Würzburg (POW) Mit dem Ständigen Diakonat sei „ein verborgener Schatz aus der langen Geschichte der Kirche“ wieder gehoben worden. Das hat Bischof Dr. Franz Jung beim Pontifikalgottesdienst zum Jubiläum „50 Jahre Ständiger Diakonat im Bistum Würzburg“ am Samstag, 26. März, im Würzburger Kiliansdom gesagt. Er sei froh, dass die Kirche den uralten Dienst des Diakons vor 50 Jahren neu entdeckt habe, und dankbar, dass man Diakone gefunden habe, die heute das Leben in den Gemeinden bereichern. Es konzelebrierten Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran und Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge. Fast 130 Personen feierten den Gottesdienst unter den aktuellen Coronaschutzvorschriften mit. Das Jubiläum steht unter dem Motto „Ein Herz für die Menschen“. Die Feier wurde im Internet sowie auf dem YouTube-Kanal des Bistums übertragen.
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Der Satz aus dem Matthäusevangelium „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ lade dazu ein, darüber nachzudenken, wo die eigene Lebensquelle, der eigene Lebensinhalt zu finden sei, sagte Bischof Jung in seiner Predigt. Mit dem Diakonat habe die Kirche wiederentdeckt, wo ihr Herz schlägt und wofür ihr Herz schlagen müsse. Der Diakonat sei dabei keine „Durchgangsstufe“ zu den „höheren Weihen“, sondern eine Form der Christusrepräsentation eigenen Rechts und eigener Würde innerhalb des dreigliedrigen Amts der Kirche, betonte der Bischof.
Der Diakon sei an den Rändern zu finden, um die Gläubigen zu ermutigen, über sich hinauszuwachsen und den leidenden Christus in den leidenden Schwestern und Brüdern zu erkennen. Die Verbindung von geistlichem Dienst und Zivilberuf könne dabei eine wertvolle Hilfe sein, erklärte der Bischof weiter: „Durch die doppelte Beheimatung in Kirche und Berufswelt werden einem nicht selten die Augen geöffnet für die Systemzwänge und ökonomischen Herausforderungen in den Behörden, Betrieben und Industrieunternehmen.“ Der Ausdruck „Diakon in und mit Zivilberuf“ erinnere daran, dass die diakonische Dimension des eigenen Tuns nicht auf das Wochenende beschränkt bleibe. „Diakon ist man als dem Herrn Geweihter immer. Die Herausforderung besteht darin, Alltag und geistliches Leben miteinander zu verbinden.“ Hier könne das Stundengebet eine wertvolle Hilfe sein.
Der Krieg in der Ukraine zwinge viele Menschen zur Flucht, fuhr Bischof Jung fort. Es freue ihn, dass die Kooperation mit den Gemeinden und der Caritas so gut funktioniere und die helfenden Netzwerke der vergangenen Jahre erfolgreich wieder aktiviert werden konnten. Der Diakon habe hier die Aufgabe, das Potential in den Gemeinden abzurufen und Menschen dazu zu befähigen, gut ihren Dienst zu tun; zum anderen habe er dafür Sorge zu tragen, dass die Kirche nicht zu einer wohltätigen Nicht-Regierungsorganisation (NGO) verkomme. „Kirche ist nicht einfach ein Wohlfahrtskonzern oder ein sozialer Dienstleister. Sie ist immer mehr und will mehr sein“, betonte der Bischof. Gerate Christus aus dem Blick, falle man in die rein organisatorische Logik zurück und setze nur noch auf das finanziell Machbare. „Christus immer bei uns zu haben, ist die Herausforderung.“
Zu den vielfältigen Bedrängnissen der Kirche gehöre der Rückgang der hauptamtlich Seelsorgenden. „Immer wieder höre ich die Klage auch der Diakone, dass sich in dieser Situation das eigene Profil verunklare.“ Er könne diese Klage gut nachvollziehen, sagte der Bischof. Angesichts des Personalengpasses fielen den Seelsorgenden viele Aufgaben zu – von Leitung und Organisation über den liturgischen Dienst bis hin zu sozial-caritativen Tätigkeiten und katechetischer Unterweisung. „Ich rate dazu, sich nicht in Abgrenzungsdiskussionen zu ergehen. Es geht darum, sich auf das eigene Charisma zu besinnen, dass so reich an unterschiedlichen Facetten ist wie das Leben selbst.“ Im Zusammenspiel der Teams in den Pastoralen Räumen eröffne sich die Möglichkeit des oftmals geforderten charismen-orientierten Einsatzes jenseits eng umschriebener Aufgabenfelder. Der Bischof formulierte die Hoffnung, dass durch den „beherzten Einsatz in den unterschiedlichsten Feldern der Seelsorge auch heute neue Diakone gewonnen werden können“.
