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Einblicke in die Vergangenheit

Ausstellung in Wombach zeigt rund 300 Sterbebildchen – Zeitraum von 1893 bis 1965 – Bilder wecken Erinnerung an die Geschichten zu den Menschen

Lohr-Wombach (POW) Der Obergefreite Adelbert Siegler, ein verheirateter Familienvater, fiel am 15. März 1944 mit 31 Jahren in Russland. „Ruhe sanft in fremder Erde!“ ist auf seinem Sterbebildchen zu lesen. Eva Franziska Hettinger, gestorben 1898 im hohen Alter von 85 Jahren, wiederum blieb ihren Mitbürgern als eine „wohlachtbare Frau“ in Erinnerung. Der Waldaufseher Jakob Roth war zudem Ehrenbürger der Gemeinde Wombach, ist auf seinem Sterbebildchen aus dem Jahr 1959 ersichtlich. Noch bis 30. November ist in der Kirche Sankt Peter und Paul in Wombach eine Ausstellung mit rund 300 Sterbebildchen aus der Zeit von 1893 bis 1965 zu sehen. Es sind Menschen, die aus Wombach stammen oder einst hier gelebt haben, erklärt Gerd Walter. Gemeinsam mit Karl-Heinz Schroll ist er im Pfarrgemeinderat unter anderem für die Geschichte der Pfarrei zuständig.

Als Ausstellungsfläche dienen die Kirchenbänke und einige Tische. Walter hat alle Bildchen kopiert, in Schutzhüllen verpackt und nach Jahrzehnten geordnet. „Ich wollte nicht, dass die Originale beschädigt werden oder verloren gehen“, erklärt er. Die Ausstellungsstücke stammen ausnahmslos aus Privatbesitz. Auf einen Aufruf hin meldeten sich mehrere Bürger, darunter auch Sammler, und stellten ihre Bilder zur Verfügung. Bereits vor zwei Jahren war in Wombach eine Ausstellung mit Sterbebildchen zu sehen. Damals wurden anlässlich des 50. Jubiläums der Kirche fast 500 Sterbebildchen aus den Jahren 1965 bis 2015 gezeigt. „Dabei habe ich in Erfahrung gebracht, dass viele Leute auch noch ältere Sterbebildchen haben“, erinnert sich Walter. So entstand die Idee zu einer weiteren Ausstellung.

Die aktuelle Ausstellung befasst sich mit der Zeit vor dem Neubau der Wombacher Kirche. Bereits 1868 sei in der Vorgängerkirche der erste Gottesdienst gefeiert worden, ist auf der Homepage der Pfarrei zu lesen. Eines der ältesten Sterbebildchen erinnert an Eva Franziska Hettinger, die am 23. September 1898 im Alter von 85 Jahren starb. Damals sei es noch nicht üblich gewesen, ein Bild des Verstorbenen abzudrucken, erzählt Walter. Dafür sei häufig der Beruf genannt worden. „In den 1920er Jahren wurden vereinzelt auch Bilder gedruckt, und in den 1930er Jahren nimmt die Zahl der Bilder deutlich zu“, sagt Walter. Es sei früher auch nicht üblich gewesen, die Sterbebildchen bereits bei der Beerdigung auszulegen. „Ich habe mir erzählen lassen, dass sie später gedruckt und im Ort verteilt wurden.“ Damals sei der Druck teuer gewesen. „Aber das war es den Menschen wert. Sie hätten sich das Geld auch vom Mund abgespart.“

Aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammen viele Sterbebildchen von teils sehr jungen Männern. Edgar Löhr beispielsweise war gerade mal 20 Jahre alt, als er 1944 in Nordfinnland fiel. „Zur frommen Erinnerung im Gebete an meinen lieben einzigen Sohn und Bruder“, steht unter dem Foto eines ernst blickenden jungen Mannes in Uniform. Früher seien auch Sterbebildchen für Eheleute üblich gewesen, sagt Walter. „Das hat man oft gemacht, wenn der verbliebene Ehepartner gestorben war.“ Ein solches Sterbebildchen zeigt beispielsweise das Ehepaar Emma und Heinrich Lauer: Sie starb am 4. Juni 1935, er im Jahr darauf am 11. Januar.

Vor allem Senioren würden nach dem Gottesdienst noch eine Weile bleiben und die Ausstellung betrachten. „Die Leute schauen sich die Sterbebildchen an, erkennen jemand wieder und erzählen die Geschichten zu den Menschen. Es ist auch ein Ziel, dass die Menschen ein bisschen Verständnis für die Vergangenheit entwickeln“, sagt Schroll. Manchmal ist das Wirken der Verstorbenen noch heute sichtbar. „Das sind zum Beispiel Menschen, die Geschäfte aufgebaut haben.“ So wie der Orthopädie-Schuhmachermeister Eugen Endres, gestorben am 31. Januar 1961 in Wombach. Dessen Großenkel würden die Schuh- und Orthopädiegeschäfte von Schön & Endres in Würzburg betreuen, erzählt Schroll.

Er hat den Lebenslauf des Waldaufsehers Jakob Roth, dessen Sterbebildchen ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist, für ein Buch über die Ehrenbürger der Stadt Lohr recherchiert. Nach der glücklichen Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg habe dieser eine Maria Ruf geheiratet, das Paar bekam fünf Kinder. Wie schon sein Vater und sein Schwiegervater, war Roth Waldaufseher in Wombach, außerdem Vorstand der Waldbauernvereinigung, Mitglied der freiwilligen Feuerwehr und im Gesangverein. Für seine vorbildliche Tätigkeit und seine „Verdienste um den Gemeinde- und Privatwald“ wurde ihm 1958 – ein Jahr vor seinem Tod – die Ehrenbürgerschaft verliehen. „An Jakob Roth sieht man, wie bedeutend der Wald in den 1940er und 1950er Jahren gewesen ist“, sagt Schroll.

Das Gedenken an die Verstorbenen wird in Wombach bis heute gepflegt. Wenn man durch den Haupteingang die Kirche betritt, ist gleich an der rechten Seite eine Tafel mit den Sterbebildchen jener Menschen, die im Laufe des Jahres 2017 gestorben sind. Auf einer weiteren Tafel sind die Namen all jener aufgelistet, die im November verstorben sind, bis zurück in das Jahr 1965. Diese Tafel werde jeweils zu Beginn jeden Monats ausgetauscht, sagt Walter. So bleibt die Erinnerung an vergangene Generationen weiterhin lebendig.

Die Ausstellung mit Sterbebildchen aus den Jahren 1893 bis 1965 ist zu den üblichen Öffnungszeiten in der Filialkirche Sankt Peter und Paul zu sehen.

sti (POW)

(4717/1248; E-Mail voraus)

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