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Ein Rollenspiel ohne Ausweg

Das Theater der Katholischen Hochschulgemeinde bringt Jean Genets „Die Zofen“ auf die Bühne

Würzburg (POW) Der Vorhang geht auf. Die Zofen knien auf dem Boden, schauen einander ein, ihre Handflächen berühren sich. Um sie herum liegen Blumen auf der Bühne verteilt. An den Wänden hängen Kleider. Auf einer Drehbühne in der Mitte steht ein großer Sessel. Daneben liegen rote Lackschuhe, eine Schmuckkiste mit üppigem Perlenschmuck und ein Handspiegel. „Die Gnädige Frau ist gütig, die Gnädige Frau ist schön, die Gnädige Frau ist sanft“, wiederholen die beiden Zofen immer wieder. Sie werden immer schneller und immer lauter. Der Einstieg in das Theaterstück „Die Zofen“ von Jean Genet, das das Theater der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Würzburg im Februar aufführt, spiegelt die Spannung und Intensität des Stücks wieder.

Das sagt auch Anna Lußem, die die Rolle der Gnädigen Frau spielt: „Das Stück lebt von intensiven Dialogen. Es hat eine gewisse Gefährlichkeit. Das Licht spielt dabei auch eine große Rolle.“ Das Spiel mit dem Licht und der Musik sorgt für eine fesselnde Spannung im Raum. Laut Katharina Sautter, die die Zofe Solange spielt, ist es ein anspruchsvolles Stück, das es dem Publikum nicht leicht macht. „Ich mag Stücke, wo der Zuschauende gefragt ist, selbst zu interpretieren. Man wird nicht einfach berieselt.“ Alexandra Hofner, die in die Rolle der Zofe Claire schlüpft, ergänzt: „Man sieht Extreme auf der Bühne.“ Die Figuren seien dramatisch und befänden sich in fast psychischen Ausnahmesituationen. „Die beiden Zofen unterscheiden sich nicht grundlegend voneinander, sie sind wie eine Figur zusammen.“ Sie seien abhängig von der Gnädigen Frau und auf der Suche nach Individualität. Das wird auf der Bühne gut deutlich. Die Rollen, die beinah fließend ineinander übergehen, wechseln von einem devoten Zustand zu Stärke und Aggressivität. „Es ist eine Hassliebe. Die Zofen vergöttern die Gnädige Frau und sind abhängig von ihr. Die Gnädige Frau ist exzentrisch, dramatisch und ihren Untertanen erhaben“, beschreibt Lußem ihre Rolle.

In dem Stück „Die Zofen“ von Jean Genet begleitet das Publikum die Schwestern Claire und Solange, die als Dienstmädchen im Haushalt der exzentrischen Gnädigen Frau arbeiten. Während die Herrin ihrem privilegierten Leben nachgeht, nutzen die beiden ihre Abwesenheit, um in einem ritualisierten Rollenspiel die Revolte gegen die Machtverhältnisse ihres Alltags zu proben. Beide Schwestern schlüpfen abwechselnd in die Rolle der überheblich-unbedarften Herrin, während die andere die unterdrückte Dienende spielt. „Was als harmloses Spiel erscheint, wird schnell zu einem psychologischen Duell, in dem sich Hass, Bewunderung und der Wunsch nach Befreiung mischen“, heißt es in der Ankündigung. Gefangen in ihrem Dasein als Dienende geraten die beiden immer tiefer in ihre Fantasien und die Grenzen zwischen Realität und Spiel verschwimmen.

Die Idee für die Inszenierung des Stücks hatte Alexander Masur, der gemeinsam mit Lukas Weiler Regie führt. „Ich suche immer nach Stücken, die mich interessieren. Meist sind es kleine Stücke mit wenigen Leuten, die Probleme von Machtverhältnissen thematisieren. ,Die Zofen‘ ist ein sehr prägnantes Stück. Es eignet sich gut für einen kleinen Cast und einen kurzen Probenzeitraum, wie wir ihn haben“, sagt Masur. Die Proben für das Stück hatten erst Mitte November begonnen. „Es ist sehr intensiv, an dem Stück zu arbeiten. Es ist an keinen konkreten Zeitraum gebunden, sondern die Probleme sind auch heute noch relevant.“ Weiler, der zum ersten Mal in der Regieassistenz mitarbeitet, war anfangs noch skeptisch: „Das Stück war erst nicht so meins, aber durch die Idee mit der Drehbühne und der Inszenierung gefällt es mir jetzt gut. Ein kleines Projekt braucht viel Feinarbeit. Dafür ist der Lernerfolg für die Schauspielerinnen sehr groß.“ Masur führt bereits zum zweiten Mal Hauptregie bei einem Theaterstück. Seiner Meinung nach lohnt sich der Besuch von „Die Zofen“: „Die Zuschauenden erwartet über die gesamten zwei Stunden Präsenz und Spannung auf der Bühne. Der Verfall der Charaktere wird hautnah beobachtet. Das zunehmende Abdriften in den Wahnsinn soll das Publikum fesseln. Das Stück wird an einigen Stellen auch humoristisch aufgearbeitet, sodass es durchgehend unterhaltsam ist.“

Das KHG-Theater ist eine Gruppe aus Studierenden und Nicht-Studierenden, die pro Semester zwei Stücke in den Räumen der KHG auf die Beine stellt. Jedes Stück liegt in den Händen eines individuellen Teams. „Die Zofen“ feiert am Freitag, 31. Januar um 20 Uhr, Premiere. Weitere Aufführungen finden am Samstag, 1. Februar, Sonntag, 2. Februar, sowie am Donnerstag, 6. Februar, und Freitag, 7. Februar, jeweils um 20 Uhr im Hauptsaal der KHG, Hofstallstraße 4, in Würzburg statt. Das Stück dauert zirka zwei Stunden inklusive Pause. Einlass ist um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

jr (POW)

(0625/0145; E-Mail voraus)

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