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„Ein offenes Jahr auf Gott hin“

Interview mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zu Ereignissen des Jahres 2005 und zum bevorstehenden neuen Jahr 2006 – Papsttod, neuer Papst, Weltjugendtag, 40 Jahre Konzil und 30 Jahre Würzburger Synode, Kunstkommission und Ökumene – Besuch im Partnerbistum Mbinga 2007 geplant – Bischof hofft, dass Deutschland ins WM-Finale kommt und der Papst eines Tages Würzburg besucht

Würzburg (POW) Für Bischof Dr. Friedhelm Hofmann (63) war 2005 das erste vollständige Jahr in Würzburg. Nach eigenen Angaben war es für ihn ein Jahr mit vielen Neuerungen und Anfragen, aber auch mit Problemen. Im Rückblick schaut er auf die großen kirchlichen Ereignisse sowie auf das vor 40 Jahren zu Ende gegangene Konzil und auf die Würzburger Synode. 2006 will der Bischof aus Erfahrungen des Weltjugendtags Konsequenzen ziehen. Weiter äußert er sich in folgendem Interview auch zur Kanzlerin Angela Merkel, zum Papstbesuch in Bayern und zur Fußball-Weltmeisterschaft.

POW: Herr Bischof, das Jahr 2005 geht zu Ende. Wie würden Sie dieses Jahr 2005 mit Blick auf die Kirche umschreiben?

Bischof Hofmann: Es war ein ungewöhnlich dichtes Jahr mit zahlreichen wichtigen kirchlichen Ereignissen: Der Tod von Papst Johannes Paul II. mit dem vorausgehenden langen Sterben, die Wahl des deutschen Papstes Benedikt XVI., dann der XX. Weltjugendtag – die Tage der Begegnung in Würzburg und die zentralen Feiern zusammen mit dem Heiligen Vater in Köln – all das waren Höhepunkte, wie wir sie in Deutschland vielleicht so nicht mehr erleben werden.

POW: Wie war dieses Jahr mit Blick auf Ihr persönliches Leben als Bischof von Würzburg?

Bischof Hofmann: Es war mein erstes vollständiges Jahr in Würzburg; ein Jahr, das mit vielen Neuerungen und Anfragen, aber auch mit Problemen gefüllt war. Zugleich darf ich aber sagen, dass das Jahr 2005 mit zu den schönsten meines Lebens gehört. Die Offenheit in den Begegnungen mit so vielen Menschen hat große Hoffnungen in mir geweckt.

POW: 2005 war für die Kirche ein bewegendes Jahr. Blicken wir auf die Osterwoche 2005. Bewegende Bilder vom Petersplatz, Menschenmassen in Rom. Der Papst stirbt. Warum war das Interesse am Sterben und Tod Johannes Pauls II. so groß?

Bischof Hofmann: Das ist nicht so leicht zu erklären. Sicherlich hat das Sterben dieses großen Papstes der Weltöffentlichkeit eine sehr private, intime Lebenssituation vor Augen geführt. Manche Menschen waren ein wenig schockiert, weil das Sterben über die Medien in die Häuser transportiert wurde. Auf der anderen Seite hat der Papst immer von sich weggewiesen und auf Christus gedeutet, in dessen Hände er sein Leben zurückgibt. Sein Sterben kann Vorbild für das Sterben vieler anderer Menschen sein.

POW: Was bleibt für Sie persönlich von Johannes Paul II.?

Bischof Hofmann: Das lässt sich nicht in wenige Worte fassen: Es ist seine Offenheit Gott gegenüber mit allen für das eigene Leben anstehenden Konsequenzen. Es ist seine besondere Nähe zur Gottesmutter, die schon in seinem Wappen zum Ausdruck kommt. Und es ist sein unermüdlicher Einsatz als Hirte der Kirche. Vor allem mit seinen Pastoralreisen wollte er möglichst vielen Menschen einen unmittelbaren Zugang und eine Nähe zu Gott eröffnen. Schon zu Lebzeiten dieses Papstes war mir klar: Er lebt ganz in der Nachfolge Christi.

POW: Dann kam die Wahl des Bayern Joseph Ratzinger zum Papst. Wie hat sich Ihre Einschätzung von Papst Benedikt XVI. in den vergangenen Monaten verändert?

Bischof Hofmann: Er hat ohne jeden Bruch das oberste Hirtenamt der Kirche angenommen und weitergeführt. Trotzdem ist er für Überraschungen gut. Zum Beispiel intensiviert er die Beziehungen zur Orthodoxie. Er lädt Hans Küng und andere – kontroverse – Gruppen zu Gesprächen ein. Benedikt XVI. vermag kompetent das Gespräch mit allen Wissenschaftlern unserer Zeit zu führen. Zugleich ist er abwägend und prüfend.

