Menschen und der Schöpfung tief bedrohen können. Ein Christ muss daher politisch sein – nicht parteipolitisch ist das zunächst zu verstehen, doch aber auch: wir müssen zusammenstehen über alle Parteien hinweg, um im Kleinen und Großen Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung zu sichern oder wieder zu gewinnen.Sankt Burkard war ein Friedensbringer und ein Mann des Friedens. Wir müssen es heute sein. Amen.

(4405/1452)