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Ein Museum mit besonderer Botschaft

Im Karner neben der Pfarrkirche von Baunach zeigt ein neues Krippenmuseum die Krippensammlung von Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen – Eröffnung am vierten Adventssamstag

Baunach (POW) Josef und Maria tragen auf einem Drahtgestellkörper einfache Gewänder aus grobem Stoff. Die Köpfe bestehen aus kleinen Holzkugeln, auf die Gesichter aufgemalt sind. Die Frisuren sind aus zerzaust aussehender Wolle gefertigt. Noch einfacher angezogen sind die drei Hirten, die ebenfalls andächtig das Jesuskind betrachten. Sie tragen Handfesseln aus dünnem Draht. Ein versteckter Hinweis auf den besonderen Ort, an dem diese Krippendarstellung unter Lebensgefahr von einem Unbekannten gefertigt wurde: das Konzentrationslager Buchenwald.

„Ich will hier keine süßliche Weihnachtsromantik verbreiten, mit Krippen, bei denen es in erster Linie um die Kulisse und weniger um die Figuren geht“, erzählt Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Kunstreferent der Diözese Würzburg. Der Krippenbauer im Konzentrationslager habe für die Botschaft von Weihnachten sein Leben aufs Spiel gesetzt: „Egal, wer und wo wir sind, durch Jesu Menschwerdung haben wir eine besondere Würde. Und die kann uns niemand nehmen, auch wenn wir als Gefangener zu einer namenlosen Nummer degradiert werden und täglich unmenschlichen Horror erleben müssen.“ Insofern wolle er das nunmehr 13. Museum der Diözese Würzburg auch als Frage verstehen, ob die Besucher um ihre besondere Würde wüssten und diese auch einander zugestehen würden.

Rund 150 Krippendarstellungen sind in Baunach (Landkreis Bamberg), dem östlichsten Eck der Diözese Würzburg, im ehemaligen Beinhaus hinter der Pfarrkirche zu sehen. Das 1543 errichtete Fachwerkhaus drohte zu zerfallen. Die Überlegungen, es zu einem Bürogebäude umzunutzen, wurden jedoch verworfen, weil das massive Eingriffe in die historische Bausubstanz, inklusive des noch älteren steinernen Gewölbekellers, bedeutet hätte. Um das Gebäude zu retten, schenkte Lenssen nach eigenem Bekunden kurzerhand seine Krippensammlung von rund 500 Exemplaren her, verbunden mit der Auflage, dass diese in Baunach in einem Museum ausgestellt werden. „In Glattbach im Landkreis Aschaffenburg habe ich schon einmal meine erste Sammlung von Krippen ebenfalls gestiftet, damit das älteste Haus des Ortes restauriert  und einer neuen Verwendung zugeführt wurde“, erzählt der Domkapitular schmunzelnd.

Wie sehr gerade die szenische Darstellung des Weihnachtsgeschehens seit jeher die Menschen berührt, macht für Lenssen ein anderes Exponat deutlich: Es ist ein Kasten mit einer Krippenszene und einem Tragegriff. Als eines der zwei Gepäckstücke, die jeder Heimatvertriebene nach Kriegsende beim Verlassen aus dem Altvatergebirge mit sich nehmen durfte, hatte ein Familienvater eigens ein Behältnis für die Krippe gebaut. „Es war wohl bewusst ein Stück Heimat, das er so mit sich nahm.“

Im Erdgeschoss des Krippenmuseums von Baunach sind vor allem Darstellungen aus dem deutschen Sprachraum zu finden. So auch das wohl älteste Exponat: eine Salzburger Barockkrippe aus Wachs, Holz und Textil aus der Zeit um 1750. Als Besonderheit sind es dort keine Hirten, die dem Jesuskind ihre Aufwartung machen. Es sind Salinenarbeiter in der für die Zeit typischen Arbeitskleidung. „Daran wird ebenso wie an den Krippen zum Beispiel aus Afrika, bei denen die Geburt Jesu in einer landestypischen Hütte stattfindet, deutlich: Seit jeher haben die Menschen die Szene in ihre Umgebung hineingeholt und so deutlich gemacht: Das Geschehen hat eine Bedeutung für mein Leben. Jesus ist für mich geboren.“

Wie das in Ländern aus dem nahen oder fernen Ausland aussieht, wird im Dachgeschoss des Museums sichtbar: Dort ist zum Beispiel ein Krippendorf aus Holz und anderen Naturmaterialien zu sehen. Typische Rundhütten, dunkle Gesichter, landestypische weite Kleidung und Palmbäume versetzen den Betrachter mitten nach Afrika. Ganz anders das Krippenschloss mit seinen Zwiebeltürmen und Wänden aus in bunten Farben glitzernden Metallfolien, das ein polnischer Künstler gefertigt hat. „Alle, die sich auf diese Bildschöpfungen einlassen, wissen darum, dass mehr Fragen als Antworten vermittelt werden. Das verwundert kaum, lässt Jesu Menschwerdung doch auf ein Geheimnis blicken, dass sich nicht allein durch Krippen erschließen lässt“, betont der Kunstreferent. 

Gerade in der Nähe zur Domstadt Bamberg, die eine große Krippentradition aufweist, sieht Lenssen eine große Chance für das Baunacher Museum. „Die Menschen können hier noch einmal ganz neue Aspekte von Weihnachten entdecken.“ Dank der Vielzahl der Exponate in der Ausstellung solle zudem regelmäßig ein Wechsel in der Dauerausstellung vorgenommen werden, damit das Museum interessant bleibe. Im Gewölbekeller plant Lenssen zudem, passende Sonderausstellungen zum Beispiel von Krippenfreunden und Kunsthandwerkern aus der Gegend anzubieten.

Von einem „Glücksfall“ für seine Stadt spricht Bürgermeister Ekkehard Hojer. Wie Lenssen hoffe er, dass das Museum viele Interessierte anlocke. „Außerdem erstrahlt der Karner, eines der Gebäude, das prägend für die Ansicht Baunachs ist, jetzt wieder in neuem Glanz und harmoniert auch im Inneren bestens mit der Ausstellung.“ Um diese zugänglich zu machen, wurde ein Anbau errichtet, der über eine Wendeltreppe aus Stahl den Zugang vom Erdgeschoss zum Kellergeschoss ermöglicht. Die Kosten belaufen sich nach Angaben von Dekan Stefan Gessner, Pfarrer von Baunach, auf insgesamt 930.000 Euro. Getragen werden diese vom Entschädigungsfonds, der Städtebauförderung und mehrheitlich von der Diözese Würzburg. Als Führer im Museum haben sich rund 15 Personen vom örtlichen Frankenbund gemeldet, die sich ehrenamtlich um die Museumsgäste kümmern. „Von solcher Unterstützung vor Ort leben die diözesanen Museen“, betont Lenssen.

Eröffnung des Museums ist am vierten Adventssamstag, 17. Dezember, mit einem Festakt um 15 Uhr. Bis zum Sonntag nach Dreikönig ist es dann dienstags bis sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Außerhalb der Advents- und Weihnachtszeit hat das Museum sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet pro Person 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro. Gruppenführungen bis maximal 25 Personen können unter Telefon 09544/2990 sowie unter E-Mail poststelle@vg-baunach.de gebucht werden. Zur Ausstellung gibt es einen Katalog sowie eine Postkartenserie.

Markus Hauck (POW)

(5116/1384; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet 

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