„Sehr geehrte Damen und Herren,
Für mich als Bischof ist heute ein sehr schmerzlicher Tag: Mit dem Gutachten, das mir die UKAM übergeben hat, halte ich die Dokumentation des Leids der Betroffenen und unseres Versagens als Kirche in den Händen.
Dieses Gutachten stellt einen bedeutenden Meilenstein dar in meinen und ich kann sagen unseren gemeinsamen Anstrengungen um Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Würzburg.
Ich danke vor allem dem Betroffenenbeirat für das Bemühen, die Anliegen der Betroffenen dem Bistum gegenüber zu sammeln und zu artikulieren. Ohne die Betroffenen und ihre Berichte wären wir nicht in der Lage gewesen, die Aufarbeitung der Missbrauchsverbrechen anzustoßen.
Ich danke der „Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Würzburg“ unter der Leitung von Professorin Dr. Amend-Traut für die intensive Arbeit der vergangenen Jahre. Zugleich geht mein Dank an Professor Dr. Schneider für die Erarbeitung des Gutachtens im Auftrag der UKAM.
In persönlichen Gesprächen haben mir Betroffene mit ihren Lebensgeschichten immer wieder verdeutlicht, wie sehr Kirche und ihre Verantwortungsträger versagt und die befreiende Botschaft des Evangeliums pervertiert haben. Der sexuelle Missbrauch ist deshalb eine bleibende Wunde, die nicht heilt, weil Menschen weiterhin unter dem leiden, was ihnen im Raum der Kirche angetan wurde.
Seit meinem Amtsantritt als Bischof von Würzburg sehe ich meine Verantwortung darin, den Prozess der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt konsequent voranzutreiben, auch wenn Aufarbeitung bedeutet, dass wir uns ungeschönt unserer Vergangenheit stellen.
Ich sehe die Verbrechen und das schwere Versagen von Verantwortungsträgern in der Kirche von Würzburg. Für die Jahre des Schweigens, der Verleugnung und der Untätigkeit bitte ich um Entschuldigung – auch wenn ich ahne, dass viele dieser Bitte aus guten Gründen werden nicht entsprechen können.
Als Bischof von Würzburg erkenne ich die Schuld an, die Amtsträger unseres Bistums auf sich geladen haben und ich kündige an, dass wir als Bistum die notwendigen Konsequenzen aus dem Gutachten ziehen werden.
Da ich heute das Gutachten zum ersten Mal in der Hand halte, bitte ich Sie jedoch um Verständnis dafür, dass ich für das Bistum Würzburg erst nächste Woche in einer Pressekonferenz zu dem Gutachten werde Stellung nehmen können. Dort werde ich dann eine erste Einschätzung meinerseits zum Gutachten geben und die Schritte des weiteren Vorgehens skizzieren.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!“
(1525/0360; E-Mail voraus)
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