Würzburg (POW) Am 1. Dezember 1924 ist Matthias Ehrenfried zum Bischof von Würzburg geweiht worden. Seine Ernennung markierte nicht nur das Ende einer langen und schwierigen Übergangsphase im Bistum Würzburg. 1920 war es notwendig geworden, dass der Bamberger Erzbischof Jakobus von Hauck wegen der Erkrankung von Bischof Ferdinand von Schlör die Administration des Nachbarbistums übernahm. Die Ernennung Ehrenfrieds war auch der Beginn einer Ära, in der der Einfluss Roms und die Prinzipien der katholischen Kirche in Bayern neu definiert wurden. „Die Ereignisse, die zur Wahl Ehrenfrieds führten, offenbaren nicht nur kirchenpolitische Strategien, sondern auch die Spannungen innerhalb der katholischen Kirche der Weimarer Republik“, sagt Professor em. Wolfgang Weiß, langjähriger Professor für Fränkische Kirchengeschichte an der Universität Würzburg.
Nach dem Tod des Würzburger Bischofs Ferdinand Schlör im Juni 1924 war die Neubesetzung des Bischofsstuhls dringend notwendig. Trotz des frisch von den Bevollmächtigten unterzeichneten, allerdings noch nicht ratifizierten Bayerischen Konkordats, das die Ernennung neuer Bischöfe regelte, war das Verfahren in der Praxis politisch und kirchlich stark umkämpft. Eugenio Pacelli, der damalige Nuntius und spätere Papst Pius XII., entschied sich aufgrund der Unsicherheiten hinsichtlich der parlamentarischen Zustimmung des Konkordats durch den bayerischen Landtag für ein Sonderverfahren.
„Pacelli, der als exzellenter Taktiker galt, beriet sich mit bayerischen Kirchenführern und setzte auf Matthias Ehrenfried, einen Eichstätter Professor und ehemaligen Redakteur kirchlicher Zeitschriften. Ehrenfrieds Verbindung zur Bayerischen Volkspartei (BVP) und seine Nähe zu römischen Prinzipien machten ihn zum idealen Kandidaten, der sowohl den Anforderungen der Diözese als auch den Erwartungen Roms entsprach“, sagt Weiß. Von Anfang an sei das Amtsverständnis des 1871 im mittelfränkischen Absberg geborenen Geistlichen klar gewesen: uneingeschränkte Treue zum Papst und der Einsatz für einen disziplinierten, gehorsamen Klerus.
In seinem ersten Hirtenbrief von 1925 habe der Würzburger Bischof die Schwerpunkte seiner Arbeit dargelegt: die „Ausbreitung des Reiches Gottes“ nach innen und außen. „Für ihn standen der Aufbau eines starken, gläubigen Klerus und die Sicherung katholischer Werte im öffentlichen und privaten Leben an oberster Stelle.“
Ehrenfried investierte in die Bildung künftiger Priester. Durch die Gründung des Philosophenheims „Marianum“ und eines zweiten Knabenseminars Kilianeum in Miltenberg sorgte er dafür, dass angehende Geistliche eine durchgängige und kontrollierte Ausbildung erhielten. Als überzeugter Verfechter eines politischen Katholizismus habe Ehrenfried zudem großen Wert auf die Stärkung katholischer Vereine und die Pflege von Traditionen gelegt. „Besonders in den Konflikten mit der NS-Ideologie zeigte sich sein Beharren auf der universalen Autorität der Kirche. Er hielt an der konfessionellen Schule und katholischen Presse fest, auch wenn dies zu Verhaftungen von Geistlichen führte.“ Ehrenfried sei sich bewusst gewesen, dass die Kirche in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft ihre Stellung behaupten musste, indem sie unter konsequentem Festhalten an ihren Grundsätzen auf das Gemeinwohl einwirkte, erklärt der Kirchenhistoriker.
Trotz seines Widerstands gegen die Nationalsozialisten und seines Fokus auf die Bewahrung kirchlicher Institutionen bleibe Ehrenfrieds Schweigen zum Holocaust irritierend. „Er thematisierte zwar moralische Missstände, vermied es jedoch, explizit auf den millionenfachen Mord an Juden einzugehen“, sagt Weiß.
Nach 1945 habe Ehrenfried auf das Anknüpfen an die Verhältnisse vor 1933 gesetzt und erneut die zentrale Rolle der Kirche im politischen und gesellschaftlichen Leben betont. Sein Hirtenbrief „Zur neuen Zeit“ von 1945 steht laut Weiß symbolisch für seinen unerschütterlichen Glauben an die Stärke der katholischen Kirche. „Bis zu seinem Tod 1948 blieb er ein prägender Akteur im kirchlichen und politischen Leben Würzburgs.“
mh (POW)
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