POW: Haben Sie den Eindruck, dass dieses Amt auch die Person verändert?

Bischof Hofmann: Ja. Als Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst gewählt wurde und als Benedikt XVI. auf die Loggia des Petersdoms trat, schien er vielen Menschen verändert. Ich habe spontan gedacht: Bis in die Ausstrahlung der Physiognomie hinein hat sich etwas verändert. Wenn ich ihn heute mit erhobenen Armen erlebe – etwa auch beim Weltjugendtag –, wenn ich sehe, wie er in aller inneren Zurückhaltung und Bescheidenheit die Welt umarmt, wird deutlich, wie das Petrusamt die Person prägt.

POW: Gleich nach der Amtseinführung sind Sie Papst Benedikt XVI. persönlich begegnet. Wie erlebten Sie ihn?

Bischof Hofmann: Der neue Papst ist mir mit einer großen Herzlichkeit begegnet. Er versteht sein Amt als Dienst für Christus. Christus ist der Herr der Kirche. Wir sind nur seine Diener.

POW: 2005 war für die Kirche das Jahr der Eucharistie. Hat die Wertschätzung dieses Sakraments durch dieses Jahr an Bedeutung gewonnen?

Bischof Hofmann: Im Bistum Würzburg wurde eine Reihe von Initiativen durchgeführt. Von daher hoffe ich, dass dieses Jahr der Eucharistie durch die unterschiedlichen Begegnungen mit dem eucharistischen Herrn und die Begleitaktionen, die dieses Geheimnis aufschlüsselten, die Menschen erreicht hat. Besonders in Erinnerung ist mir die Vortragsreihe „Mehr als Brot und Wein“ der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg zu eucharistischen Themen. Weiter standen die Pastoraltagungen im Bistum unter dem Thema „Die Kunst, Gott zu feiern“. Es gab den Hausgottesdienst zur österlichen Bußzeit, die Fastenpredigten im Kiliansdom, Besinnungstage und eine Domschultagung zur eucharistischen Spiritualität. Die Ewige Anbetung im Bistum wurde neugeordnet. Besonders denke ich aber auch an die eucharistischen Andachten und die Begegnungen in der stillen Anbetung in unseren Gemeinden.

POW: Jubiläum feierte das Zweite Vatikanische Konzil, das vor 40 Jahren am 8. Dezember 1965 zu Ende ging. Welche Bedeutung messen Sie dieser Kirchenversammlung heute zu?

Bischof Hofmann: Das Zweite Vatikanische Konzil hat das Selbstverständnis von Kirche weitergeführt. Die beiden Begriffe „Volk Gottes“ und „Leib Christi“ wurden zusammengeführt, um die sakramentale Struktur der Kirche deutlich zu machen. Das Haupt ist Christus, und die Kirche ist – wie es im ersten Kapitel in der Konstitution über die Kirche heißt – „Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“. Das ist für mich der Leitsatz, der die Kirche in das 21. Jahrhundert hineinträgt und der ein großes Engagement für alle Getauften und Gefirmten mit sich gebracht hat. Die Wertschätzung der Arbeit der Laien in der Kirche hat durch dieses Konzil eine große Aufwertung erfahren, die heute reiche Früchte trägt. Darüber hinaus hat das Konzil die Kirche zur Welt hin geöffnet. Den einleitenden Satz der Pastoralkonstitution kann man nicht oft genug wiederholen. Er muss auch heute unser Tun bestimmen: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“

POW: Welche Aussage des Konzils schätzen Sie besonders?

Bischof Hofmann: Die Aussage, dass Christus als das Haupt den ganzen Leib lebendig erhält: Die Wirklichkeit Gottes langt in die Brüchigkeit unserer Realität hinein. Wir laufen nicht einer Ideologie nach, wenn wir von Gott reden, sondern seine Kraft wird in den Sakramenten sichtbar und erlebbar.

POW: Wie haben Sie als Student das Konzil erlebt?

Bischof Hofmann: Das Konzil fand während meiner Studienzeit statt. Ich habe immer wieder durch einzelne Professoren von den Beratungen und Beschlüssen in Rom gehört. Wir sind damals ein Stück weit in diesen Denkprozess eingespannt worden und waren voller Erwartungen. In dieser Zeit gab es einen Ruck durch die Kirche, etwa durch den Ausspruch von Papst Johannes XXIII.: „Macht die Türen und Fenster der Kirche weit auf.“ Das hat uns geprägt. Die Hoffnungen oder Wünsche waren damals –wie die Menschen – sehr unterschiedlich. Vielleicht ist hinterher manche Resignation oder Frustration entstanden, weil eigene Vorstellungen von der Gestalt der Kirche nicht zum Tragen kamen.

