Würzburg (POW) Ein „Highlight“ ökumenischer Anstrengungen steht nach den Worten des Ökumenereferenten der Diözese Würzburg, Dr. Petro Müller, am Sonntag, 29. April, in Magdeburg an: Erstmals und offiziell unterzeichnen Vertreter von elf verschiedenen Kirchen in Deutschland eine wechselseitige Anerkennung des Sakraments der Taufe. Damit sprechen sie sich gegenseitig die gleiche Basis im Grundsakrament der Taufe zu: „Wer dieses Sakrament empfängt und im Glauben Gottes Liebe bejaht, wird mit Christus und zugleich mit seinem Volk aller Zeiten und Orte vereint“, heißt es in der Erklärung. Die Taufe wird deutlich als „Zeichen der Einheit aller Christen“, denn die Verbindung mit Jesus Christus drückt eine Gemeinschaft unter seiner gewünschten Einheit aus.
Die unterzeichnenden Kirchen erklären somit, dass sie trotz verschiedener Verständnisse von Kirche ein Grundeinverständnis über das Sakrament der Taufe haben. Gegenseitig erkennt man alle mit der trinitarischen Formel – auf den „Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ – und durch Untertauchen oder Übergießen gespendeten Taufen an. „Auch der gemeinsame Aufruf, zur Einheit zu finden – im Rückgriff auf das Lima-Dokument von 1982 – und diese als sichtbare Einheit zu verstehen, ist ein deutliches ökumenisches Signal“, betont Müller. Der Ort der Unterzeichnung scheine bewusst gewählt: Im Magdeburger Dom steht der älteste Taufstein auf deutschem Boden, der zudem noch aus antikem ägyptischen Porphyr der Römerzeit gearbeitet ist. Man blicke sozusagen symbolisch auf die Einheit der Kirche vor den großen Spaltungen zurück.
Folgende Kirchen haben diesem gemeinsamen Text zugestimmt: Äthiopisch-Orthodoxe Kirche, Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler Gemeinden in Deutschland, Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche in Deutschland, Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen, Evangelische Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine, Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Evangelisch-methodistische Kirche, Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland, Orthodoxe Kirche in Deutschland, Römisch-Katholische Kirche und Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche.
Seit über 30 Jahren gibt es in Deutschland einzelne regionale Vereinbarungen zwischen Gliedkirchen der EKD und römisch-katholischen Diözesen zur wechselseitigen Anerkennung der Taufe. Eine Vereinbarung auf der Ebene der EKD oder der Deutschen Bischofskonferenz gab es bisher nicht. Im Mai 2002 ging vom Präsidenten des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, Walter Kardinal Kasper, die Initiative aus, sich in den Bischofskonferenzen mit dem Thema Taufe und mit der ökumenischen Bedeutung der wechselseitigen Anerkennung der Taufe zu beschäftigen und zwischen den Kirchen entsprechende Vereinbarungen zu unterzeichnen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat diese Initiative aus Rom aufgenommen und vorgeschlagen, die wechselseitige Taufanerkennung für den gesamten Bereich der Deutschen Bischofskonferenz und der EKD anzustreben. Eine Arbeitsgruppe, der auch Vertreter der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland (KOKiD), der Evangelisch-methodistischen Kirche (zugleich für weitere Freikirchen) und der Altkatholiken (zugleich für die Anglikanische Kirche) angehörten, erarbeitete einen Text, dem der Rat der EKD und der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz zugestimmt haben.
Der Text der Taufanerkennung lautet:
Jesus Christus ist unser Heil. Durch ihn hat Gott die Gottesferne des Sünders überwunden (Römer 5,10), um uns zu Söhnen und Töchtern Gottes zu machen. Als Teilhabe am Geheimnis von Christi Tod und Auferstehung bedeutet die Taufe Neugeburt in Jesus Christus. Wer dieses Sakrament empfängt und im Glauben Gottes Liebe bejaht, wird mit Christus und zugleich mit seinem Volk aller Zeiten und Orte vereint. Als ein Zeichen der Einheit aller Christen verbindet die Taufe mit Jesus Christus, dem Fundament dieser Einheit. Trotz Unterschieden im Verständnis von Kirche besteht zwischen uns ein Grundeinverständnis über die Taufe. Deshalb erkennen wir jede nach dem Auftrag Jesu im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes mit der Zeichenhandlung des Untertauchens im Wasser bzw. des Übergießens mit Wasser vollzogene Taufe an und freuen uns über jeden Menschen, der getauft wird. Diese wechselseitige Anerkennung der Taufe ist Ausdruck des in Jesus Christus gründenden Bandes der Einheit (Epheser 4,4-6). Die so vollzogene Taufe ist einmalig und unwiederholbar. Wir bekennen mit dem Dokument von Lima: Unsere eine Taufe in Christus ist „ein Ruf an die Kirchen, ihre Trennungen zu überwinden und ihre Gemeinschaft sichtbar zu manifestieren“ (Konvergenzerklärungen der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen, Taufe, Nr. 6).
(1707/0650)