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Ein spürbarer Aufbruch

Jahresabschlusspredigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Silvesterabend, 31. Dezember 2005, im Würzburger Dom

Ein außergewöhnliches Jahr liegt hinter uns!

Katastrophen und kirchliche Höhepunkte in seltener Dichte haben uns herausgefordert: Da war zunächst die Tsunami-Katastrophe in den Anrainer-Staaten des Indischen Ozeans, dann aber auch der Hurrikan Katrina in Amerika und weitere ungewöhnliche Wirbelstürme. Die Frage, was durch menschliches Verschulden an Klimakatastrophen hervorgerufen wurde, bleibt und beschäftigt zunehmend Wissenschaftler und Politiker. Was aber an sündhaftem Verhalten Gott gegenüber Konsequenzen in unserem Leben hatte, bleibt uns verborgen. Dennoch dürfen wir feststellen, dass sich bei aller Not, die uns hautnah über die Medien vermittelt werden konnte, eine große Welle der Hilfsbereitschaft ergeben hat, die uns Mut machen kann. In unserem Bistum Würzburg wurden neben der Diözesanspende von 100.000 Euro 892 000 Euro für die Flutkatastrophe aufgebracht.

Beeindruckend war das in aller Öffentlichkeit miterlebbare Sterben von Papst Johannes Paul II. Im Alter von 84 Jahren nach 26-jährigem Pontifikat gab er am 2. April sein Leben in die guten Hände Gottes zurück. Die Welt hielt den Atem an. Vor allem junge Menschen – zirka zwei Millionen – reisten nach Rom und nahmen hautnah daran Anteil. In dem in unserem Dom ausgelegten Kondolenzbuch standen erschütternde Dankesbekundungen – nicht nur von Christen. Sinngemäß war dort zu lesen: „Du warst der Papst meiner Kindheit und Jugend – wie gut, dass Du es warst!“ Oder: „Als Du Dein Leben zurückgabst, wurde mir das meine neu geschenkt!“

Ähnlich teilnahmsvoll ging es bei der Wahl Papst Benedikt XVI. zu. Als am 19. April nach dem vierten Urnengang der 115 Kardinäle Joseph Kardinal Ratzinger gewählt wurde – nach 482 Jahren wieder ein deutscher Papst – brandete ihm, dem 78 Jährigen, weltweit breite Zustimmung entgegen. Die Kontinuität des Petrusamtes wurde beeindruckend sichtbar. Die Medienöffentlichkeit blieb ungebremst interessiert an diesen Vorgängen. Die Zahl der Audienzbesucher in Rom stieg nochmals gewaltig gegenüber den letzten Jahren.

Die Herzlichkeit, die den neuen 78-jährigen Papst in Köln beim Weltjugendtag im August umbrandete, verzauberte die Welt.

Welcher Segen ging von diesem XX. Weltjugendtag aus, der von Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen worden war. In unserem Bistum hatten wir zirka 2400 Jugendliche zu Gast. Mit 10.000 Jugendlichen aus aller Welt feierten wir auf den Mainwiesen eine herzerfrischende heilige Messe. Die Stadt Würzburg und unser Bistum wurden ebenso sichtbar davon geprägt, wie Köln und unser ganzes Land.

Junge Menschen auf der Suche nach Gott! „Wir sind gekommen, um IHN anzubeten“, lautete das Motto. Viele unserer Mitmenschen hatten es schon gar nicht mehr für möglich gehalten, dass so viele Jugendliche und junge Erwachsene so froh und doch ernsthaft ihren Glauben bezeugten. Es liegt jetzt auch bei uns, die Früchte dieser Tage einzusammeln und an unsere Jugend zu verteilen. Mir scheinen vier Konsequenzen angebracht zu sein: 1. Die jungen Leute brauchen Katechesen, damit sie mehr Glaubenswissen erlangen. 2. Sie brauchen Räume und Hilfen zur eucharistischen Anbetung. 3. Es gilt, das Bußsakrament als eine entscheidende Lebenshilfe wieder zu entdecken. 4. Die jungen Familien brauchen unsere besondere Aufmerksamkeit und Hilfe.

Das Jahr 2005 war das Jahr der Eucharistie. Vom Oktober 2004 bis zum Oktober dieses Jahres wurden neben zahlreichen päpstlichen Schreiben zur Eucharistie und der XI. Weltbischofssynode in Rom im vergangenen Oktober auch in unserem Bistum zahlreiche begleitende Maßnahmen durchgeführt. Erwähnt seien nur die entsprechenden acht Pastoraltagungen, die öffentliche Ringvorlesung in der Universität, die thematisch zugeordneten Besinnungstage, die Akademieveranstaltungen der Domschule, die Fastenpredigten, die Vorlagen zur eucharistischen Anbetung und nicht zuletzt die Neuordnung der Ewigen Anbetung in unserem Bistum – ein geistiger Blumenstrauß zur Verehrung der Gegenwart des Herrn im Allerheiligsten Altarssakrament. Möge er nicht verblühen!

In vielen Begegnungen mit Verbänden, Räten, Gruppen und geistlichen Gemeinschaften konnte ich bei Jung und Alt, in den Gemeinden anlässlich von Jubiläen und Altarweihen, Firmungen und Wallfahrten blühendes Glaubensleben erfahren. Und erst recht das Erlebnis der Kilianiwoche hat mich beglückt und ermutigt. Mehr als 14.000 Menschen aus den unterschiedlichsten Gruppen mit vielfältigem Engagement trafen sich am Grab der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan zu Gottesdiensten und zu froher Begegnung.