POW: Zurückzublicken galt es auch auf die vor 30 Jahren endende Würzburger Synode. Hat sich Ihr Verhältnis zu dieser bundesdeutschen Synode als Bischof von Würzburg geändert?

Bischof Hofmann: Diese Synode hat für mich als Bischof von Würzburg an Bedeutung gewonnen und ein noch größeres Interesse geweckt. Zum Beispiel ist eine Ermutigung zur verantwortlichen Mitarbeit der Laien nicht nur ausgesprochen, sondern auf den Weg gebracht worden. Von der tatkräftigen Mitarbeit der Laien ist seither ein großer Segen ausgegangen. Die 30-Jahr-Feier in Würzburg war sicherlich sehr ansprechend: die Eucharistiefeier im Würzburger Dom mit fast allen deutschen Ortsbischöfen und der anschließende Festakt mit dem beeindruckenden Resümee von Karl Kardinal Lehmann in der Neubaukirche.

POW: Lohnt es sich heute noch, die Texte der Würzburger Synode zu lesen?

Bischof Hofmann: Ja, sie sind nicht überholt. Manche Texte waren sicherlich aus der Zeit heraus formuliert und spiegelten Fragen der 70er Jahre wider. Sie bedürfen einer Weiterentwicklung aus heutiger Sicht. Andere Texte sind auch heute wegweisend. Gerade in unseren Tagen, wo in vielen Bereichen unserer Gesellschaft Depression herrscht, müssen wir als Kirche unser Zeugnis der Hoffnung in die Gesellschaft hineintragen. Die Würzburger Synode hat sich für eine lebendige Einheit der Christen und für ein neues Verhältnis zum jüdischen Volk ausgesprochen. Sie hat die Solidarität mit den armen Kirchen und den Einsatz für eine lebenswürdige Zukunft der Menschheit gefordert. Dieser Auftrag der Würzburger Synode ist heute aktueller denn je.

POW: 2005 war politisch ein sehr turbulentes Jahr. Deutschland hat erstmals eine Frau als Kanzlerin. Wie sieht ein Bischof eine Frau im mächtigsten Amt der Republik?

Bischof Hofmann: Ich bin – unabhängig von der Person Angela Merkel – sehr glücklich, dass eine Frau in diesem Land an der Regierungsspitze steht. Gerade aus dem Gleichheitsprinzip von Mann und Frau ist es gut, dass in einer solchen politischen Führungsposition auch einmal eine Frau die Weichen der Regierung stellen kann. Ich sehe diesen Möglichkeiten hoffnungsvoll entgegen, wenngleich ich natürlich auch die politischen Realitäten einzuschätzen weiß. Aber ich hoffe, dass die Chance, die damit gegeben ist, auch von möglichst vielen erkannt wird.

POW: Im Bistum gab es gleich zu Jahresbeginn heftige Debatten: Laienpredigt, Wort-Gottes-Feier am Sonntag, ... Ohne auf die einzelnen Themen einzugehen: Wie empfanden Sie die Diskussionen?

Bischof Hofmann: Ich bin über die Heftigkeit der Diskussion erstaunt gewesen, denn sowohl mit der Stellung der Wort-Gottes-Feier am Sonntag als auch mit der Klarstellung zur Laienpredigt in der Eucharistiefeier habe ich nur etwas aufgegriffen, was in der Kirche geltendes Recht ist. Es zeigt mir, das eine Klarstellung umso wichtiger war. Dabei ging es mir aber nie um eine Zurückstufung oder Schwächung der Mitarbeit der Laien in der Kirche. Ich schätze das Engagement vieler Frauen und Männer ungemein, und will deren Mitarbeit in unseren Gemeinden, Räten und Gremien nach besten Kräften fördern.

POW: Am 12. März stehen die Pfarrgemeinderatswahlen an. Anschließend die Neukonstituierungen der Dekanatsräte und des Diözesanrats. Setzt das Bistum Würzburg künftig weiter auf bewährte Laiengremien?

Bischof Hofmann: Oh ja. Ich kann nur allen dankbar sein, die sich bisher in den verschiedenen Laienräten zur Verfügung gestellt haben, und sie bitten, auch weiterhin ihre Kompetenz und ihr Glaubenszeugnis einzusetzen, damit Kirche vor Ort lebendig bleibt.

POW: Auch der Diözesanpastoralrat soll wieder eingerichtet werden. Was erwarten Sie von diesem Beratergremium aus Priestern und Laien?

