Würzburg (POW) Ein Besprechungsraum im Kilianeum-Haus der Jugend in Würzburg trägt nun den Namen des Widerstandskämpfers Ludwig Altenhöfer (1921-1974). Domkapitular Christoph Warmuth, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, segnete am Donnerstag, 18. Januar, den „Ludwig-Altenhöfer-Raum“ sowie ein von Altenhöfer geschaffenes Kreuz. Warmuth erbat Gottes Beistand für den Raum und die Menschen, die dort zusammenkommen, „damit sie etwas von der Menschlichkeit erfahren, die Ludwig Altenhöfer und viele andere vorgelebt haben und selbst etwas davon aufgreifen und mit Leben erfüllen“.
Altenhöfer sei ein „hochpolitischer Mensch“ gewesen, der seiner Überzeugung Hand und Fuß verliehen habe, betonte Warmuth. „Es ist ein schöner Gedanke, dass dieser Raum nun seinen Namen trägt.“ Zusammen mit Oskar Neisinger und Kaplan Fritz Bauer habe Altenhöfer die Arbeit der „Grünen Gruppe“ geprägt, sagte Simon Müller-Pein, Geschäftsführer des Kilianeums-Haus der Jugend. Er freue sich, dass das Kruzifix nun einen Raum gefunden habe, wo es wirken könne. „Wir haben uns für dieses Stockwerk entschieden, weil hier verschiedene Bereiche der Seelsorge zusammenkommen – Jugend, Familien und Senioren“, erklärte Müller-Pein. Theresa Kessler überbrachte die guten Wünsche der Mitarbeitervertretung (MAV) des Bischöflichen Ordinariats Würzburg. Mit Blick auf die Funktion des Raums als Besprechungsraum betonte sie, wie wichtig Gespräche zwischen den verschiedenen Gruppen im Kilianeum seien.
Das Kreuz ist eine Leihgabe des Heimbauvereins Franken, einer Gemeinschaft des Bunds Neudeutschland, kurz „ND – Christ sein heute“. Zweiter Vorsitzender Dr. Manfred Rumpel erklärte, wie die Verbindung zum Kilianeum zustande kam. Altenhöfer habe das Kruzifix an Dr. Franz Mahr (1907-2000) vermacht, zuletzt Kurseelsorger in Bad Kissingen und in den 1950er Jahren geistlicher Leiter der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ), ursprünglich ein Jugendverband des ND. Mahr wiederum habe das Kreuz an den Heimbauverein Franken vermacht. „Wir haben gesagt, dass dieses Kreuz zur Jugend gehört“, sagte Rumpel. Deshalb habe man sich entschlossen, das Kreuz dem Kilianeum anzubieten.
Zur Person: Ludwig Altenhöfer
Ludwig Altenhöfer wurde 1921 in Würzburg geboren. Mit zu kurzen Beinen, war er von Kindheit an auf einen Rollstuhl angewiesen. Schon als Schüler beobachtete der katholisch erzogene Knabe kritisch die politische Entwicklung. Ab 1932 war er Mitglied im Katholischen Jungmännerverband. Darüber hinaus engagierte er sich in der Gebetsgruppe „Stella Matutina“ des Alten Gymnasiums. Nur zum Schein bemühte er sich um eine Aufnahme in die Hitlerjugend, die dieses Gesuch aber wegen seiner Behinderung ablehnte. Trotz seines körperlichen Gebrechens war er bei allen Widerstandsaktivitäten maßgeblich beteiligt, zum Beispiel bei der Protestaktion gegen die Schließung der Abtei Münsterschwarzach, die er in seinem Roman „Aktion Grün“ ausführlich beschrieben hat. Seine Beteiligung an der Kundgebung vor dem Bischofspalais zum Bistumsjubiläum 1941 brachte ihm einige Tage Haft ein. Auch nach 1945 blieb Altenhöfer aktiv: Er arbeitete als Schriftsteller, Journalist, Künstler und Verlagsleiter und ist Gründungsmitglied der CSU. Von 1962 bis 1970 saß er im unterfränkischen Bezirkstag. Von 1972 bis zu seinem Tod im Jahr 1974 war Altenhöfer Landtagsabgeordneter.
sti (POW)
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