Würzburg/Bad Kissingen (POW) Er war der einzige Priester, der in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur den Fahneneid auf Hitler verweigert hat. Am 21. August 1942 bezahlte Pallottinerpater Franz Reinisch für diese Gewissensentscheidung mit seinem Leben. Im Gefängnis von Brandenburg an der Havel starb er um 5.03 Uhr unter dem Fallbeil. Weit mehr als alle bislang erschienenen Biografien zeigt das Buch „Einen Eid auf Hitler? Nie – Franz Reinisch: Ein Leben für die Menschenwürde“ die komplexe Persönlichkeit des Tirolers auf, dessen Schicksal eng mit Unterfranken in Verbindung steht.
Es war die Wehrmachtskaserne in Bad Kissingen, in der sich Reinisch am 15. April 1942 und somit bewusst einen Tag später als im Einberufungsbefehl vorgeschrieben meldete – und gleich kundtat, dass er keinen Eid leisten werde. Er gehe „vom Altar in die Arena“ schrieb der 1903 geborene Priester nach Schönstatt. Dort war der junge Priester bei Pater Joseph Kentenich, dem Gründer der Schönstatt-Bewegung, mit dem Gedanken von „freien und priesterlichen Charakteren“ in Berührung gekommen. Also mit der Idee von Christen, die sich bewusst für Gott entscheiden, aber sich ihrer Würde und ihrer Rechte bewusst sind.
Christian Feldmann, Autor vieler erfolgreicher Biografien über große christliche Persönlichkeiten und fromme Querköpfe, schafft es auch in diesem Buch, viele historische Details und Quellen zu einem kurzweiligen und leicht lesbaren Text zu weben. Angefangen von der Prägung im tieffrommen Elternhaus über die Studienjahre bis hin zum Tod und der späteren Rezeption dieser Gewissensentscheidung, werden die unterschiedlichen Facetten des Lebens Reinischs beleuchtet.
Der Autor spart dabei Geschichten wie die beiden Freundinnen nicht aus, die Reinisch vor seiner Zeit im Priesterseminar hatte. Es war wohl gerade die Protestantin Ludowika Linhard, die der junge Jura-Student Reinisch in Kiel kennenlernte, der Reinisch das Erkennen seiner Berufung mit zu verdanken hatte. Was dieser in dem Abschiedsbrief an Linhard formulierte, lässt bereits die Geradlinigkeit erkennen, die auch die folgenreichste Entscheidung seines Lebens prägte: „Treu sein sich selbst gegenüber ist des Menschen einziges wahres Streben, das zum Ziele führt.“
Schon bald nach der Machtergreifung der Nazis ist für Reinisch klar, dass dieses Regime nur auf „Gewalt, Lug und Trug“ basiert. Deswegen warnt er bei seinen Predigten und Vorträgen vor den Machthabern und erklärt: „Es gibt daher für mich keinen Eid der Treue auf eine solche Regierung.“ In kurzen Kapiteln beleuchtet das Buch neben dem Weg in den Priesterberuf auch das Ringen Reinischs um die Verweigerung des Eids auf Adolf Hitler, die Widerstände und Anfechtungen, denen er sich dadurch auch in Kirchen- und Ordenskreisen ausgesetzt sah.
Das Buch ist ein Plädoyer für die Bedeutung eines kritischen und eigenständigen Gewissens. Was es neben dem speziellen Feldmann-Stil besonders lesenswert macht, sind unter anderem die Kurzbiografien weiterer Christen, die für ihren Widerstand gegen den Eid auf Hitler hingerichtet wurden.
Christian Feldmann: Einen Eid auf Hitler? Nie – Franz Reinisch: Ein Leben für die Menschenwürde. 140 Seiten, Patris-Verlag, 14,80 Euro, Vallendar-Schönstatt 2012, ISBN 978-3-87620-310-2, sowie Pallotti-Verlag, Friedberg 2012, ISBN 978-3-87614-080-3.
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