Würzburg/Erfurt (POW) Gleich mehrfach freut sich Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele (83), langjähriger Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, auf den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Erfurt: Zum einen begegnet er seinem ehemaligen Kollegen aus seiner Zeit als Theologieprofessor, Joseph Ratzinger, dem er bei dessen Bischofsweihe in München auch die Hände auflegte. Zum anderen ist Bischof Scheele persönlich eingeladen zur ökumenischen Feier mit Papst Benedikt im Erfurter Augustinerkloster am Freitag, 23. September. Im folgenden Interview wirft Bischof Scheele, der nach wie vor auf Ebene der Weltkirche in der „Gemischten Kommission für den theologischen Dialog zwischen den orientalisch-orthodoxen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche“ aktiv ist, einen Blick auf das geplante Treffen. Er benennt die Herausforderungen im Dialog sowie die besondere Rolle von Benedikt XVI. als deutschem Papst.
POW: Welche Bedeutung hat das Ökumenetreffen mit dem Papst in Erfurt in Ihren Augen?
Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele: Das Ökumenetreffen in Erfurt ist ein ökumenisches Signal. Dass der Papst in dem Kloster, in dem Martin Luther jahrelang gelebt hat, verantwortliche Frauen und Männer der evangelischen Kirche trifft und anschließend mit einer größeren Gemeinde einen ökumenischen Gottesdienst feiert, hätte man sich über Jahrhunderte hinweg nicht vorstellen können. Das zeigt, wie weit wir auf dem ökumenischen Weg gekommen sind. Überdies hinaus weist der Gottesdienst auf die Bedeutung des geistlichen Ökumenismus hin, den das Konzil die „Seele der ökumenischen Bewegung“ nennt. Jeder Christ ist aufgerufen, sich dabei zu beteiligen.
POW: Wo liegen besondere Herausforderungen im Dialog mit der evangelischen Kirche?
Scheele: Nach wie vor wird die Frage unterschiedlich beantwortet: „Was gehört nach dem Willen des Herrn zum apostolischen Amt?“ Damit ist die Frage nach dem Wesen der Kirche und nach ihren Sakramenten verbunden. Nach neueren Entwicklungen in Lehre und Praxis muss überdies alles getan werden, dass ethische Positionen nicht zu trennenden Faktoren werden.
POW: Welche besondere Rolle kommt Benedikt XVI. als deutschen Papst beim ökumenischen Dialog zu?
Scheele: Als deutscher Papst hat Benedikt XVI. reiche Erfahrungen mit der in sich recht differenzierten evangelischen Christenheit in Deutschland gemacht. Jahrelang hat er sich im wissenschaftlichen ökumenischen Dialog engagiert. Er hat entscheidend dazu beigetragen, dass die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre verabschiedet werden konnte. Er weiß sich zudem mit den orthodoxen Kirchen besonders verbunden. Das kann ihn davor bewahren, die Ökumene auf das Verhältnis von katholischen und evangelischen Christen zu reduzieren. So ist er mit vielen Fakten vertraut, die beim Einsatz für die Ökumene zu beachten sind.
(3811/0925; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet