Sömmersdorf (POW) Großer Applaus für eine gelungene Premiere: Vor ausverkauftem Haus und unter den Augen von Schirmherr Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein sind die Fränkischen Passionsspiele Sömmersdorf am Sonntagnachmittag, 22. Juni, in das Spieljahr 2008 gestartet. Unter Regie und Spielleitung von Barbara M. Zorn bieten bis 31. August rund 300 Kinder, Frauen und Männer des 640-Seelen-Orts sowie über 100 Akteure hinter der Bühne 15 weitere Aufführungen. Die Passionsspiele Sömmersdorf im Landkreis Schweinfurt feiern heuer ihr 75-jähriges Bestehen.
Erstmals fieberte der bayerische Ministerpräsident bei der Premiere der Passionsspiele mit. Beckstein kam pünktlich zur Eröffnung, ließ sich von den 20 Szenen rund um das Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu berühren, suchte in der Pause zusammen mit Bischof Hofmann hinter der Bühne den Kontakt mit den Schauspielern und war schließlich angetan von dem „sehr eindrucksvollen und ergreifenden Nachmittag, der das Herz berührt und etwas ganz, ganz Wunderbares ist“. Fasziniert sei er, mit welcher religiösen Tiefe die Sömmersdorfer das Geschehen zur Aufführung brächten, sagte Beckstein. Eine tiefe Volksfrömmigkeit komme hier zum Tragen. Die Weite des Lebens und die Tiefe des Glaubens würden vermittelt. Die Passionsgeschichte kenne jeder, aber es sei immer wieder ergreifend, wenn sie szenisch nachgestellt werde.
Besonders würdigte Beckstein die großartige Gemeinschaft in Sömmersdorf, die diesen Höhepunkt im Leben des Dorfes und der einzelnen Bewohner erst ermögliche. „Es ist wunderbar, wenn man erlebt, wie ein kleines Dorf eine solche Leistung bringt. Allen Mitwirkenden gebühren Dank und Anerkennung.“ Den Sömmersdorfern versprach der Ministerpräsident, in den kommenden Tagen etwas dafür zu tun, damit die Fränkischen Passionsspiele weit über Unterfranken und Bayern hinaus noch bekannter würden.
Die beeindruckende Gemeinschaft des Dorfes und das große Glaubenszeugnis begeisterten auch den Schirmherrn. „Ich bin stolz, dass Sie mich gebeten haben, die Schirmherrschaft für die Passionsspiele zu übernehmen“, sagte Bischof Hofmann zu den Schauspielern nach der Premiere. Besonders gelungen sei die Balance zwischen meditativer Stille und Action auf der Bühne. Der Zuschauer werde Zeuge eines Ereignisses, das vor fast 2000 Jahren geschah, aber an Aktualität und Brisanz bis heute nicht verloren habe. „Es geht um kein Spiel, sondern um dein Leben, Jesus, und um unsere Erlösung“, betete der Bischof zur Eröffnung der Passionsspiele auf der Bühne, ehe er Spieler und Zuschauer segnete.
Gegenüber POW zeigten sich zahlreiche Ehrengäste nach der rund vierstündigen Premiere von der Aufführung beeindruckt. „Ich bin ganz begeistert, wie die Dorfgemeinschaft vom Kleinsten bis zum Ältesten in die Heilsgeschichte schlüpft, diese darstellt und den Zuschauer in die biblische Geschichte mit hineinnimmt“, sagte der evangelische Regionalbischof Helmut Völkel. Er sei erstmals bei den Fränkischen Passionsspielen – und hoffentlich nicht zum letzten Mal. Staatsminister Eberhard Sinner nannte das Engagement der Sömmersdorfer eine „fast unvorstellbare Leistung“. Das Spiel in der neuen Bearbeitung mache noch intensiver erlebbar, wie Menschen sich aus einer tiefen Frömmigkeit heraus motivieren lassen könnten. Der Zuschauer werde voll in das Geschehen hineingenommen. „Als Unterfranke bis ich sehr stolz auf die Sömmersdorfer“, unterstrich Sinner.
Von einem sehr eindrucksvollen Spiel sprach auch Unterfrankens Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer. Das Passionsspiel mache unmittelbar sichtbar, was ansonsten nur allzu selbstverständlich und selbstsicher wahrgenommen werde. Es sei großartig, wie die Dorfgemeinschaft das biblische Geschehen den Zuschauern nahebringe. Das Spiel zeige, aus welchen Wurzeln die Dorfgemeinschaft lebe. Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel sprach den Passionsspielen auch künftig die Unterstützung des Bezirks Unterfranken zu. „Die Aufführung hat gut getan. Ein tiefer Glaube ist wichtig. Ihn brauchen wir im Leben.“ Zu den Ehrengästen zählten außerdem Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm, unterfränkische Abgeordnete, Landräte und Bürgermeister. Zum Ehrenvorsitzenden der Fränkischen Passionsspiele wurde Robert Seemann ernannt. Er stand von 1975 bis 2006 an der Spitze des Vereins. Sein Nachfolger Robert König würdigte beim Empfang nach der Premiere die großen Verdienste Seemanns für die Passionsspiele.
Bereits am Vormittag feierte Bischof Hofmann auf der Freilichtbühne mit Schauspielern und Gästen einen feierlichen Gottesdienst. An der Messe nahmen rund 600 Gläubige teil. In seiner Predigt wies er darauf hin, dass Leid und Tod Themen seien, die den Menschen immer wieder herausforderten. „Christus ist den Weg des Leidens gegangen, um das Böse wegzulieben.“ Das was in den Augen der Welt schwach erscheine, sei in Wirklichkeit stark. Nur auf dem Weg der sich verschenkenden Liebe werde der Mensch groß. Das zeige das Leben Jesu Christi. „Sein erlösendes Leiden und Sterben öffnen uns den Himmel.“ Auf der Bühne gehe es nicht um ein Spiel, um Nervenkitzel und Augenweide, sondern um ein für das Leben existentielles Geschehen. „Im Spiel kann unser Herz berührt werden“, sagte der Bischof. Für alle Mitwirkenden – auch die im Hintergrund mitarbeiteten – sei dies ein Glaubenszeugnis, das die Welt heute brauche. Das Christentum habe dem Menschen seine Würde wiedergegeben. Dies sollten die Christen den suchenden Mitmenschen zeigen.
Die Wurzeln der Sömmersdorfer Passionsspiele reichen zurück bis 1933. Seit 1968 wird das Leiden und Sterben Jesu von rund 400 Mitwirkenden aus dem Ort im Fünf-Jahres-Rhythmus aufgeführt. Die Schauspielpädagogin Barbara Zorn aus Bad Schwalbach führt seit 1998 allein Regie. Die Spielzeit 2008 dauert bis 31. August. Restkarten sowie nähere Informationen bei: Geschäftsstelle der Fränkischen Passionsspiele, Zinnstraße/Passionsweg, 97502 Euerbach-Sömmersdorf, Telefon 09726/2626, Fax 09726/909066, E-Mail info@passionsspiele-soemmersdorf.de sowie im Internet unter www.passionsspiele-soemmersdorf.de.
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