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Ein Mensch und Theologe des Dialogs

Echter-Verlag präsentiert zwei neue Werke zur Wirkung und zur Theologie des vor 100 Jahren gestorbenen Theologen Herman Schell – Bischof Scheele zeigt „Herman Schell im Dialog“ – Vier theologische Programmschriften Schells

Würzburg (POW) Genau am 100. Todestag des Würzburger Priesters, Professors und Universitätsrektors Herman Schell (1850-1906) hat der Echter-Verlag zwei neue Werke zur Wirkung und zur Theologie des umstrittenen Wissenschaftler vorgestellt. Bei einer Feierstunde am Mittwoch, 31. Mai, im Sankt Burkardus-Haus gab Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele einen Einblick in seinen neuen Band „Herman Schell im Dialog – Beiträge zum Werk und zur Wirkung von Herman Schell“. Dr. Thomas Franz vom Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an der Universität Würzburg präsentierte vier theologische Programmschriften Schells unter dem Titel „Die neue Zeit und der alte Glaube“.

Bischof Scheele, ein exzellenter Kenner des theologischen Werks Herman Schells, erinnerte zunächst an den Todestag Schells, der nach einem Gang zum Würzburger Käppele am 31. Mai 1906 an einem Schlaganfall starb. Zuvor habe sich Schell nach einem Kolleg am Morgen mit dem Christusvortrag beschäftigt, den er wenige Tage später in Berlin halten wollte. „Er fand gleichwohl Zeit für einen Studenten, um mit diesem über dessen Projekt zu sprechen. Sodann arbeitete er am dritten Band seiner Apologie weiter. So steht sein letzter Tag ganz im Zeichen der verschiedenen Herausforderungen, denen er sich nach Kräften zu stellen versuchte.“ Es sei wichtig, genau 100 Jahre später an Schell zu erinnern.

Auf den Schwerpunkt seines neuen Buchs weist der Titel hin: „Herman Schell im Dialog“. In einem längeren Beitrag macht Bischof Scheele deutlich, wie Schell selber den Dialog praktiziert habe. Beispielhaft zeigt dies Bischof Scheele mit Hilfe Schells Korrespondenz an den Dialogen mit einem Philosophieprofessor, mit einem Theologiestudenten und mit einer Würzburger Familie auf. Sodann geht der Autor dem nach, wie Schell den innerkirchlichen, den ökumenischen, den interreligiösen sowie den interwissenschaftlichen Dialog gepflegt hat. Für Bischof Scheele persönlich sei es eine Genugtuung, einen Beitrag zur Rehabilitierung Schells zu leisten, der zum Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils geworden sei.

Seitens der Diözese Würzburg zeigte sich Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand erfreut über die Realisierung beider Werke. Persönlich habe er von Bischof Scheele vieles über Herman Schell erfahren. Dem Bischof wünschte er, dass es bald auch seine ökumenischen Erinnerungen publizieren könne, um die Entwicklungen in der Ökumene der vergangenen Jahrzehnte aufzuzeigen.

Dr. Rainer Dvorak, stellvertretender Leiter der Katholischen Akademie Domschule, betonte in seiner Ansprache, Schell habe weit über seinen Tod hinaus Geschichte geschrieben. Seine Theologie sei im Dialog mit den Zeitgenossen unterwegs zur Wahrheit. In Schells Denken werde das Evangelium als frohmachendes Wort vernehmbar. „Herman Schell war ein Mensch und Theologe des Dialogs. Universität und Bistum Würzburg haben allen Grund, dankbar dieses Wissenschaftlers, Theologen und Priesters zu gedenken.“ Weiter sagte Dvorak, Schell habe in der Lebensgeschichte Bischof Scheeles tiefe Spuren hinterlassen. Die wissenschaftlichen Arbeiten des Bischofs seien ein Markstein in der Geschichte der Rehabilitierung Schells. „Wir dürfen Bischof Scheele sehr dankbar sein, dass er seine weit verstreuten Arbeiten jetzt gebündelt vorgelegt hat.“ Einen Denker wie Schell ehre man durch Denken. „Schell will nicht verehrt, sondern verstanden werden“, unterstrich Dvorak.

Dr. Thomas Franz stellt in seinem Band vier Programmschriften Schells vor. In einer systematischen Einleitung zeigt er die Verbindung zwischen Herman Schell und dem Zweiten Vatikanischen Konzil auf: „Vom theologischen Programm zur kirchlichen Programmatik“. Danach kommt Schell selbst zu Wort: mit seiner Festrede beim Antritt seines Universitätsrektorats am 28. Oktober 1896 sowie mit den Aufsätzen „Der Katholicismus als Princip des Fortschritts“, „Die neue Zeit und der alte Glaube“ und „Lehrende und lernende Kirche. Wissenschaft und Autorität“.

Schell wurde am 28. Februar 1850 in Freiburg im Breisgau geboren. Philosophie und Katholische Theologie studierte er zunächst in Freiburg und ab 1870 in Würzburg. Mit 22 Jahren promovierte er in Philosophie, elf Jahre später – nach seiner Priesterweihe 1873 und anschließender Seelsorgetätigkeit in der Diözese Würzburg – in Katholischer Theologie. 1884 wurde Schell außerordentlicher Professor, 1888 Ordinarius für Apologetik, christliche Kunstgeschichte und vergleichende Religionswissenschaft an der Universität Würzburg. Drei Mal war er Dekan der Theologischen Fakultät, 1896 bis 1897 Rektor der Universität Würzburg. Seine theologischen Überlegungen brachten ihm hohe internationale Anerkennung, aber auch zahlreiche Gegner: zum einen, weil er im Dialog mit dem modernen Denken den alten Glauben neu zur Sprache brachte; zum anderen, weil er nicht davor zurückschreckte, Missstände innerhalb der Kirche anzuprangern. Schell zog sich den Unmut konservativer Kreise zu und geriet schließlich mit den kirchlichen Autoritäten in Konflikt. Im Dezember 1898 verfügte Rom die Indizierung nicht nur seiner reformorientierten Schriften, sondern einer vierbändigen Dogmatik und eines zweibändigen apologetischen Werkes aus seiner Feder. Nach einer Gehorsamserklärung ohne Widerruf seiner strittigen Positionen setzte Schell seine theologische Arbeit fort: Im Dialog mit den Zeitgenossen die Wahrheit Gottes zur Sprache und die Zeichen der Zeit zur Geltung zu bringen – dieses Programm brachte ihm breite öffentliche Aufmerksamkeit und ließ ihn zu einem Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils werden.

Paul-Werner Scheele: Herman Schell im Dialog. Beiträge zum Werk und zur Wirkung von Herman Schell. 247 Seiten. 19,90 Euro. Echter Verlag, Würzburg 2006, ISBN 3-429-02819-1.

Thomas Franz (Hrsg.): Herman Schell – Die neue Zeit und der alte Glaube. Vier theologische Programmschriften. 263 Seiten. 19,90 Euro. Echter Verlag, Würzburg 2006, ISBN 3-429-02847-7.

bs (POW)

(2306/0814; E-Mail voraus)

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