Würzburg/Castel Gandolfo (POW) Mit einem klingenden Geschenk gratuliert das Bistum Würzburg am Mittwoch, 26. September, Papst Benedikt XVI. nachträglich zu dessen 85. Geburtstag. Wie sich die Würzburger Dommusik auf das Ereignis vorbereitet und was die musikalischen Herausforderungen sind, erläutert Domkapellmeister Professor Martin Berger im folgenden Interview.
POW: Herr Domkapellmeister Berger, am 26. September führen Sie mit der Würzburger Dommusik die Kirchenoper „Augustinus – ein klingendes Mosaik“ von Winfried Böhm und Wilfried Hiller in Castel Gandolfo vor Papst Benedikt XVI. auf. Sind Sie schon nervös?
Domkapellmeister Professor Martin Berger: Nein, eher konzentriert. Wir vertreten ja vor dem Papst unser ganzes Bistum und das soll dann ja auch wirklich gut werden. Wir haben uns sehr gefreut, dass unser Bistum auf Anregung von Bischof Friedhelm dem Heiligen Vater Musik zum Geburtstag schenken möchte und dass uns die Ehre zukommt, diese Idee umzusetzen. Benedikt XVI. ist ja ein großer Musikliebhaber und ein ausgezeichneter Kenner des heiligen Augustinus. Ich bin gespannt, wie ihm ein zeitgenössisches Werk gefällt, denn die zeitgenössische Kirchenmusik spielt ja sonst in Rom eine eher untergeordnete Rolle.
POW: Wie weit sind Sie mit den Proben?
Berger: Zunächst stecken wir jetzt hauptsächlich in der Organisationsarbeit, denn solch ein Ereignis muss sehr gut geplant sein. Der Kammerchor hat die Noten über die Ferien zu Hause, ebenso die Instrumentalisten und Solisten. Jaromir Müller, einer unserer Domsingknaben, der den Sohn des heiligen Augustinus singt, hat über die Ferien weiter Unterricht bekommen. Für die Produktion haben wir dann vom 21.bis zum 23. September eine Kompaktarbeitsphase. Am 23. September um 17 Uhr spielen wir das Werk in der Würzburger Pfarrkirche Sankt Adalbero, damit auch die Allgemeinheit erleben kann, was ihr Bistum dem Heiligen Vater schenkt.
POW: Was ist musikalisch die größte Herausforderung des Stücks?
Berger: Es ist ein zeitgenössisches Werk mit ungewöhnlicher Besetzung, es gibt kein klassisches Orchester, sondern eine Vielzahl von solistisch auftretenden Instrumenten. Es ist sehr rhapsodisch geschrieben, das heißt, es gibt keine Arien, Chöre oder großen melodischen Bögen, wie man es von klassischen Oratorien kennt. Das Werk besteht aus unterschiedlichen Klang- und Textfacetten. Hiller nennt sein Stück ja auch „ein klingendes Mosaik“ und das zeigt die Schwierigkeit. Wie bei einem Mosaik müssen sehr viele kleine Teile genau zusammenpassen, damit sich für den Hörer ein schlüssiges Bild ergibt. Dazu müssen wir von zwei Bühnen aus musizieren, die an unterschiedlichen Orten der Kirche stehen werden.
POW: So viele Sänger, Instrumentalisten und Musikinstrumente zu transportieren ist sicherlich kein alltägliches Unterfangen. Wie organisieren Sie die Logistik?
Berger: Es ist wirklich ein sehr großes Unterfangen und die Zeit dafür ist sehr knapp. Die Umsetzung funktioniert vor allem dank meiner Mitarbeiterin Franziska Weidner, die Enormes leistet, weil sie krankheitsbedingt das Büro der Dommusik gerade alleine managen muss. Ein gutes Team ist immer ein Glücksfall. Nun haben wir ja in der Vergangenheit schon einige große Dinge unternommen, auf diese Erfahrung können wir natürlich zurückgreifen. In die Organisation eingebunden sind auch Domkapitular Dr. Stefan Rambacher als Sekretär des Domkapitels und das Sekretariat unseres Bischofs. Das ist sehr hilfreich, denn auch hier wird sehr viel geleistet. In Rom selbst arbeiten wir mit einem professionellen Konzertveranstalter und natürlich der päpstlichen Präfektur. Die arbeitet hochprofessionell, denn dort hat man natürlich Erfahrungen mit großen Veranstaltungen für den Heiligen Vater – und davon profitieren wir sehr.
POW: Wie lässt sich ein Konzert für den Papst für die Dommusik und Sie als Kirchenmusiker eigentlich noch übertreffen?
Berger: Für den Papst zu singen ist natürlich immer etwas Besonderes. Wir hatten ja bereits die große Ehre, im Jahr 2005 den Abschlussgottesdienst des Kölner Weltjugendtages für den Heiligen Vater zu gestalten. Aber im Prinzip ist es für uns nicht anders als bei jedem Konzert und bei jedem Gottesdienst: Wir versuchen wie immer, die Menschen, die uns zuhören, zu erreichen und für die Inhalte geistlicher Musik zu sensibilisieren. Und letztlich musiziert ein Kirchenmusiker nicht nur zur Freude der Menschen, sondern immer auch zur Ehre Gottes.
(3612/0917; E-Mail voraus)
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