Die 8500 Sternsinger haben die Rekordsumme von 1.700.000 Euro gesammelt, für das Hilfswerk Misereor spendeten die Katholiken im Bistum im Jahr 2004 insgesamt 1.600.000 Euro. Die Pfingstkollekte für das Hilfswerk Renovabis ergab immerhin 270.000 Euro.

Verschiedenste Zentren wurden gründlich restauriert oder gar neu eröffnet: So konnte das Exerzitienhaus Himmelspforten, das Kolping-Center Mainfranken im Herzen Würzburgs, das Alters- und Pflege-Caritas-Marienheim in Würzburg und das Martinushaus in Aschaffenburg als Zentren des Glaubens und der Nächstenliebe gesegnet werden.

Aber auch die Beauftragungsfeiern der Pastoral- und Gemeindereferentinnen- und -referenten, und Religionslehrer machen Mut. Ich durfte elf Männer zu Ständigen Diakonen, insgesamt fünf Diakone auf dem Weg zum Priestertum weihen und vier Priesterweihen spenden. Die Frage der Berufungspastoral ist eine der herausfordernsten im kommenden Jahr.

Von Herzen dankbar bin ich allen Frauen und Männern, die sich hauptberuflich oder auch ehrenamtlich kirchlich engagieren. Die Hilfe eines jeden einzelnen ist unentbehrlich!

Froh bin ich über die ökumenischen Kontakte, sowohl die persönlichen als auch die offiziellen. Es konnten neue kirchliche Gemeinschaften zur Mitarbeit gewonnen werden und gemeinsame Gottesdienste und Aktionen durchgeführt werden – wie den Marsch gegen Fremdenhass. Im nächsten Jahr sollen weitere sichtbare Zeichen gesetzt werden – zum Beispiel mit der ökumenischen Wallfahrt zum Kreuzberg.

Dankbar bin ich auch für den ausgeglichenen kirchlichen Haushalt. Gerade wenn ich höre und lese wie in anderen deutschen Bistümern gespart werden muss, bin ich froh über die in Würzburg schon seit Jahren erfolgten Sparmaßnahmen. Dabei wurde und wird aber auch nicht nur an unsere Aufgaben und Belange gedacht, sondern geholfen, wo wir helfen können.

Leider liegen mir noch nicht abschließende Zahlen für das Jahr 2005 vor.

Dennoch darf ich sagen, dass im Jahre 2004 von den zirka 864.000 Katholiken in unserem Bistum durchschnittlich sonntags regelmäßig 20 Prozent zur Kirche gingen.

Erfreulicherweise sind die Kirchenaustritte von 2992 im Jahre 2003, über 2633 im Jahre 2004, auf 2048 im Jahre 2005 zurückgegangen. Dennoch ist es mehr als betrüblich, dass so viele Menschen die Kirche verlassen. Es darf uns nicht ruhen lassen. Jeder einzelne Mensch ist wichtig.

Die Zahl der Konversionen ist zurückgegangen: 2003 waren es 149, 2004 noch 99, und bis zum 1. November dieses Jahres waren es 57. Auch die Zahl der Wiederaufnahmen ging – wenn auch leicht – zurück: 2003 waren es 175, 2004 noch 161 und bis zum 1. November 2005 waren es 144.

Beunruhigend ist das Verhältnis von Wiegen und Bahren: Während 2004 6082 Kinder getauft wurden, wurden im gleichen Zeitraum 8775 Menschen beerdigt. Etwa ein Viertel mehr Bestattungen als Taufen!

Liebe Schwestern und Brüder!

Der in diesem Jahr spürbare Ruck, der durch unsere Gesellschaft gegangen ist – ich denke nicht nur an die Präsenz der Kirche in den Medien, sondern auch an die Rückbesinnung auf das vor 40 Jahren zu Ende gegangene Konzil, an die gesamtdeutsche Synode, besser bekannt unter Würzburger Synode, vor 30 Jahren, an die Gedenkfeiern zur Zerstörung Würzburgs – dieser spürbare Aufbruch muss fruchtbar fortgeführt werden. Die Pfarrgemeinderatswahlen am 12. März 2006 sind eine wichtige Grundlage für die Zukunft.

Die in der Pfingstwoche geplante Familienwallfahrt nach Lourdes wird hoffentlich zu einem großen Erlebnis aller Wallfahrer und zu einer wichtigen Quelle der Lebensfreude in unseren Familien.

So möchte ich am Ende dieses Jahres Gott danken für alles, was Er uns geschenkt hat. Er ist und bleibt der Herr der Kirche. Auf Ihn dürfen wir zu jeder Zeit vertrauen. Möge uns die Gottesmutter, die als Patronin Frankens hier so sichtbar und spürbar verehrt wird, uns helfend begleiten, damit auch der Leitgedanke – eine Einladung Jesu an suchende Menschen – unter den ich meine Arbeit im kommenden Jahr stellen möchte, für alle zum Segen wird: „Komm und sieh!“ Amen.

(102 Zeilen/0106/0034)