Bischof Hofmann: Nachdem sich alle Laienräte konstituiert haben, wird auch der neue Diözesanpastoralrat zusammenkommen. Im Diözesanpastoralrat wird es hauptsächlich darum gehen, alles, was sich auf die Seelsorge in der Diözese bezieht, zu beraten und dem Bischof praktische Folgerungen vorzuschlagen. Weiter sollen die Mitglieder geistliche Anregungen geben, wie wir das Glaubensleben konkret in unserem Bistum vertiefen können.

POW: Sie setzen sich stark für den Priesternachwuchs ein. Wie können heute junge Menschen für den Priesterberuf gewonnen werden?

Bischof Hofmann: Die Kirche in ihrer sakramentalen Struktur braucht Priester. Wir erleben schmerzlich, dass der Klerus überaltert ist und oft junge Priester in unseren Pfarreien fehlen. Wir müssen unsere ganze Kraft einsetzen und vor allem beten, dass viele junge Männer diesen Weg finden können. Über die aktuelle Entwicklung in Würzburg freue ich mich. Ich kann nur alle auffordern mitzuhelfen, dass sich viele junge Menschen für einen geistlichen Weg interessieren.

POW: Warum ist der Beruf des Priesters so interessant?

Bischof Hofmann: Durch den Menschen, der sich auf diesen Weg Gottes begibt, wird die Wirklichkeit Gottes erfahrbar. Priester, die sich ihrer eigenen Schwäche bewusst bleiben und sich ganz in die Lebenswirklichkeit Christi hineinnehmen lassen, vermögen etwas zu geben, was sie selbst nicht besitzen. Dieses Erlebnis prägt den Dienst des Priesters.

POW: Sie haben eine Kunstkommission im Bistum angeregt. Wie ist der aktuelle Stand der Entwicklung dieses Gremiums?

Bischof Hofmann: Eine Reihe von Gesprächen wurde bereits geführt. Außerdem wurden die Statuten mit denen anderer diözesaner Kunstkommissionen verglichen. Nun gilt es – und das verzögert ein wenig die Inkraftsetzung –, die Statuten der Kunstkommission auf unser Bistum hin konkret so anzuwenden, dass dieses Gremium zum Segen für alle wird. Ich hoffe, dass die Kommission in den ersten Wochen des Jahres 2006 vorgestellt werden kann.

POW: Wie erleben Sie die Begegnungen mit anderen Konfessionen in Würzburg?

Bischof Hofmann: Ich erlebe die ökumenischen Beziehungen im Bistum als recht gut. Insbesondere freut es mich sehr, dass es mit der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK) in Aschaffenburg, Miltenberg, Schweinfurt und Würzburg eine Einrichtung gibt, die den kleineren Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften Gehör verschafft. Auf diese Weise wird auch vor Ort erfahrbar, wie vielseitig und bunt die Ökumene sein kann und wie dadurch zugleich das ökumenische Miteinander der beiden großen Kirchen bereichert wird. Ich wünsche mit, dass die geistliche Verbundenheit zwischen uns immer wieder durch gemeinsames Beten und durch Handeln im sozial-karitativen Bereich zum Ausdruck gebracht wird. Im Juli 2006 soll es eine ökumenische Wallfahrt zum Kreuzberg in der Rhön geben, wie sie vor einigen Jahren schon einmal stattfand. Darauf freue ich mich besonders.

POW: 2006 liegt unbeschrieben vor uns. Welchen Satz würden Sie auf die erste Zeile des neuen Jahres schreiben?

Bischof Hofmann: Gott alles in allem.

POW: Welche Projekte liegen Ihnen für 2006 besonders am Herzen?

Bischof Hofmann: Es wird eine Reihe von Maßnahmen getroffen werden, um jungen Menschen die Auseinandersetzung mit dem geistlichen Weg zu ermöglichen. Dazu wollen wir die Konsequenzen aus den Erfahrungen des Weltjugendtags ziehen: 1. Katechesen sind für junge Leute wichtig, um das Glaubenswissen zu erlangen. 2. Sie brauchen die Möglichkeit zur Anbetung, um Gott persönlich zu begegnen. 3. Es gilt das Bußsakrament als Hilfe zum Leben wiederzuentdecken. 4. Familien brauchen gerade im Krisenzeiten eine besondere Stärkung und Begleitung durch die Kirche. Deswegen veranstalten wir die Lourdes-Wallfahrt vom 5. bis 12. Juni. Familien sollen bei der Wallfahrt die Möglichkeit bekommen, außerhalb des normalen Alltagsumfelds miteinander auf dem Glaubensweg in der Begegnung mit der Weltkirche Erfahrungen zu sammeln, die sie dann später zu Hause begleiten.