Papst Benedikt XVI. sehe die Herzensbildung als Lebensaufgabe und Voraussetzung für den diakonischen Dienst. „Herzensbildung heißt vor allem die Fähigkeit, Liebe zu schenken.“ Die Ehen und Familien der Ständigen Diakone seien „Schulen der Herzensbildung“, erläuterte der Bischof. „Wenn Diakone mit einem gewissen Recht ,Viri Probati‘ genannt werden dürfen, dann auch deshalb, weil sie sich bewährt haben in Beruf und Familie.“ Bischof Jung dankte allen Ehefrauen für ihre Bereitschaft, die Aufgabe ihres Mannes zu akzeptieren, mitzutragen und Freiraum dafür zu eröffnen. Er sprach die Hoffnung aus, dass geistlicher Dienst und Familienleben einander bereichern. Das „Herz aus Stein“ sei eine reale Gefahr. Verletzungen führten dazu, dass man innerlich verhärte, Leistungsdruck und Überforderung machten fühllos gegen sich selbst und gegen andere, auch im geistlichen Dienst. „Herzensbildung ist im Letzten nichts anderes als die große Gabenbereitung des eigenen Lebens“, sagte Bischof Jung. Gott liebe einen fröhlichen Geber, der nicht aus Zwang oder in Verdrossenheit gibt, sondern mit einem bereiten und frohen Herzen. „Dann darf er gewiss sein, dass sein Dienst Frucht trägt und zum Aufbau der Gemeinde als dienender und großherziger Gemeinde beiträgt. Das wünsche ich Ihnen allen an Ihrem heutigen Festtag.“
Mit dieser Feier wolle man große Freude und Dank ausdrücken, hatte Diakon Michael Völker, stellvertretender Diözesansprecher der Ständigen Diakone, vor Beginn des Gottesdienstes gesagt. Aufgrund der Coronapandemie seien viele Mitbrüder und ihre Familien gezwungen, der Feier fernzubleiben. „Mit ihnen und mit allen, die nicht nach Würzburg kommen konnten, fühlen wir uns in dieser großen Gebetsgemeinschaft verbunden.“
„Wir danken Gott, dass er in den vergangenen 50 Jahren mehr als 200 Männer aus unserer Diözese in den Dienst als Ständiger Diakon berufen hat“, sagte Diakon Peter Hartlaub, Diözesansprecher der Ständigen Diakone. Er dankte zudem für die Unterstützung, welche die Ständigen Diakone seit 50 Jahren in ihrem Dienst erfahren, und allen, die zum Gelingen des Jubiläumsgottesdiensts beigetragen haben. Jeder Regionalkreis erhalte ein Exemplar der Dankeskerze, die im Altarraum aufgestellt war, „damit wir uns miteinander verbinden und Gemeinschaft erleben, wenn wir in unserem Kreis diese Kerze entzünden. Wir Christinnen und Christen, wir Diakone haben ein Herz für die Menschen, weil Gott ein Herz für die Menschen hat."
Diözesanmusikdirektor Gregor Frede begleitete den Gottesdienst an der Orgel. An den Ausgängen wurden Lebkuchenherzen mit dem Jubiläumsmotto verteilt. Im Bistum Würzburg gibt es aktuell 202 Ständige Diakone.
Unterstützung für Projekte in den Bistümern Würzburg, Mbinga und Óbidos
Anlässlich ihres Jubiläums unterstützen die Ständigen Diakone im Bistum Würzburg mit der Kollekte sowie Spenden drei Projekte: das Projekt „Eine Kuh für Mbinga“ im Partnerbistum Mbinga in Tansania, eine Baumpflanzaktion im Amazonasgebiet im Partnerbistum Óbidos in Brasilien sowie das Projekt „Sprachförderangebot für (alleinerziehende) Mütter mit Fluchterleben“ der Don-Bosco Berufsschule Würzburg. Spendenkonto für das „Kuhprojekt“ beziehungsweise „Baumpflanzprojekt“: Diözese Würzburg KdöR, Liga Bank, IBAN DE67 7509 0300 0003 0000 01, BIC GENODEF1M05. Spendenkonto für das Projekt „Sprachförderung – Berufsintegration“: Förderkreis Don Bosco Berufsschule, IBAN DE82 7509 0300 0103 0047 91, BIC GENODEF1M05.
sti (POW)
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