Würzburg/Schweinfurt (POW) Zwei Kiliani-Pontifikalmessen speziell für kranke Menschen hat Bischof Dr. Franz Jung am Freitag, 9. Juli, in der Spitalkirche Sankt Kilian im Juliusspital in Würzburg sowie nachmittags in der Kapelle des Krankenhauses Sankt Josef in Schweinfurt gefeiert. Traditionell werde in der Kiliani-Wallfahrtswoche im Kiliansdom ein Gottesdienst für die Kranken gefeiert. Doch in diesem Jahr sei das nicht möglich, sagte Bischof Dr. Franz Jung in den Gottesdiensten, die unter den Corona-Schutzmaßnahmen gefeiert wurden. „Also kommt der Kiliansdom zu den Kranken, um zu zeigen, dass wir als Bistum miteinander eine große Gemeinschaft bilden in dieser Welt.“ In seinen Predigten stellte der Bischof die Parallelen zwischen einer Wallfahrt und einem Aufenthalt im Krankenhaus heraus. „Auch die Unterbrechung durch die Krankheit ist so etwas wie eine innere Wallfahrt, ein Aufbruch zu neuem Leben, eine Chance, zu sich, zum anderen und zu Gott zu kommen.“ Ausdrücklich dankte er den Ärzten und dem Pflegepersonal beider Einrichtungen für ihre Leidenschaft und ihr Engagement in ihrem Dienst für die Menschen. Beide Gottesdienste wurden in den jeweiligen Krankenhäusern live übertragen, in Schweinfurt zudem im Leopoldina-Krankenhaus.
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Bei der Wallfahrt wie im Krankenhaus werde der Alltag unterbrochen, sagte Bischof Jung. Der Wallfahrer breche freiwillig aus dem gewohnten Alltag auf, während der Kranke seinen Alltag unfreiwillig unterbreche. Doch das Prinzip dahinter sei dasselbe: Der Mensch sei gefordert, eine Unterbrechung im Leben bewusst wahrzunehmen, nicht nur als lästige Verzögerung oder Zeitverschwendung, sondern als eine Pause im Leben. „Meistens ist diese Pause wichtig, sogar lebensnotwendig.“ Wer auf eine Wallfahrt gehe oder ins Krankenhaus komme, der müsse auch Ballast abwerfen, fuhr der Bischof fort. Man reduziere sich auf das, was man wirklich brauche. „Und dann merkt man, wie viel man mit sich schleppt, was man überhaupt nicht braucht, oder von dem man meint, es wäre wichtig. Plötzlich zeigt sich, wie viele Dinge am Ende wirklich zählen.“
Auf Wallfahrt gehen heiße, sich Impulse von außen zu erwarten, sich von neuen Eindrücken inspirieren zu lassen, den eigenen Horizont zu weiten. „Auch im Krankenhaus stürmen jede Menge neuer Eindrücke auf einen ein“, sagte Bischof Jung. Man werde sensibler für das, was auf einen zukomme – ob menschlich, technisch, medizinisch oder emotional. Das könne überfordern, ärgern oder reizen: „Viele Aspekte des Lebens, die man vielleicht bislang ausgeblendet hat oder die man nicht sehen wollte, aber denen man sich jetzt einmal stellen muss.“ Bei der Wallfahrt wie beim Krankenhausaufenthalt entdecke man eine neue Dimension von Wirklichkeit, aber auch Klärung, Heilung und Gesundung. Es sei kein Zufall, dass viele Heilige ihre Bekehrung auf dem Krankenbett erlebt hätten, erklärte Bischof Jung. Diese verordnete Auszeit sei als Einladung zu verstehen, noch einmal tiefer nachzudenken: „Was will ich in meinem Leben? Was wäre, wenn ich mein Leben ganz neu ausrichten würde? Wenn ich diese Pause nutzen würde, darüber nachzudenken, was ich anders machen will oder vielleicht anders machen muss?“
Auf einer Wallfahrt wie im Krankenhaus treffe man auf neue Menschen, sagte der Bischof weiter. Beides sei bereichernd. Es könne entlastend sein, zu wissen, dass man mit seinem Leiden nicht alleine ist. Es sei wichtig, voneinander zu lernen und neue Optionen kennenzulernen, wie man eine Situation betrachten könne. Zwischen Menschen, die gemeinsam einen Weg gehen, „auch und besonders in schweren Zeiten“, entstehe eine Verbindung. „Wallfahrt und Krankenhausaufenthalt haben etwas mit der Beziehung zu Gott zu tun“, führte der Bischof aus. Sie verstünden sich als große Einladung zum Gebet, um das Angesicht des Herrn von Neuem zu suchen und in ihm einen inneren Halt für das Leben zu finden, neu beten zu lernen – „einfacher, direkter, unverstellter“ – im Blick auf das Kreuz Jesu Christi.
Das Gleichnis vom Weinstock mache deutlich, worum es geht, schloss der Bischof. Wallfahrt wie auch der Aufenthalt im Krankenhaus seien eine Einladung, sich neu zu verwurzeln, eine Aufforderung, alles abzuschneiden was nicht trage, die Vernetzung mit anderen Menschen, mit denen man unterwegs ist, und schließlich die Dankbarkeit, wenn sich durch den Weg des Leidens plötzlich neue Wege zeigten. „Bitten wir unsere Bistumspatrone, dass sie uns helfen, gute Wegbegleiter zu werden und selbst als Wegbegleiter im Glauben zu wachsen und zu reifen.“
Der Gottesdienst im Würzburger Juliusspital wurde musikalisch begleitet von Diözesanmusikdirektor Gregor Frede (Orgel), Verena Hillenbrand (Oboe) und Matthias Wallny (Trompete). In der Kapelle des Krankenhauses Sankt Josef in Schweinfurt begleitete Kantor Martin Seiwert die Messe an der Orgel.
sti (POW)
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