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Ein menschliches Antlitz für den Seligen

Künstler Klaus Metz schuf Bronzestatue von Liborius Wagner für Pfarrkirche in Mühlhausen – Geschenk des Bistums Würzburg an die Heimatstadt des 1974 Seliggesprochenen – Segnung am 1. Mai durch Bischof em. Scheele

Würzburg/Mühlhausen/Langenleiten (POW) Er ist ein Seliger des Bistums Würzburg und stammt aus dem thüringischen Mühlhausen: Eine Statue von Liborius Wagner soll die Erinnerung an den berühmten Sohn der Stadt wieder beleben. Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele segnet das vom Bildhauer Klaus Metz aus Langenleiten geschaffene Kunstwerk am 1. Mai bei einem feierlichen Gottesdienst in der Mühlhausener Pfarrkirche Sankt Josef. Es ist ein Geschenk des Bistums Würzburg. „Mit der Statue bekommen auch die Reliquien des Seligen einen sichtbaren Platz zurück“, sagt Stadtdechant Gerhard Stöber. Bis zur Innenrenovierung des Gotteshauses war das Reliquiar im Kirchenschiff platziert, seither befindet es sich im Volksaltar.

Rund 1,60 Meter hoch ist die Statue Wagners, die in diesen Tagen in einer niederbayerischen Spezialwerkstatt aus Bronze gegossen wird. In seinem Atelier in der Rhön hat Metz über mehr als drei Monate hinweg ein Gipspositiv hergestellt, das als Vorlage für die Silikonform dient. „Um bei der Darstellung Liborius Wagner möglichst nahe zu kommen, habe ich mir als Vorlage alles besorgt, was an Abbildungen von ihm zu haben ist“, sagt der Bildhauer. Sein Ziel sei es gewesen, möglichst den Kern der Person deutlich zu machen. „Im Vordergrund steht aber immer das Porträt selbst.“

Für Metz ist das Erschaffen einer Figur immer ein Prozess von Nähe und Distanz zum eigenen Kunstwerk. „Zu viel von beidem ist immer schlecht.“ Dennoch habe diese Arbeit ihn täglich zwischen zwölf und 14 Stunden in Anspruch genommen. Wichtige künstlerische Impulse gibt ihm seine Gattin Heike, die ebenfalls als Bildhauerin und Malerin aktiv ist, oder auch sein Vater Günter Metz. Der hat sich vor allem als Krippenschnitzer weit über die Region hinaus einen Namen gemacht. Bei ihm hat Metz, Jahrgang 1968, die Ausbildung zum Holzbildhauer absolviert und als Bundessieger abgeschlossen. Anschließend studierte er in Nürnberg an der Akademie der Bildenden Künste bei Wilhelm Uhlig und Tim Scott Bildhauerei. Metz gibt sich dennoch bescheiden: „Ich bin keine Avantgarde.“

Ursprünglich sollte Metz die Statue etwa einen Meter hoch werden lassen. „Ich habe mir in Mühlhausen die Kirche und besonders den Platz, an den die Statue kommen soll, genau angesehen. Mit den ursprünglich geplanten Maßen wäre die Figur zu klein geworden, um eine Wirkung zu entfalten.“ Als nächstes schuf er dann ein Modell im Maßstab 1:10. Manche Details wie die üppige Verzierung am Messgewand entpuppten sich danach als zu verspielt, weil sie zu sehr vom Gesicht ablenkten, und wurden bei der endgültigen Umsetzung weggelassen. Auch die ursprünglich geschlossenen Augen hat Metz letztlich lieber geöffnet gestaltet. „Ursprünglich wollte ich die Innenschau betonen. Jetzt schaut Liborius Wagner den Betrachter an.“ Menschlich solle er wirken, nicht überhöht oder gar theatralisch. Links und rechts von Wagners Füßen sind jeweils Kirchtürme zu sehen: rechts die Divii-Blasii-Kirche, in der er evangelisch getauft wurde, links die katholische Sankt-Josef-Kirche. Für die Reliquien des Seligen hat die Statue eine Kartusche von fünf Zentimetern Durchmesser im Sockel. Die Beschriftung ist bewusst in kleinen Buchstaben ausgeführt. „Damit soll der Betrachter zum näher Herangehen motiviert werden.“

Vermittelt bekam Metz den Auftrag für Mühlhausen vom Würzburger Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand. Dieser pflegt seit vielen Jahren den Austausch mit dem Bistum Erfurt. Bis zu dessen Neugründung nach der Wende gehörten die beiden Dekanate Meiningen-Suhl und Saalfeld zum Bistum Würzburg. Zahlreiche Würzburger Diözesanpriester wirkten in DDR-Zeiten in Südthüringen. Stadtdechant Stöber war bis 2008 Leiter des Seelsorgeamts des Bistums Erfurt.

„Liborius Wagner wurde am 24. März 1974 seliggesprochen. Das Jubiläum ist ein guter Anlass, an den berühmten Sohn Mühlhausens zu erinnern“, sagt Generalvikar Hillenbrand. In der 35.000-Einwohner-Stadt, die mehrheitlich atheistisch geprägt ist, sei die Erinnerung nahezu verblasst. Daher seien vor der Segnung und dem Anbringen der Statue in Mühlhausen Gesprächsabende geplant, bei denen erläutert werden soll, was Heiligenverehrung bedeutet, wofür Reliquien stehen und welche Rolle Wagner in der Zeit der konfessionellen Auseinandersetzung spielte. „Liborius Wagner kann uns auch heute noch deutlich machen, dass die Verbindung von Gewissensbildung und -treue sehr aktuell ist. Daher ist er als Glaubensgestalt für alle Christen von Bedeutung – und nicht nur für bestimmte Gruppierungen, die ihn für sich in Anspruch nehmen“, betont Hillenbrand.

Aktuelles Lexikon: Liborius Wagner

Liborius Wagner stammte aus Mühlhausen in Thüringen, wo er am 5. Dezember 1593 getauft wurde. Der zunächst evangelische Christ studierte in Leipzig, Gotha und Straßburg. Ab 1623 studierte er Theologie in Würzburg. Zuvor muss er zur katholischen Kirche übergetreten sein. Am 29. März 1625 erhielt er die Priesterweihe und war danach Kaplan in Hardheim. 1626 wurde er Pfarrer in Altenmünster bei Stadtlauringen. Dort war er in den Wirren des 30-jährigen Kriegs für die religiösen Belange der durchwegs evangelischen Einwohner zuständig. Am 2. oder 3. Dezember 1631 wurde er beim Marsch der Schweden nach Schweinfurt und Würzburg gefangen genommen. Er blieb standhaft, als er aufgefordert wurde, wieder zum Luthertum zurückzukehren: „Ich lebe, leide und sterbe päpstlich katholisch“, lautete sein Bekenntnis. Am Mainufer bei Schonungen fand er am 9. Dezember 1631 den Märtyrertod. Seine sterblichen Überreste kamen 1634 in die Schlosskapelle zu Mainberg, 1637 in die Kirche des damaligen Augustiner-Chorherrenstifts Heidenfeld. Nach der Säkularisation wurden sie in der Pfarrkirche Heidenfeld aufbewahrt, wo sie bis heute ruhen. Am 24. März 1974 sprach Papst Paul VI. den fränkischen Märtyrerpriester Liborius Wagner in Rom selig.

mh (POW)

(1114/0237; E-Mail voraus)

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