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Ein Schatz für das Diözesanarchiv

Familie Neisinger übergibt Nachlass von Oskar Neisinger an die Diözese Würzburg – Wichtige Ergänzung zur amtlichen Überlieferung des Bistums

Würzburg (POW) Im Jahr des 100. Geburtstags von Julius Kardinal Döpfner (1913-1976) ist durch eine Schenkung aus Familienhand der Nachlass von Oskar Neisinger (1919-1985), eines wichtigen Weggefährten Döpfners, in das Eigentum der Diözese Würzburg übergegangen. Neisingers Witwe Heidi Carl-Neisinger überreichte am Mittwoch, 7. August, im Diözesanarchiv Würzburg den Schenkungsvertrag an Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand und Archivdirektor Professor Dr. Johannes Merz.

Mit dem Nachlass, der 686 Verzeichnungseinheiten umfasst, werde dem Diözesanarchiv ein wahrer Schatz aus dem Haus der Familie Neisinger übereignet, freuten sich Archivdirektor Professor Dr. Johannes Merz und dessen Mitarbeiterin Katrin Schwarz. Der Nachlass bilde auch eine wichtige Ergänzung zur amtlichen Überlieferung des Bistums Würzburg. Die persönliche Registratur Neisingers enthält nach Angaben des Archivdirektors nicht nur Unterlagen zu dessem privaten und familiären Leben. Zu ihr gehörten auch – und das im überwiegenden Maß – Dokumente, die vor dem Hintergrund des öffentlichen und beruflichen Schaffens Neisingers entstanden seien.

Im Nachlass befinden sich Unterlagen zu eigenen publizistischen Tätigkeiten, in denen sich Neisinger hauptsächlich der Kirche und kirchlichen Themen widmete. Weiter werden in den Dokumenten sein persönliches und berufliches Engagement in der kirchlichen Jugendarbeit, seine Gegnerschaft zum NS-System und seine beruflichen Tätigkeiten als (Chef-)Redakteur verschiedener katholisch geprägter Presseorgane sowie als Pressereferent der Deutschen Bischofskonferenz abgebildet. Darüber hinaus spiegeln die zahlreichen persönlichen Korrespondenzen Neisingers mit Personen des öffentlichen Lebens, darunter hochrangigen Vertretern aus Kirche, Politik und Gesellschaft, das dichte soziale Netzwerk um seine Person wider. So befinden sich im Nachlass auch Korrespondenzen von Oskar Neisinger und Julius Döpfner aus den Jahren 1949 bis 1976, an die auch viele Fragen der Kirchengeschichte und zeitgeschichtlichen Katholizismusforschung gestellt werden können.

Das Schrift- und Dokumentationsgut Neisingers wurde bereits im November 1987 von seinen Erben, vertreten durch seine Witwe Heidi Carl-Neisinger und Winfried Neisinger, einem seiner Söhne, leihweise dem Diözesanarchiv Würzburg überlassen. Für die Benutzung stand der Nachlass seit 1989 zur Verfügung, nachdem er im Wesentlichen zuvor durch den damals als Projektkraft im Diözesanarchiv tätigen Johannes Merz, der eben sein Studium beendet hatte, erschlossen worden war. Der Nachlass unterliegt den allgemeinen Nutzungsbedingungen des Diözesanarchivs Würzburg. Ein größerer Teil der Unterlagen ist aus Datenschutzgründen noch gesperrt. Für die wissenschaftliche Forschung sind auf begründeten Antrag Sondergenehmigungen möglich. Kontakt und weitere Information: Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg, Katrin Schwarz M.A., Domerschulstraße 17, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38667100, E-Mail abbw@bistum-wuerzburg.de.

Blick ins Leben von Oskar Neisinger

Oskar Neisinger wurde 1919 in Würzburg geboren. Durch sein christliches Elternhaus war er von Anfang an entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. In seinen 1982 im Echter-Verlag erschienenen Memoiren „Flugblätter“ schreibt er: „ Der Zorn über die nazistischen Verbrechen war eine wesentliche Triebkraft für unsere Versuche, möglichst viele junge Menschen in illegalen Gruppen im Widerstand gegen die herrschende Weltanschauung zu bestärken und sie für das christliche Menschenbild zu begeistern.“ Er überzeugte viele junge Menschen mit seiner Einstellung und wurde zu einem der führenden Köpfe des Widerstands im Bistum Würzburg. Als 1944 Neisingers illegales Tun bekannt wurde, half ihm der Vater eines von ihm betreuten Jugendlichen, als Soldat statt an die Ostfront nach Holland abkommandiert zu werden. Nachdem sein Kamerad über einen Funkspruch erfahren hatte, dass die Gestapo seinen Aufenthaltsort wusste und ihn verhaften wollte, flüchtete er in das örtliche Pfarrhaus. Im Dachboden der Kirche hielt er sich bis Kriegsende versteckt, um sich der Gestapo zu entziehen.

Nach 1945 war Neisinger der erste Diözesan-Jugendführer. Später wurde er stellvertretender Bundesvorsitzender des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Zu den Themenbereichen Jugendarbeit, Gesellschaftspolitik und kirchliche Erneuerung verfasste er zahlreiche Schriften, Bücher, Radio- und Fernsehbeiträge. Als Mitbegründer des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) war Neisinger viele Jahre lang für das Gestalten der Katholikentage verantwortlich. Beruflich erwies er sich als ähnlich vielseitig: Unter anderem arbeitete er als Bildungsreferent sowie als Redakteur bei zahlreichen katholischen Publikationen. 1972 wurde er Pressereferent der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Seiner Initiative ist es geschuldet, dass Würzburg Tagungsort der Gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland wurde. Neisinger starb am 14. Dezember 1985.

(3313/0841; E-Mail voraus)

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