Würzburg (POW) „Haben wir Mut, unsere je eigene Berufung anzunehmen, damit wir so mithelfen, dass Gottes Barmherzigkeit auch in diesen Tagen sichtbar wird.“ Dazu hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Pontifikalgottesdienst am Samstagnachmittag, 26. August, vor rund 110 Gläubigen in der Würzburger Pfarrkirche Stift Haug aufgerufen. Der Gottesdienst wurde im Rahmen des 20. Internationalen und interkonfessionellen Ordenskongresses (CIR) gefeiert, der seit Donnerstag, 24. August, bei der Communität Casteller Ring auf dem Schwanberg stattfindet. Noch bis Dienstag, 29. August, befassen sich die rund 60 Kongressteilnehmer aus verschiedenen Ordensgemeinschaften mit dem Thema „Wie kann das Ordensleben zu einer Erneuerung der Kirche beitragen?“. Bischof Hofmann begrüßte die Gläubigen auf Deutsch und Englisch. Auch Teile der Feier wurden auf Englisch und Französisch gestaltet. „Es ist wichtig, dass der Frieden von der Kirche in die ganze Welt hinausgeht“, betonte der Bischof.
„Wir alle erleben schmerzlich, wie die Glaubwürdigkeit der Kirche zunehmend abnimmt, und das gilt für alle Konfessionen“, sagte Bischof Hofmann in seiner Predigt. „Wie können wir glaubwürdig dem Auftrag Jesu entsprechen und neue Faszination für ihn erreichen?“ Papst Franziskus habe die heutige Kirche als „Feldlazarett“ bezeichnet. Er verweise damit nicht auf eine neue Kirche, wohl aber auf eine erneuerte. „Wenn er sagt, dass wir Mut haben sollen, dass die Karosserie der Kirche bei ihrem helfenden Engagement auch Beulen bekommt, dann hat er die Kirche vor Augen, die im Zweiten Vatikanischen Konzil ausgefaltet wird“, sagte Bischof Hofmann. Dort gehe es um das Bild vom wandernden Gottesvolk in der Wüste. „Ist das nicht geradezu für unsere Zeit, die oft als postfaktisch bezeichnet wird, ein treffendes Bild?“
Papst Franziskus habe zudem betont, dass das Volk Gottes insgesamt, das heißt mit allen Getauften, nicht nur „Objekt der pastoralen Bemühungen“ sei, sondern „selbst Subjekt der Evangelisierung“. Damit komme ein Aspekt ins Blickfeld, der die Pastoral der Zukunft deutlich verändern werde. „Gilt diese Sicht nicht in besonderem Maße auch für die Orden und Ordensgemeinschaften?“, sagte Bischof Hofmann. In seinem Brief vom 25. Januar dieses Jahres an alle aktiven Christen in den Pfarreien im Bistum Würzburg habe er genau dies im Blick auf die Pastoral der Zukunft entfaltet. Der heilige Paulus habe mit der Vorstellung der Kirche als Leib Christi eine Sicht von Kirche eingebracht, die auf die verschiedenen und vielfältigen Geistesgaben verweise, die den einzelnen Gliedern zum Wohl des ganzen Leibes geschenkt seien, dessen Haupt Christus selbst sei.
„Wir erleben zurzeit neben Glaubens- und damit auch Mitgliederschwund einen starken Rückgang von Priester- und Ordensberufen“, fuhr der Bischof fort. Bei aller berechtigten Betonung der Bedeutung aller Getauften bleibe doch die besondere Nachfolge Jesu als Ordensleute oder Priester unverzichtbar. „Jetzt schon bedauern wir schmerzlich den Mangel an Priesterberufen und die Aufgabe kleiner Ordenskommunitäten. Wie oft bemerke ich den Schmerz der betroffenen Gemeinden, die schon das Bewusstsein der anwesenden betenden Ordensgemeinschaften und dann auch deren tätige Nächstenliebe froh und dankbar geschätzt haben und merken, welchen Verlust sie erleiden.“ Auch eine ganz im Verborgenen lebende Gemeinschaft wie zum Beispiel die Karmelitinnen sei ein „ungeheurer Schatz im Leib der Kirche“, betonte Bischof Hofmann.
„Wir brauchen nicht auf Erfolge zu schielen, wir müssen einfach nur die Aufgabe Jesu wahrnehmen“, fuhr der Bischof fort. Nächstenliebe sei das Mittel, um die Menschen zu erreichen. Die Kirchengründung auf den schwachen Schultern Petri lasse immer wieder hinter aller sichtbaren Gefährdung und Brüchigkeit das lebhafte Engagement Gottes erfahren, ermutigte der Bischof. „Alle, die sich im Bewusstsein der eigenen Schwäche Gottes Lebensführung anvertrauen, machen die Erfahrung, dass Gottes Wirksamkeit gerade durch unsere Schwäche hindurch kraftvoll aufleuchtet.“
sti (POW)
(3517/0909; E-Mail voraus)
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