POW: Eine große Herausforderung bilden 2006 sicherlich auch ethische Fragen: beispielsweise die Frage nach der aktiven Sterbehilfe?

Bischof Hofmann: Als Kirche müssen wir in aller Deutlichkeit den Schutz des menschlichen Lebens vom Beginn bis zum natürlichen Ende einfordern. Es darf hier keine Ausnahmen und Einschränkungen geben.

POW: Der Papst kommt nach Bayern, aber nicht nach Franken. Hätten Sie Papst Benedikt XVI. auch gerne in Würzburg begrüßt?

Bischof Hofmann: Sehr gerne. Ich habe den Heiligen Vater eingeladen, auch Würzburg zu besuchen – zumal er vom Würzburger Bischof Josef Stangl zum Bischof geweiht worden ist und an dessen Sarg die Totenpredigt gehalten hat. Aber ich kann verstehen, dass der erste Heimatbesuch des Heiligen Vaters, der ohnehin nur auf wenige Tage beschränkt ist, nicht eine Fahrt durch alle bayerischen Bistümer sein kann. Ich hoffe aber, dass die Gläubigen im Bistum Würzburg von dieser Reise des Heiligen Vaters nach Bayern unmittelbar angesprochen werden.

POW: Wie groß ist Ihre Hoffnung, Papst Benedikt XVI. in den kommenden Jahren in Würzburg begrüßen zu können?

Bischof Hofmann: Das wünsche ich mir sehr und hoffe, dass das eines Tages möglich sein wird.

POW: Das Partnerbistum Mbinga wird 20 Jahre alt. Haben Sie die Karte Tansanias schon studiert und wann wollen Sie die Koffer für Afrika packen?

Bischof Hofmann: Tansania ist mir nicht ganz unbekannt. Wenngleich ich bisher das Bistum Mbinga noch nicht kannte. Für 2007 ist eine Begegnung in Mbinga geplant. 2006 will ich zunächst einmal die Hausaufgaben machen, die mit dem Bistum Würzburg zusammenhängen, und die Fahrten und Wallfahrten durchführen, die anstehen. 2007 reise ich nach Mbinga und hoffe, dass auch einige Würzburger mitfahren.

POW: Das Großereignis des Jahres 2006 wird die Fußball-WM sein. Vier Mannschaften haben bisher ihr Quartier im Bistum Würzburg gebucht. Freut Sie das als Bischof dieser Region?

Bischof Hofmann: Ja, und ich bin sogar schon der Spitze der Fußballmannschaft von Ecuador in Bad Kissingen begegnet. Ich freue mich sehr darüber, dass die Mannschaften aus Ecuador, Kroatien, Tunesien und Ghana in Bad Kissingen, Bad Brückenau, Schweinfurt und Würzburg sein werden. Eine Begegnung mit diesen Mannschaften in Würzburg sollte möglich werden.

POW: Haben Sie selbst Interesse, ein Spiel der WM mitzuerleben?

Bischof Hofmann: Wenn es möglich ist: Ja. Ich schätze den Fußball als einen sportlichen, friedlichen Weg des Miteinanders. Im fairen Wettstreit treten die Mannschaften der Länder an und tragen so im gemeinschaftsstiftenden Spiel zum Frieden in der Welt bei. Gerade deswegen darf das große Ereignis der Fußballweltmeisterschaft nicht zum Auslöser von Menschenhandel und Zwangsprostitution werden. Ein menschenverachtender Umgang mit Frauen im Umfeld der WM muss mit allen Mitteln verhindert werden. Falls die Fußballweltmeisterschaft so abgleiten sollte, verliert sie ihren moralischen Grund, auf dem sie ihren Charme entwickeln kann.

POW: Welche Begegnung wäre für Sie persönlich die reizvollste?

Bischof Hofmann: Eine Begegnung mit Deutschland würde mich natürlich sehr reizen.

POW: Welchen Tipp geben Sie für die deutsche Nationalmannschaft ab?

Bischof Hofmann: Ich hoffe, dass sie in die Endausscheidung kommt. Ins Finale. Aber: Die beste Mannschaft soll gewinnen und den Welt-Cup holen.

POW: Ihr Wunsch an die Menschen im Bistum Würzburg zum neuen Jahr 2006?

Bischof Hofmann: Dass es ein offenes Jahr auf Gott hin wird – in einem guten Miteinander.

Interview: Bernhard Schweßinger (POW)

(221 Zeilen/0106/0001; E-Mail voraus)